Ich habe hunderte Stunden mit Monster Hunter Rise oder Ultimate 4 verbracht, aber Monster Hunter World hat für mich bisher alles in den Schatten gestellt. Insgesamt bin ich locker über 700 Stunden auf die Jagd gegangen. Ich kenne jedes Monster und jeden Winkel der Spielwelt in- und auswendig.
Die Aussicht auf Monster Hunter Wilds als direkten Nachfolger ließ mich deshalb genauso skeptisch wie begeistert zurück. Mehr Story klingt für mich großartig, genauso wie mehr Open World. Praktische kleine Komfortverbesserungen wie die Saikrii-Reittiere nehme ich ebenfalls gern mit.
Aber das Geniale von Monster Hunter World war eben, dass es nie aus den Augen verloren hat, was die Reihe so einzigartig und fesselnd macht. Es war zugänglicher, aber nie zu leicht. Wie die Monster im Spiel selbst passte es sich an, wirkte aber nie wie ein Kompromiss.
Im Test zu Monster Hunter Wilds habe ich mir deshalb vor allem eine Frage gestellt: Kann der Nachfolger mehr auf Mainstream und Komfort setzen, ohne es jedem Recht machen zu wollen und darüber seine Identität zu verlieren?
Hinweis: Die Grafikeinstellungen von Monster Hunter Wilds sind darauf optimiert, dass das Spiel in Bewegung gut aussieht. Die Screenshots vermitteln deshalb keinen guten Eindruck davon, wie viel Wilds optisch hermacht. Schaut unbedingt unser Testvideo, damit ihr die Grafik auch in Aktion erlebt.
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Monster Hunter Wilds ist der bislang beste Serienteil und zum Release fast perfekt!
Charaktere, die mir ans Herz wachsen
Monster Hunter Wilds ist wenig überraschend kein Story-Spiel à la Witcher 3, dessen bewegendste Momente sich für Jahre in mein Gehirn brennen. Aber man merkt dem neuen Teil deutlich an, dass die Geschichte eine größere Rolle bei der Entwicklung gespielt hat. Das hat zwei Gründe: Zum einen wird die Welt selbst mehr ausgeschmückt und NPCs erhalten eigene Motivationen und dürfen sich als Charaktere sogar etwas weiterentwickeln. Zum anderen wird immer wieder beleuchtet, warum Monster sich auf eine bestimmte Art verhalten und wie wichtig Gleichgewicht und Respekt vor der Natur bei der Jagd sind.
Zu Spielbeginn rette ich den Jungen Nata, der verängstigt aus seiner Heimat geflüchtet ist. Die wurde von einem mysteriösen Monster angegriffen. Ich soll nun herausfinden, woher er kommt, ihn zurückbringen und idealerweise gleich die Gefahr beseitigen. Mit der Zeit wird Nata aber immer selbstbewusster, hinterfragt sein zurückgezogenes Leben im Dorf und beginnt sogar, mit der Bestie zu sympathisieren und Parallelen zu sich selbst zu ziehen.
Am Ende lautet die Antwort auf die meisten Story-Fragen dennoch: Erjage und töte dieses Monster. Das ist schließlich auch der bewährte Gameplay-Loop der Reihe. Aber Wilds schafft es trotzdem, meiner Jägerin und ihren Begleitern mehr Persönlichkeit zu verleihen sowie der Welt drumherum Leben einzuhauchen.
In den unterschiedlichen Gebieten haben sich Stämme niedergelassen, die im Einklang mit der Natur leben - ganz ohne Monsterjagd. Beispielsweise das Dorf Kunafa mitten in der Wüste, dessen Bewohner Viehzucht betreiben, Saikrii ausbilden und großziehen und vor den Sandstürmen in den Karminwald flüchten.
Das zeigt mir eine neue, ganz andere Seite des Monster-Hunter-Universums, das sich so echter und glaubhafter anfühlt als in den bisherigen Serienteilen. Auch meine Jägerin darf nun endlich sprechen und richtige Dialoge mit ihren Begleitern führen, die über bloße Anweisungen hinausgehen.
Ich erfahre beispielsweise, dass Schmiedin Gemma immer noch versucht, sich selbst zu beweisen und damit auch andere inspirieren will. Wirklich in die Tiefe geht Monster Hunter Wilds bei seinen Geschichten zwar nur selten, es schafft aber trotzdem eine Bindung zu seinen Charakteren. Zum ersten Mal in einem Monster Hunter sind mir die Figuren nicht egal.
Noch zugänglicher als MH World
Spielerisch orientiert sich Monster Hunter Wilds klar an Monster Hunter World und fühlt sich deutlich mehr nach einem echten Nachfolger an als ein MH Rise. Trotzdem setzt Wilds kein Vorwissen voraus. Auch neue Spieler werden Schritt für Schritt in die Monsterjagd eingeführt. Das geht sogar so weit, dass die ersten fünf oder sechs Stunden der insgesamt etwa 15 bis 20 Stunden langen Kampagne euch wie ein Tutorial durch die bekannten Mechaniken und Neuerungen leiten.
Es fühlt sich aber nie nach langweiligem Lernen an, weil sich die spielerischen Anfänge clever mit der Story verweben. Ich wechsle gleich zu Beginn mehrfach das Gebiet und begegne unterschiedlichen Monstern, die mich immer etwas Neues – oder in meinem Fall meist schon Vertrautes – lehren.
Manchmal muss ich erst Spuren finden und ihnen folgen. Oder bestimmte Teile eines Monsters angreifen, wie den Schwanz des Quematrice, der erst dann aufhört, den Boden um mich herum in Brand zu stecken. Dann kann ich wieder die Umgebung nutzen, indem ich Felsbrocken herabstürzen lasse oder meinen Gegner mithilfe von Blitzfliegen blende.
Über Dungkapseln trenne ich den aggressiven Alpha-Doshaguma von der Herde, um mir selbst die Jagd zu erleichtern, per praktischem Kreismenü wähle ich die optimale Heilung aus oder ein Gegengift, um einen lästigen Statuseffekt zu entfernen. Monster Hunter Wilds ermutigt mich stets, sämtliche Features auszunutzen und versucht, sie so komfortabel wie möglich zu integrieren.
Mein Saikrii trägt mich auf Knopfdruck flink zum Ziel, ohne dass ich mich selbst orientieren muss und auf seinem Rücken kann ich gefahrlos Tränke schlürfen oder meine Waffe schärfen. Gestaltet sich ein Kampf sehr schwer, helfen Koop-Partner und tatsächlich überraschend nützliche KI-Gefährten, die auch Solo-Spielern eine einfachere Spielerfahrung ermöglichen. Beide lassen sich per SOS-Signal direkt in die Quest bestellen.
So funktioniert der Multiplayer
Der Multiplayer ist eine rein optionale Komponente von Monster Hunter Wilds. Allerdings hat Capcom ihn im Vergleich zu World deutlich verbessert und nahtloser in die Spielerfahrung integriert. Ihr könnt euch nun direkt mit anderen Spielern zu Jagdverbänden zusammenschließen und mit ihnen bequem Quests nacheinander im Koop absolvieren oder die Welt erkunden. Vorher sorgte das öfter mal für Probleme, wenn es das Anschauen der Zwischensequenzen ging. Dank Crossplay geht das übrigens auch plattformübergreifend.
Ihr dürft aber auch wie gehabt anderen Quests per SOS oder Missionsschalter beitreten und hier auch gezielt nach bestimmten Monstern suchen, die ihr aktuell benötigt. Nutzt ihr die KI-Helfer, müsst ihr euch übrigens keine Sorgen machen: Sie verlassen die Mission, sobald ein echter Spieler beitreten will und auch ihre Ohnmachten zählen nicht.
Rein optisch könnt ihr euch die Lobby-Mitglieder direkt in den Hub-Arealen anzeigen lassen, so wie früher in der Sammlerstätte oder direkt auf Online-Einzelspieler setzen. Eine komplette Offline-Solo-Komponente gibt es aber nicht.
Selbst im späteren Kampagnenverlauf nimmt sich Wilds noch Zeit, mich ausgiebig an neue Funktionen heranzuführen und widmet ihnen zum Teil ganze Quests oder zumindest ein paar Tutorial-Bildschirme. Erweiterungen wie Mäntel oder Dekorationen fügen sich sehr natürlich in den Spielfluss ein. Obwohl das Spiel wirklich bis oben hin vollgestopft ist mit Features und Möglichkeiten fühlt es sich so nur selten überladen an.
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