Endlich gibt's wieder Spiele-Demos! Dank Steams neuem Rückgaberecht kann ich jedes Spiel zwei Stunden lang ohne Einschränkungen testen, und wenn's mir nicht gefällt, gebe ich es einfach wieder zurück. Ist doch herrlich! Wer so denkt, darf seinen Hut nehmen und gehen. Mit ihm möchte ich mein liebstes Hobby nicht teilen.
Valve gibt uns mit dem Rückgaberecht für Spieledownloads eine scharfe Waffe in die Hand. Wenn die Early-Access-Version des hochgepriesenen Indie-Titels auf unserem Rechner nach 30 Sekunden das Zeitliche segnet oder Ubisoft mal wieder ein Assassin's Creed auf den Markt wirft, dessen Bilder langsamer über den Bildschirm stottern als die Urlaubsdias unserer Großeltern, dann sind Steamkunden zukünftig nicht mehr auf die Kulanz des Verkäufers angewiesen. Stattdessen können wir das fehlerhafte Spiel zurückgeben und erhalten unser Geld zurück. Ganz unbürokratisch, ganz einfach. So sollte es sein.
Sogar außerhalb der von Valve vorgegebenen Bedingungen (Rückgabe innerhalb von 14 Tagen nach dem Kauf, nicht mehr als zwei Stunden Spielzeit), können wir eine Rückgabe beantragen. Dann jedoch schaut der Kundendienst genau hin.
Auch wenn Johannes Roth das in seiner Kolumne anders sieht, ich bin überzeugt davon, dass ein Rückgaberecht auch für Downloadspiele ein unverzichtbares Instrument ist, um den Kunden vor Abzocke oder technischen Mängeln zu schützen - egal wie viele Let's Plays oder Reviews er sich vor dem Kauf hätte ansehen können.
Deshalb ist es für mich auch keine Lösung, dem Entwickler die Entscheidung darüber zu überlassen, ob sein Spiel umgetauscht werden kann. Sie haben es schließlich selbst in der Hand, dafür zu sorgen, dass die Käufer mit ihrem Produkt zufrieden sind.
Über den Autor
Egal ob auf dem Handy oder am Rechner, Johannes liebt kleine Indiespiele mit abgedrehten Ideen. Dass besonders die kleinen Entwickler unter Steams Rückgaberecht leiden könnten, macht ihm große Sorgen.
Gleichzeitig hat er bei der Suche im Early-Access-Dschungel schon genug Abzocke erlebt, um auf ein Rückgaberecht nicht verzichten zu wollen.
Die Versuchung ist groß
Trotzdem sind Johannes' Sorgen für mich vollkommen verständlich. Einige Indie-Spiele wie Dear Esther oder Gone Home lassen sich in zwei Stunden locker durchspielen - danach ist ihr Reiz verflogen. Klar liegt da die Versuchung nahe, sich seine hart verdienten Euros auf direktem Weg zurückzuholen. Oder wir kaufen uns wie eingangs beschrieben ein Spiel, zocken Probe und fordern bei Nichtgefallen unser Geld zurück. Dass den Entwicklern damit plötzlich ihre Einnahmen wegbrechen - uns doch egal. Die ersten Zahlen zeigen, dass viele Spieler schon fleißig dabei sind, genau das zu tun.
Doch diesem Impuls dürfen wir nicht nachgeben. Denn wie soll ein neues Kleinod wie Dear Esther entstehen, wenn die Entwickler ihre Einnahmen wieder zurückzahlen müssen? Gerade die kleinen Entwickler, die den Spielemarkt oft mit kurzen, aber unfassbar kreativen Spielen bereichern, haben zu Recht Angst, ausgebeutet zu werden. Große Entwickler wie Rockstar oder Ubisoft, deren Spiele weit über 50 Stunden Spielzeit bieten, müssen sich hingegen kaum Sorgen machen, dass jemand nach zwei Stunden schon alles gesehen hat und das Spiel zurückgibt.
Und sollten die Rückgabezahlen weiterhin ansteigen, sodass ein systematischer Missbrauch offenkundig ist, wird Valve über kurz oder lang die Notbremse ziehen und das System wieder abschaffen - das Recht dazu hätten sie.
Valve hat uns eine scharfe Waffe in die Hand gegeben, aber die Verantwortung sorgsam mit ihr umzugehen, liegt bei uns. Wenn wir sie missbrauchen, schießen wir uns letzten Endes damit selbst ins Bein.
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