Might & Magic: Heroes 7 - 3+5=7

Might & Magic: Heroes 7 kommt aus Deutschland. Und wenn sich der Eindruck aus unserem Studiobesuch bestätigt, dann wird die Rundenstrategie vor allem eins: sehr gut.

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Es gibt Momente, in denen man selbst als langjähriger Spielejournalist ein wunderbar kindliches Kribbeln spürt. Momente, die einen an jene längst vergangenen Tage erinnern, als man alleine mit der Straßenbahn in die große Stadt fuhr (»Du gehst aber mit niemandem mit, hörst du!«), für geradezu unglaubliche 120 Mark ein neues Spiel kaufte (»Du passt aber auf das Geld auf, hörst du!«) und auf der Rückfahrt die Klarsichtfolie von der Packung riss, um in argloser Vorfreude das Handbuch zu studieren (»Du machst aber Platz, wenn sich alte Leute setzen wollen, hörst du!«).

An diesem verregneten Tag im August 2014 erlebe ich dank des Rundenstragiespiels Might & Magic: Heroes 7 einen solchen Moment. Ich sitze in den Büros von Limbic Entertainment, trinke Mineralwasser aus diesen putzigen kleinen Konferenzraumfläschchen und ertappe mich beim folgenden Gedanken: Ich will das sofort mit nach Hause nehmen und spielen, spielen, spielen.

Zugegeben, das ist kein besonders kritischer Gedanke, aber man möge mir diesen einen Moment der kindlichen Begeisterung nachsehen, schließlich habe ich mit Heroes of Might & Magic 3 einen erheblichen Teil meines erfolglosen Geschichtsstudiums vertrödelt und bin bis heute der heimlichen Überzeugung, dass es nie ein besseres Strategiespiel gab.

An diesem verregneten Tag im August 2014 sehe ich übrigens erste Szenen aus Heroes 7. Und was ich sehe, lässt in mir die zarte, hoffentlich nicht allzu naive Hoffnung keimen, dass endlich mal jemand einen würdigen Nachfolger macht. Einen, der versteht, warum Heroes 3 so großartig war.

400, 250, 150, 4

Um den Niedergang dieser einstigen Vorzeigeserie nachzuvollziehen, ist ein Blick in die Archive der einschlägigen Fanseiten aufschlussreich. Zu Heroes 3 gibt es in der größten englischsprachigen Datenbank mehr als 400 von Fans erstellte Karten. Für das kontroverse Heroes 4 gibt's immerhin noch 250. Beim oft liebevoll als Heroes 3.5 bezeichneten Heroes 5 schrumpft die Zahl auf 150.

Dank der Unreal Engine 3 sehen die 3D-Umgebungen ziemlich schick aus. Ein Editor wird übrigens mitgeliefert. Dank der Unreal Engine 3 sehen die 3D-Umgebungen ziemlich schick aus. Ein Editor wird übrigens mitgeliefert.

Und das 2011 veröffentlichte Heroes 6? Ganze vier (!) Karten stehen zum Download bereit, der quasi eingestellte Fan-Support gibt beredt Auskunft darüber, wie weit sich die Serie von ihrer aktiven Basis entfernt hat - und wie nötig ein Nachfolger wäre, der versteht, warum das passiert ist. »Wenn wir es schaffen, dass die Fans neue Karten erstellen, dann haben wir schon viel gewonnen«, sagt Stephan Winter, Chef von Limbic Entertainment.

Von Fans für Fans

Das deutsche Studio aus Langen bei Frankfurt hat zuletzt mit Might and Magic 10: Legacy ein Händchen fürs Traditionsreiche bewiesen. Davor arbeitete Limbic an den Addons für Heroes 6, Winter ist sichtlich stolz darauf, dass diese Addons das Spiel insgesamt runder, wieder mehr zu einem klassischen Heroes machten. Aber da war das Kind aus Fan-Sicht schon längst in den Brunnen gefallen, alleine das Stigma, dass Heroes 6 ohne die serientypischen Stadtbildschirme veröffentlicht wurde, haftet dem Programm heute noch an.

Es wäre so, als würde Borussia Dortmund die Vereinsfarben wechseln - oder Maxis auf die Schnapsidee kommen, ein Sim City mit Onlinezwang zu machen. Damit so etwas nicht noch einmal passiert, hat Limbic die Fans schon früh in der Entwicklung einbezogen, Vertreter einschlägiger Communities wie Drachenwald oder Celestial Heaven fungieren als kreative Berater. Doch damit nicht genug: Nach der offiziellen Enthüllung im Rahmen der Gamescom sollen interessierte Nutzer aktiv über zentrale Spielinhalte mitbestimmen. So stehen momentan vier klassische Fraktionen fest: Haven, Stronghold, Necropolis und Academy.

Zwei weitere werden im fertigen Spiel folgen, um welche es sich dabei konkret handelt, liegt in den Händen der Fans. Eine Abstimmung erfolgt zwischen Elfen und Zwergen, die andere zwischen Dungeon und Inferno. Auch über einen Teil der Einheiten für diese Fraktionen soll die Community diskutieren, ringen und schließlich entscheiden. Stephan Winter legt Wert darauf, dass es sich um eine echte Entscheidung handelt, keine der vier zur Wahl stehenden Fraktionen sei bereits entwickelt, das geschehe erst nach den Abstimmungen. Und als DLC zum Release seien die beiden unterlegenen Städte auch nicht vorgesehen.

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Das liebe Geld

Warum nicht alle Fraktionen umsetzen, mag man jetzt fragen. Ubi hat's doch! So einfach mahlen die Mühlen der Spiele-Entwicklung aber nicht. Als unabhängiges Studio »pitcht« Limbic seine Projekte an interessierte Publisher, die wiederum stellen ein gewisses Budget zur Verfügung, abhängig vom zu erwartenden Erfolg. Im Falle von Heroes 7 reiche dieses Budget laut Winter für sechs Fraktionen, mehr seien nicht drin, keine künstliche Verknappung, sondern wirtschaftliche Branchenrealität. Dafür aber, so Winter, werde man diese Fraktionen auch so umsetzen, wie Fans das erwarten.

Jede wird also einen individuellen Stadtbildschirm erhalten, auf dem alle neu gebauten oder erweiterten Gebäude auch tatsächlich dargestellt werden. Jede besitzt acht einzigartige Einheiten, wobei wir bei der stärksten Einheit - den sogenannten Champions - zwischen zwei Alternativen wählen müssen.

Kein Heroes ohne eine Unterwelt: Die Schatzkiste da vorne blinkt ausgesprochen einladend. Kein Heroes ohne eine Unterwelt: Die Schatzkiste da vorne blinkt ausgesprochen einladend.

Der Marktplatz feiert sein Comeback, und die mit Heroes 6 eingeführte Beschränkung auf lediglich vier Ressourcen ist passé, es gibt also erneut sieben davon. Außerdem gestrichen wurden die Umwandlung von eroberten Städten (nehmen wir also eine Necropolis-Festung ein, dann bleibt sie eine Necropolis-Festung) sowie das globale Rekrutieren von Einheiten, es existieren Karawanen, um Kreaturen von einer Stadt in die nächste zu bringen, sie werden nicht einfach von A nach B gebeamt.

Veteranen dürfen sich über ein Wiedersehen mit den Kriegsmaschinen freuen, Katapulte, Erste-Hilfe-Zelte und Ballisten sind mit von der Partie. Beim neuen Heroes stehen also offensichtlich die herausragenden Teile 3 und 5 Pate, es ist ein notwendiger Schritt in die richtige Richtung: zurück.

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