Kingdom Come: Deliverance 2 ist wichtig. Ich stehe gerade in einer alten Prager Kaserne, der gigantische Gebäudekomplex samt Innenhof sieht von außen aus wie ein Mix aus sowjetischer Behörde und verwitterter Feuerwehrhalle.
Vor ein paar Jahrzehnten parkten hier wahrscheinlich tschechische Militärfahrzeuge, mittlerweile hat die Stadt Prag daraus eine kultige Feiermeile voller Bars und Eventlocations gemacht. Aus bröckelnder Kasernenfassade wird postmodern-ironischer Pomp.
Drinnen mussten deshalb die Panzer knapp zwei Dutzend Stehtischen weichen, ich lehne an einer kleinen Bühne und schaue über hundert Entwicklerinnen und Entwicklern von Warhorse dabei zu, wie sie die umgebaute Eventhalle betreten, sich am Buffet mit Köstlichkeiten eindecken, miteinander plaudern auf Tschechisch, Englisch, hier und da auch mal Deutsch.
Gäste sind gekommen, darunter beispielsweise die Landsleute und Entwickler von Last Train Home, aber auch eine Delegation von Publisher Plaion. Der Party-Rahmen dürfte bewusst gewählt worden sein. Denn ich spüre förmlich, wie viel Anspannung sich hinter dem Smalltalk und der heiteren Stimmung verbirgt.
Die Belegschaft wird gleich zum ersten Mal das 15-minütige Enthüllungsvideo von Kingdom Come: Deliverance 2 sehen. Zum ersten Mal präsentieren sich all die Einzelteile, an denen die mittlerweile 250 Köpfe bei Warhorse seit sechs Jahren arbeiten, als ein großes Ganzes: die Fortsetzung zu einem der besten Mittelalter-Rollenspiele aller Zeiten.
Kingdom Come: Deliverance 2 ist wichtig. Die Lichter gehen aus, bevor das Video per Beamer an die Wand geworfen wird, richten noch die obersten Oberbosse das Wort an die Belegschaft: Plaions CEO Klemens Kundratitz und Embracers Vorstands-Chefin Kicki Wallje-Lund - beide nur per aufgezeichneter Videobotschaft. Kingdom Come: Deliverance 2 sei »Plaions wichtigstes Spiel 2024«, heißt es. Möge es ein Produkt werden, das »den Spielerinnen und Spielern, aber auch den Shareholdern gefällt«, verkündet Embracer. Hach, die Shareholder.
Warhorse ist seit Jahren nicht mehr unabhängig, gehört mittlerweile zum schwedischen Mutterkonzern Embracer - eben jenem Embracer, das seit Monaten für negative Schlagzeilen sorgt. Seit einem geplatzten Milliarden-Deal mit Saudi-Arabien befindet sich der Konzern im Krisenmodus, das Fallbeil trifft ein Studio nach dem anderen. Über 1.300 Jobs wurden 2023 gestrichen, 29 Spiele eingestellt, unter anderem traf es die komplette Belegschaft von Gothic-Entwickler Piranha Bytes.
Kingdom Come: Deliverance 2 ist wichtig, weil alle hier im Raum einen Sieg brauchen. Embracer für die Shareholder, Warhorse für das eigene Überleben und ich, weil ich mich wie Abertausende andere Leute seit sechs Jahren auf diese Fortsetzung freue! Kingdom Come: Deliverance 2 ist ein sündhaft teures Megaprojekt, doppelt so umfangreich wie der ebenfalls schon enorme Open-World-Vorgänger, entwickelt von einer dazu passend doppelt so großen Belegschaft.
Und während der Trailer vor allen Leuten im Raum abgespielt wird, bin ich ein bisschen verlegen, denn ich habe den Clip bereits gesehen. Es ist Dienstagabend, vor zehn Stunden hat mir Warhorse Kingdom Come: Deliverance 2 präsentiert - und ich konnte sogar weltexklusiv selbst spielen! Nach zig Gesprächen mit den Devs festigt sich mein erster Eindruck: Bei dieser Fortsetzung werden den Fans vor Freude die Beine schlackern. Aber Herrje, hat sich Warhorse da was vorgenommen.
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