Medal of Honor - Leserstimmen zur Taliban-Kontroverse

Nachdem sich unter anderem der Bundeswehrverband kritisch zum kommenden Ego-Shooter Medal of Honor geäußert hat, führen unsere Leser eine rege Diskussion über den Standpunkt der Politiker, das Spiel und Moral und Ethik im Allgemeinen.

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Jüngst meldete sich unter anderem der Bundeswehrverband kritisch zum Ego-Shooter Medal of Honor. Und der britische Verteidingungsminister Liam Fox forderte gar ein Verbot des Spiels. Hintergrund: In Medal of Honor werden wir den aktuell laufenden Afghanistan-Konflikt geschickt. Den Multiplayer-Modus dürfen wir wahlweise auf Seiten der Amerikaner oder der Taliban spielen.

Unsere Leser betreiben eine rege und nachdenklich stimmende Diskussion über die Themen Krieg in Spielen im Allgemeinen, aktueller Afghanistan-Konflikt als Spielhintergrund im Speziellen und die Position der Politiker.

Wir haben die spannendsten Kommentare zusammengefasst. Die gesamte Diskussion können Sie hier einsehen.

Ethik, Moral, der gute Geschmack

von: trusty-roots

Soldaten sterben jetzt, hier und heute in einem Krieg, der in der Gesellschaft schon stark moralisch hinterfragt wird. Ist das etwas, dass man zum Vergnügen nachstellen sollte? Der Krieg, in dem bereits zu viele Eltern ihre Kinder verloren haben? Andererseits könnte man auch wieder fragen, ob vielleicht nicht ein Talibankämpfer eine Mutter hat, oder? Diese Diskussion ist schlicht nicht einfach zu lösen, weil es eine Frage der Ethik ist.

Ich stehe jedenfalls voll und ganz hinter unseren Truppen in Afghanistan, denen wir mehr schuldig sind, als wir vielleicht glauben. Diese Männer und Frauen geben da drüben ihr Leben für uns. Das bedeutet nicht, dass ich diese Anschuldigungen von Seiten der Bundeswehr befürworte, denn ich bin gegen Verbote und Zensur ganz allgemein. Was man von dem Krieg und seinen Gründen hält, sei jedem selbst überlassen.

Aber man sollte sich vielleicht einmal fragen, ob man hinter den Kindern, Vätern und Müttern steht, die ihre Liebsten in Afghanistan verloren haben und ob man mit ihnen mitfühlt, während die Medal of Honor-CD im Laufwerk rotiert.

von robster1704

Sachlich gesehen ist der Kommentar der Bundeswehr natürlich nachzuvollziehen. Was sollen sie auch sonst dazu kommentieren? In Afghanistan sterben deutsche Soldaten und in einem Spiel soll man als Taliban auch "Soldaten" töten können. Jeder der jemanden kennt, der in Afghanistan verwundet oder getötet wurde kann das nachvollziehen. Jeder, der mal vor zwei Wochen auf der FAZ den Artikel über die fallen gelassenen Soldaten mit Depressionen und Angstzuständen gelesen hat, kann das nachvollziehen, dass das Nachspielen von eben solchen Situationen die Menschen beschädigt haben, ethisch zu hinterfragen ist. Und nichts anderes macht der Bundeswehrverband, also in der Hinsicht muss man eine andere Meinung als die eigene auch mal als Gamer akzeptieren. Hier gehts nicht um ein Verbot, sondern um eine Handlung und ein Szenario, das kritisch hinterfragt wird.

Kritisches Hinterfragen von Dingen gehört normalerweise zur Erziehung, aber Computerspiele scheinen diesen Effekt offenbar auf einige in dieser Diskussion nicht gehabt zu haben.

Natürlich geht es aber auch um ein Spiel, nur das Szenario ist meiner Meinung nach unglücklich gewählt, weil es eben genau diese Zusammenhänge schafft. Dass das Amerikanern (EA vor allem) egal ist, liegt auf der Hand, weil die einfach eine Ecke patriotischer eingestellt sind und immer noch auf (Kriegs-)Heldenepen stehen. Das die Briten aber jetzt so abgehen und ein Verbot fordern, ist Schwachsinn. Da hätten die eine Reihe von anderen Filmen und Spielen bereits viel früher diskutiert werden müssen (Band of Brothers, Saving Private Ryan, MoH, CoD, etc.).

Hier die Gesellschaftskritik auszupacken, ist auch sehr schwach. Wogegen möchtet ihr den alle Politiker austauschen? Ist jemand von Euch mal in der Situation gewesen für andere Entscheidungen zu treffen, weil die nicht in der Lage dazu waren? Weiß jemand, wie viel Arbeit und zum Teil Entbehrung der eigenen Freizeit es ist, sich für andere einzusetzen? Manchen täte es echt gut, mal hinterm Monitor vor zu kommen und sich ein bisschen der Realität zu stellen, die Diskussion hat echt zum Teil unterstes BILD Niveau. Aber so wie man's von den Medien vorgekaut bekommt, scheint ja immer mehr allgemeine Meinung zu werden.

von: timemperor

Ehrlich gesagt, kann ich beide Standpunkte verstehen. Sowohl die von EA als auch die der zu Wort kommenden Minister. Wie muss es denn beispielsweise als Hinterbliebener eines Gefallenen sein, so etwas zu erfahren?

Ich hätte zumindest erwartet, dass EA den Fraktionsnamen im Multiplayer umtauft. »Taliban« ist für meine Verhältnisse und besonders heutzutage etwas zu direkt.

Aber der Publisher hat pauschal absolut Recht damit, dass Games keine Ausnahmestellung was die Inszenierung, Storytelling und so weiter angeht, haben darf. Ich bin da zerrissen.

von: Game(R)ST

Dass die Minister empört sind, kann ich verstehen auf der einen Seite, es ist schon geschmacklos als »Taliban« Soldaten zu töten, genau so geschmacklos finde ich es aber, als US-Soldat Taliban töten zu müssen. Es ist allgemein geschmacklos, jemanden töten zu müssen, auch wenn es der Unterhaltung dient und nur virtuell passiert, aber das interessiert keinen, solang man brav einen US-Soldaten oder so spielt, aber sobald der Spieß umgedreht wird, schreien alle auf.

von: mho

Erklärt doch bitte man den Ablauf des Spiels den Eltern jener Soldaten, die ihre Kinder vor nicht mal 2 Monaten in Afghanistan verloren haben. Die finden sicher den Multiplayer witzig - wenn der Spieler als Taliban auf westliche Soldaten feuert.

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