Leisure Suit Larry Reloaded im Test - Flach, peinlich, liebenswert

Der Test von Larry Reloaded sollte eine nostalgische Zeitreise werden. Aber Leisure Suit Larry ist noch schlechter gealtert, als sein Hauptdarsteller.

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Remakes von Computerspielen sind so hip, sie müssten eigentlich zusammen mit einem Fair-Trade-Kaffee im Starbucks serviert werden. Egal, ob HD-Collection oder iPad-Neuauflage, immer mehr Hersteller erkennen, dass die Lizenzstapel, mit denen sie in den Jahren zuvor den wackeligen Kantinentisch unterlegt haben, vielleicht doch noch für ein paar Euro gut sind.

Leisure Suit Larry Reloaded hingegen ist mehr als das. Der Adventure-Klassiker ist für seinen Erfinder Al Lowe eine echte Herzensangelegenheit, und das merkt man der grafisch und inhaltlich aktualisierten Fassung deutlich an. Doch trotz aller Verbesserungen drängt sich der Verdacht auf, dass Larry vielleicht einfach nie so ein richtiger Knaller war.

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Fremdschämiger Humor

Die Handlung des Spiels liest sich auch heute noch ungewohnt: Wie spielen Larry Laffer, einen etwas schmieriger Loser Anfang 40, mit Geheimratsecken und nur einem Ziel: endlich eine Frau ins Bett kriegen. Klar, für manche Spieler war das auch das heimliche Hauptziel in Mass Effect und Dragon Age, aber selbst über 25 Jahre nach der Premiere des Spiels bleibt seine Verquickung von anrüchigem Humor und einem Hauch von Sex nahezu einzigartig.

Der Larry-Eignungstest: Wer darüber lachen kann, dass aus dem Caesar's Palace der Caesar's Phallus geworden ist, liegt hier goldrichtig. Der Larry-Eignungstest: Wer darüber lachen kann, dass aus dem Caesar's Palace der Caesar's Phallus geworden ist, liegt hier goldrichtig.

Leider beweist Larry: Reloaded aber ebenso, dass Anderssein allein ein Spiel vielleicht denkwürdig, aber nicht gut macht. Wenn unser Held im indischen Supermarkt verstohlen gegen die Verhütungsmittelwerbung klopfen soll, um dem Ladeninhaber unauffällig seinen Kaufwunsch zu signalisieren, nur um dann in Stadionlautstärke nach seinen Sonderwünschen gefragt zu werden, ist das noch aufrichtig komisch. Bei Beschreibungen von Schleim und Haaren, die aus dem Batteriefach eines Sexspielzeugs quellen, wird es dann aber schlicht unangenehm.

So illustriert Larry eindringlich, warum sich seit 1987 nur krude Billigproduktionen wie Lula 3D an das Thema herangetraut haben: Der Grat zwischen einer guten Zote und peinlichen "Was zur Hölle spiele ich hier?"-Gedanken ist so schmal wie beim Comedy-Freitag auf SAT.1, und Al Lowe gelingt es auch im zweiten Anlauf nicht, diese Wanderung ohne Fehltritte abzuschließen.

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Steuerungskrampf

Noch schmerzhafter als das Fremdschämen ist die Bedienung. Das Original-Larry wurde seinerzeit noch über Pfeiltasten und Texteingaben gesteuert. Der eingesetzte Textparser gehörte dabei zum Besten, was Sierra-Adventures zu bieten hatten, und verstand eine bemerkenswerte Anzahl möglicher Eingaben. Eine der großen Stärken dieses Systems war es, dass Lowe und sein Team viele lustige Reaktionen des Spiels auf Befehle des Spielers programmieren konnten. Beim Übergang auf eine Point-&-Click-Steuerung gingen viele davon nötigerweise verloren.

Das Inventarmanagement ist, wie die gesamte Steuerung des Spiels, unnötig umständlich. Das Inventarmanagement ist, wie die gesamte Steuerung des Spiels, unnötig umständlich.

Um zumindest einen Teil dieser Vielfalt in das Remake zu retten, fasste man den bedauerlichen Entschluss, einen unnötig umfangreichen Befehlssatz einzubauen. Statt der heute gängigen Kombination aus »Benutze« und »Untersuche« gibt es hier noch »Lecken und Riechen«, »Sprechen« und »Ausziehen« und einen völlig überflüssigen, eigenen Button zum Laufen, der vor jeder Fortbewegung ausgewählt werden muss.

Alle zusätzlichen Befehle sind größtenteils reiner Interface-Ballast und sorgen nur dafür, dass man ständig durch die verschiedenen Icons blättert. Auch ein direkt zugängliches Inventar wurde einer Auswahlleiste für die sechs möglichen Aktionen geopfert. Das Ergebnis ist eine ziemliche Klickorgie, die die Handhabung des Spiels unnötig verkompliziert.

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