Mafia 2 - Fesselnd wie ein Paar Betonschuhe

Mafia zählt zu den besten Actionspielen aller Zeiten. Teil 2 wird seinen Vorgänger mühelos beerben. Warum wir uns so sicher sind? Wir haben das Gangster-Epos ausführlich gespielt.

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Eigentlich sollte man Mama ja nicht warten lassen. Doch wir können nicht anders, als wir den jungen Soldaten Vito Scarletta nach seiner Ankunft in Empire Bay City zum ersten Mal selbst steuern dürfen und mit ihm durch sein altes Stadtviertel schlendern. Obwohl ein blinkendes Symbol in der Minikarte auf unser Ziel (die wartende Mutter) hinweist, müssen wir alle paar Meter innehalten, um die Stimmung in uns aufzusaugen.

Da gibt es den dicklichen Kioskverkäufer, der uns mit den Worten »Willkommen daheim, Soldat« zuwinkt. Oder der angetrunkene Typ, der versucht seinen Kumpel auf (angeblich) »nur ein Bier« aus den Klauen der am Fenster schimpfenden Ehefrau zu befreien. Wir gehen weiter und staunen über die heruntergekommenen Fassaden, die sanft rieselnden Schneeflocken, brennende Mülltonnen, dampfende Gullydeckel und schlagzeilenschmetternde Zeitungsjungen. Während Dean Martins »Let it snow« sanft aus den Lautsprechern trällert, erreichen wir Vitos ehemalige Haustür. Als seine Mutter nun öffnet und ihren Sohn liebevoll umarmt, haben wir bereits unser Herz an Mafia 2 verloren. Hier ist ein ganz besonderes Spiel in der Mache.

Die Zwischensequenzen sind fantastisch vertont und aufwändig animiert. Die Zwischensequenzen sind fantastisch vertont und aufwändig animiert.

Die Geschichte

Wer den (bis auf das Autorennen, Sie wissen schon…) überragenden ersten Teil Mafia von 2002 (GameStar-Wertung: 90 Punkte) nicht gespielt hat, den können wir beruhigen. Mafia 2 erzählt eine eigene, vom Vorgänger unabhängige Geschichte: Vito Scarletta, die neue Hauptfigur, kehrt Mitte der 40er Jahre aus dem Zweiten Weltkrieg zurück nach Empire Bay, um zusammen mit Mutter und Schwester ein neues Leben anzufangen, die perfekte Nachkriegsidylle also.

Mafiosi ballern wohl gern aus dem fahrenden Auto. Wir halten dagegen und zerlegen nebenbei eine komplette Fensterfront. Mafiosi ballern wohl gern aus dem fahrenden Auto. Wir halten dagegen und zerlegen nebenbei eine komplette Fensterfront.

Mitten hinein platzt jedoch tags darauf ein Schläger, der Vitos Schwester Francesca bedroht. So erfährt Vito, dass sein verstorbener Vater hohe Schulden hinterlassen hat, die die Familie binnen weniger Tage bei einem gefürchteten Mafiaboss begleichen soll. Vito sucht Hilfe bei seinem zwielichtigen Cousin Joe und gerät aus Verzweiflung auf die berühmte schiefe Bahn. Zwar mag ein solcher Auftakt wenig innovativ wirken (GTA 4 lässt grüßen), spannender und vor allem nachvollziehbarer als das zufällige Hineinschlittern in die Gangsterszene, wie es beim Vorgängerhelden Tommy der Fall war, ist Vitos Schicksal aber allemal. Zumal es der Entwickler 2K Czech meisterhaft versteht, den Spieler durch fantastisch gefilmte und (auch im Deutschen) professionell vertonte Zwischensequenzen emotional ins Geschehen zu ziehen und ihn nicht mehr loszulassen. So früh so »eingesaugt« von einem PC-Spiel fühlten wir uns zuletzt 2002, beim ersten Mafia.

Die Charaktere

Um nicht zuviel von der Story zu verraten, werden wir im Folgenden keine weiteren zusammenhängenden Details zur Haupthandlung verraten. Auch die zahlreichen und allesamt vielschichtig gezeichneten Charaktere behandeln wir nur am Rande.

Vitos Cousin Joe nehmen wir uns aber dennoch mal zur Brust, weil der Bursche exemplarisch dafür steht, wie 2K Czech seine Figuren in Szene zu setzen weiß. Als wir zu Beginn des zweiten Kapitels frühmorgens den heruntergekommenen Flur zu seiner Wohnung entlang gehen, stolpern wir über eine mit einem Besen bewaffnete Hausfrau, die sich lautstark darüber aufregt, dass Joe mal wieder nicht die Nachtruhe eingehalten habe und was immer dieser Lärm solle. Die Ursache ist schnell klar: Party! Als Joe die Tür öffnet, steht er nur in Unterwäsche bekleidet vor uns, während im Hintergrund gleich zwei halbnackte Mädels kichern.

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Allerdings wird im Verlauf des Spiels deutlich, dass sich Joe hinter seinen Frauengeschichten zu verstecken versucht. Denn tief in seinem Innern ist er lange nicht so hart, wie er sich gibt. So stellt er sich als ziemlicher Schleimer heraus, lacht unterwürfig auch über die schlechtesten Witze seine Dons. Oder wenn er versucht, mit dem Schmieden obskurer Pläne Eindruck zu schinden, Joe ist offensichtlich hinter der Fassade des Lebemanns und Gangsters ein ganz schön armes Würstchen. Vor allem diese Eigenheiten, Macken und Schwächen hauchen Joe wie auch allen anderen Figuren in Mafia 2 Leben ein und machen sie zu mehr als nur einer Anhäufung von Bytes und Polygonen - eine Meisterleistung.

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