Lootboxen - Glücksspiel-Einstufung schadet der Spielebranche, warnt US-Verband ESA

Die Industrie sollte nach eigenem Ermessen auf die Lootbox-Kontroverse reagieren können, ohne dass sich Regierungen einmischen, findet der Präsident der Entertainment Software Association.

Michael Gallagher von der Entertainment Software Association wehrt sich gegen die Einstufung mancher Lootboxen als Glücksspiel. Michael Gallagher von der Entertainment Software Association wehrt sich gegen die Einstufung mancher Lootboxen als Glücksspiel.

Bei einem Vortrag auf der Nordic Games Conference brach der Präsident des US-Branchenverbands ESA, Michael Gallagher eine Lanze für Lootboxen: Sie als Glücksspiel einzustufen und sogar zu verbieten, beschränke die Innovationsfreiheit und damit das Wachstum der Spiele-Branche. Zuletzt hatten etwa die Niederlande die Lootboxen in vier von zehn untersuchten Titeln als illegales Glücksspiel eingestuft und Entwicklern eine Frist von acht Wochen zur Nachbesserung gesetzt.

Gallagher widersprach dieser Einstufung jedoch energisch. "Videospiele nehmen niemals Geld vom Spieler, ohne ihm etwas zurückgeben. Das tun sie nie." Außerdem könne man die Inhalte von Lootboxen in der Regel nicht zurück in echtes Geld verwandeln, weil sie keinen realen Wert hätten. Deswegen hätten unter anderem die USA und England Lootboxen auch nicht als Glücksspiel klassifiziert. Die deutsche USK sieht sie aktuell ebenfalls nicht in dieser Kategorie.

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Ganz so einfach ist es aber nicht: Denn genau die Tatsache, dass man in Spielen wie PUBG eben doch Lootbox-Items weiterverkaufen kann, war eine der Schlüsselfaktoren in der niederländischen Entscheidung. Gallagher hält Regierungs-Regulationen allerdings nicht für den richtigen Weg.

Lootboxen haben sich schnell zu einem der beliebtesten Spiele-Geschäftsmodelle entwickelt. Lootboxen haben sich schnell zu einem der beliebtesten Spiele-Geschäftsmodelle entwickelt.

Die Industrie soll sich selbst regulieren

"Wir können nicht auf den kleinsten gemeinsamen Nenner von Regierungen rund um die Welt hinuntergehen und den zum Standard machen, nach dem sich der Rest der Welt richten muss", so Gallagher. Das schränke eine der größten Stärken der Branche ein: Einfallsreiche und dynamische Geschäftsmodelle zu entwickeln, die sowohl Profit erwirtschaften als auch für glückliche Kunden sorgen. Und im Notfall auch auf Feedback zu reagieren. "Wer das richtig macht, der wird belohnt. Und wer nicht, der nicht."

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Deswegen spricht sich Gallagher für freiwillige Selbstregulierung aus. Als Positivbeispiel hebt er hervor, dass auf der Verpackung von Spielen mit Lootboxen in den USA jetzt eine entsprechende Kennzeichnung prangt. Außerdem lobte er die International Age Rating Coalition, in der Jugendschutz-Kennzeichnungsorganisationen wie die deutsche USK und die europäische PEGI zusammenarbeiten. "Wir machen das selbst, freiwillig und proaktiv, weil wir wissen, dass wir auf diese Weise unseren Markt verantwortungsvoll vergrößern".

Deswegen müsse die Industrie führende Politiker darüber aufklären, welche Maßnahmen es bereits gibt. Denn die Regulatoren würden nicht verstehen, dass es ähnliche Mechanismen wie Lootboxen in Spielen schon lange gegeben hätte. "Lasst sie uns zuerst informieren, weiterhin uns selbst regulieren und so weitermachen. Das hat die letzten 20 Jahre großartig für uns funktioniert."

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