Zurück zu den Ursprüngen
Beginnen muss ich meine Reise ins Minecraft-Universum mit einem Geständnis: Ich habe Minecraft seit 2013 kaum gespielt. Nach größeren Updates mal reingeschaut, ja, aber nicht mehr groß geschürft, gebaut oder Server erkundet. Und auch wenn das Grundprinzip dasselbe geblieben ist, hat sich einiges getan, neue Blocktypen kamen hinzu, zuletzt hat Mojang am 29. Februar 2016 mit dem Update 1.9 das Kampfsystem geändert.
Bleibt die Frage: Wo setze ich an? Meine erste Anlaufstelle ist eine, die ich noch aus alten Tagen kenne: Minestar. Wie der Name dezent andeutet, ist diese Minecraft-Community im GameStar-Forum entstanden. Viele User stießen hinzu, nachdem der Kollege Christian Schmidt den Kreativbaukasten in seinem Testvideo vorgestellt hatte, beginnend mit den Worten: »Ich habe einen Block …«
Ältere Leser mögen sich an ein imposantes Video vom Bau einer Kathedrale erinnern, das wir 2011 veröffentlicht haben - aufgenommen wurde es auf dem Minestar-Server, wo bis heute ein Nachbau des Gotteshauses steht.
Gemeinsam mit anderen deutschen Minecraft-Communitys stieß Minestar 2012 außerdem das Projekt »You are Minecraft« an, bei dem 87.616 Spieler ihre eigenen Charakter-Skins als riesige Statuen nachbauten, um sich bei den Entwicklern zu bedanken. Die Aktion erregte international Aufsehen, sogar Notch beteiligte sich daran - nachdem die Server-Admins seine damalige Frau dazu gebracht hatten, ihren von der Community genervten Gatten zur Teilnahme zu überreden.
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Minecraft - Die MineStar-Kathedrale im Zeitraffer-Video
Es ist das Bauen
Also: Minestar. Bei einer Tour über den Server plaudere ich mit den Admins, gemeinsam wandern und fliegen wir um sehenswerte (Nach-)Bauten. Vom idyllischen Dorf bis zum Wolkenkratzer-Manhattan, vom Washingtoner Kapitol bis zum Stark Tower aus »Iron Man«, von ägyptischen Pyramiden bis zur unfertigen Römervilla.
Apropos unfertig: Auf Minestar.de entstehen immer noch neue Bauten, wenn auch nicht mehr ganz so viele wie zu Hochzeiten. »Heute sind noch rund 20 bis 30 Leute regelmäßig online«, erzählt mir Minestar-Admin Render, »früher waren es 300.« Er selbst spielt Minecraft seit 2011, und zwar fast täglich.
Derzeit bastelt er privat an einem Bergdorf für NPC-Bewohner - auf einer »Amplified«-Map mit besonders hohen Bergen und schroffen Schluchten. Und warum? »Das Spiel lässt mir alle Freiheiten, Haus bauen, Tiere und Monster jagen, Löcher graben oder Berge abtragen, alles ist möglich«, sagt er. Das Spiel fördert wie kein anderes die Kreativität, um aus den wenigen Materialien und groben Blöcken genau das zu erschaffen, was man haben will.«
Damit umreißt Render perfekt die Kernfaszination von Minecraft, vor allem im Überlebensmodus. Natürlich könnte man im Kreativmodus einfach drauflosbauen, mit vollem Zugriff auf alle Blöcke, und natürlich macht auch das Spaß. So wie früher in der Legokiste zu wühlen. Im Survivalmodus hingegen muss ich mich in die Erde wühlen und ihr die wertvollsten Erze entreißen, während Creeper, Zombies & Co. mordlüstern drumherum geistern.
Und später kommen ja noch die Paralleldimensionen, der »Nether« und das »Ende«. Und es geht nicht nur ums reine Überleben, sondern darum, der Welt meinen Stempel aufzudrücken. Das erste Haus aus Dreck wird irgendwann zur Festung, ich hebe Stollen aus, ganze Höhlen, um zu beweisen: Ja, ich habe es geschafft! Spieler 1, Welt 0! Und dank der zufallsgenerierten Umgebungen erlebt jeder seine eigene Geschichte, deshalb der Erfolg vieler Let's Plays. Man möchte sehen, was andere erleben.
Keine Hilfe, alle Hilfe
Wie all das geht, weiß ich am Anfang noch nicht. Genaugenommen weiß ich gar nichts, Minecraft selbst verrät nicht, wie sich Blöcke kombinieren und andere Dimensionen betreten lassen. Manche Spieler finden das blöd, sie möchten an der Hand genommen werden und steigen schnell wieder aus. Andere, die mit mehr Durchhaltevermögen, fuchsen sich rein.
Dabei hilft ihnen die engagierte Community, die von Anfang an Wikis füllte und bis heute füllt. Und zwar nicht nur mit Infos zu Blöcken und Bauplänen, sondern auch mit technischen Tipps, Java-Befehlen, Servereinstellungen. Diese Vielfalt fasziniert nicht nur Erwachsene, sondern auch Kinder. Die bauen anfangs vielleicht einfach vor sich hin, wollen aber bald mehr, lernen, meistern - wie man's als Kind eben macht.
Der Kollege Markus Schwerdtel berichtet immer wieder verdutzt davon, was seine beiden Minecraft-spielenden Töchter wieder Neues entdeckt haben, und welche seltsamen Skriptbefehle auf Klebezetteln an ihren Monitoren kleben. Minecraft ist ein Spiel, das Generationen verbindet - und auch mal entzweit, wenn jüngere Spieler die älteren nerven.
Oder umgekehrt, das soll ja auch mal vorkommen. Außerdem verbindet Minecraft Spieler mit alten und neuen Rechnern, es stellt nach wie vor genügsame Hardwareanforderungen, zumindest mit Standardeinstellungen. Wer Shader- und hochauflösende Texturmods installiert, treibt schnell auch Highend-Systeme an die Leistungsgrenze.
Minecraft in VR
Wer glaubt, dass ihn das alte Minecraft nicht mehr faszinieren könne - nun, der sollte die Virtual-Reality-Version auf der HTC Vive ausprobieren. Wir haben's getan und sind begeistert: Es ist noch mal ein ganz anderes Gefühl, wirklich in der plastischen 3D-Welt zu stehen, statt sie nur auf einem flachen Monitor zu betrachten. Die Bedienung mit den Bewegungscontrollern der Vive funktioniert bestens, unser Inventar halten wir beispielsweise wie ein Maler seine Farbpalette. Es mutet nur noch etwas seltsam an, dass unsere Haupt-Fortbewegungsart der Teleport ist: Wir visieren die gewünschte Stelle an und beamen uns hin. Allerdings lässt sich Minecraft auch mit Maus und Tastatur oder einem Gamepad bedienen. Und weil die Vive unsere Position im Raum erfasst, können wir sogar ein wenig herumlaufen - vorausgesetzt, die Wände sind weit genug weg. Definitiv ein Erlebnis, das selbst knurrige Minecraft-Veteranen zum Wiedereinstieg bewegen könnte.
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Minecraft in VR - Angespielt: Einfach nur atemberaubend!
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