Seite 2: Leisure Suit Larry Reloaded im Test - Flach, peinlich, liebenswert

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Liebevolle Details

Lobenswert ist aber, mit welcher Hingabe sich das Spiel darum bemüht, auf den Spieler zu reagieren. Es gibt praktisch keine Uhr, keinen Telefonmast und kein Fenster, die man anklicken kann, ohne vom hervorragend gesprochenen Erzähler eine zynische Bemerkung zu erhalten.

Der Wal erlebt demnächst eine böse Überraschung. Der Wal erlebt demnächst eine böse Überraschung.

Die Auftritte der spendierfreudigsten Kickstarter-Backer, die in Form unterschiedlicher Figuren im Spiel auftreten, und ein eigens geschriebener Song auf die Wonnen des Crowdfundings wirken wie aufrichtige Danksagungen und bereichern zugleich das Spiel für alle Käufer.

Details wie die Möglichkeit, eine kurze Standup-Comedy-Show anzusehen, oder bizarre Straßenschilder während der Taxifahrten zeugen außerdem vom Willen der Entwickler, ihrem Spiel so viel Leben einzuhauchen, wie mit ihrem schmalen Budget eben möglich war.

Leisure Suit Larry Reloaded - Video zur Kickstarter-Aktion Video starten 3:58 Leisure Suit Larry Reloaded - Video zur Kickstarter-Aktion

Züchtig auf deutsch

Wer die deutschen Untertitel zuschaltet, macht allerdings eine bizarre Feststellung: Ausgerechnet Larry: Reloaded wurde in der Übersetzung zensiert. Wenn beispielsweise der Standup-Comedian im Kabarett des »Caesar's Phallus« einen Witz über Schwule reißt, liest man in den deutschen Untertiteln einen völlig anderen, weniger kontroversen Gag.

Einige Witze wurden in den deutschen Untertiteln des Spiels entschärft. Der englische Sprecher sagt in dieser Szene eigentlich „jüdisch“ und nicht „evangelisch“. Einige Witze wurden in den deutschen Untertiteln des Spiels entschärft. Der englische Sprecher sagt in dieser Szene eigentlich „jüdisch“ und nicht „evangelisch“.

Wieso man ausgerechnet bei Larry auf die Idee kam, man müsse unangebrachten Humor aussieben, ist schwer nachvollziehbar. Etwas verständlicher ist, dass die Untertitel auch Scherze über jüdische Eltern zensieren, aber Sprüchlein wie »Mein jüdischer Vater schickt mir ein Telegramm: Fang schon mal an, dir Sorgen zu machen. Details folgen später!« sind so harmlos, dass auch diese Nachbearbeitung als übervorsichtig gelten muss.

Anekdote am Rande: Auf unsere Nachfrage erklärte übrigens der deutsche Vertrieb UIG die Verantwortung für die Änderungen liege bei den US-Kollegen von Replay Games. Die wiederum reagierten auf unsere Email völlig überrascht und fragten sofort bei ihrer Übersetzungsagentur Words of Magic nach, warum man dort diese Änderungen vorgenommen habe. Die wiederum schrieben uns zurück, der deutsche Übersetzer Rolf Klischewski habe freie Hand gehabt zu entscheiden, ob bestimmte Scherze hierzulande vielleicht nicht akzeptabel sind.

Der wiederum nimmt wacker die Verantwortung für die Änderungen auf sich und sagte uns, er habe nun mal letztlich auf sein eigenes Fingerspitzengefühl vertrauen müssen. Das ist sehr anständig von ihm, aber die Verantwortung für die Übersetzung eines Spiels, dass in seiner Originalversion beispielsweise noch einen trotzigen Mohammed-Scherz einbaut, einem einzelnen Übersetzer zuzuschustern, ist vielleicht doch eine etwas zu bequeme Lösung.

Unangenehme Rätsel

Ähnlich kratzt man sich am Kopf, warum nicht stattdessen ein paar »Kontroversen« im Rätseldesign ausgebügelt wurden. Nach wie vor muss man sich durch abspeichern und neu laden Geld an Glücksspielautomaten zusammenschummeln, um die Taxifahrt zu den anderen Schauplätzen zu finanzieren. Auch Puzzles, die darauf basieren, dass man in der statischen Spielwelt irgendwie Zeit vergehen lassen muss oder die gleiche Handlung mehrfach ausführt, sind nicht besonders elegant.

Unnötig: An den Spielautomaten muss Larry Geld verdienen um weiterzukommen. Unnötig: An den Spielautomaten muss Larry Geld verdienen um weiterzukommen.

Grundsätzlich ist das Spiel aber durch die Point-&-Click-Steuerung deutlich einfacher geworden und dadurch sehr kurz. Wer nicht allzu oft festhängt, zum Beispiel weil er sich noch an einige der alten Lösungen erinnert, ist in drei bis vier Stunden durch.

Neuzugänge, die endlich wissen wollen, was sich hinter dem Satz »Ken sent me« verbirgt, könnten angesichts des günstigen Einstandspreises durchaus einen Kauf erwägen. Rätsel wie einem Wal Chilisauce ins Luftloch zu kippen, sind so abgedreht, dass man dringend sehen will, was passiert. Die nötige Toleranz für Flachwitze und umständliche Steuerung vorausgesetzt, ist Larry: Reloaded durchaus unterhaltsam. Das Gefühl, einen echten Klassiker zu spielen, wird sich aber nur beim Blick durch die rosa Brille einstellen.

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