Eine Mod fürs uralte Doom 2 ist eines der faszinierendsten Spiele 2023

Meinung: MyHouse sieht aus wie die simple Doom-Mod eines Teenagers, bietet aber eine bewusstseinsverändernde Erfahrung, die ihr unbedingt spielen müsst!

Ich hätte nicht gedacht, dass eines der besten Spiele 2023 eine Mod für Doom 2 sein wird. Ich hätte nicht gedacht, dass eines der besten Spiele 2023 eine Mod für Doom 2 sein wird.

Sein eigenes Spiel zu programmieren, kann ziemlich cool sein. Dachte ich zumindest, als ich irgendwann Ende der Neunziger, ich dürfte so um die zehn Jahre alt gewesen sein, die Programmiersprache Basic für mich entdeckt und ein Text-Adventure nach dem anderen rausgehauen habe.

Das beste Werk meiner Kindheit hieß Stinkende Socken 2, in dem es darum ging, dass ein Terrorist das Essener Rathaus in die Luft sprengen wollte. Am Ende stand der besagte Terrorist auf dem Rathaus und man konnte ihn nur besiegen, indem man ihm zurief: Guck mal, da fliegt 'ne tote Taube! - der Bösewicht lacht euch darauf hin aus, wird von der toten Taube erschlagen und stürzt hinunter.

Auch in den USA haben sich viele nerdige Kids offenbar die Zeit mit kleinen Programmierprojekten vertrieben, die aber vielleicht nicht ganz so albern und harmlos waren. Zumindest, wenn man dem User Veddge aus dem Doom-World-Forum glaubt.

Denn dieser behauptet, dass es damals der letzte Schrei gewesen sei, sein eigenes Heim in Doom 2 nachzubauen und mit Monstern zu füllen. Das hat offenbar auch ein verstorbener Kindheitsfreund getan, mit dem er Anfang der 2000er gemeinsam Karten für den Shooter gebastelt hat:

Als ich anlässlich seiner Beerdigung meine Heimatstadt besuchte, kam ich mit seinen Eltern in Kontakt, die mir einige seiner alten Sachen überließen. Darunter befand sich auch eine Kopie einer alten Karte von ihm, die auf einer 3,5-Zoll-Diskette aus der Highschool gespeichert war.

Thomas und ich beschäftigten uns in den frühen 00er-Jahren mit Amateur-Doom-Mapping, aber ich hatte diese Karte von ihm noch nie gesehen, bevor ich sie auf einer der alten Disketten entdeckte. Um ihm und all den schönen Erinnerungen, die wir zusammen hatten, Tribut zu zollen, habe ich den Sprung gewagt und Doom Builder installiert, um seine Karte aufzupolieren und der Einfachheit halber ein paar moderne Annehmlichkeiten hinzuzufügen.

Bevor ihr weiterlest, habe ich einen Tipp für euch: Installiert euch GZDoom (eine aufpolierte Open-Source-Version), zieht die Datei Doom2.wad von eurer Doom-2-CD, ladet die Karte MyHouse.pk3 herunter und probiert die Map selbst aus. Denn diese unscheinbare Karte, die zunächst wirklich nur nach einem kleinen Nostalgieprojekt aussieht, ist schon jetzt eine der faszinierendsten und bewusstseinsverändernden Spielerfahrungen, die ihr dieses Jahr erleben könnt. Das Ding einfach mal anzuwerfen und auf sich wirken zu lassen, werdet ihr nicht bereuen. Versprochen!

Ein einfaches Haus als surrealer Albtraum

Ok, ich gehe jetzt einfach mal davon aus, dass ihr MyHouse gespielt habt oder es ohnehin nie vorhattet. Und schon nach dem Intro dürfte euch klar gewesen sein, dass hier nicht wirklich nur ein kleines Haus in Doom nachgebaut wurde und die Hintergrundgeschichte ebenfalls nur Fiktion ist.

Klar, auf den ersten Blick sieht man wirklich nur das Haus, mit Garten, Garage, mehreren Zimmern und vielen kleinen Details, etwa einer kleinen PlayStation im Kinderzimmer. Doch schnell beschleicht einen das Gefühl, dass etwas nicht ganz richtig ist.

Blickt ihr etwa aus besagtem Kinderzimmer in den Garten, könnt ihr ein mächtiges Supercharge-Power-Up sehen. Doch wenn ihr es holen wollt, ist es nicht da. Und ein Blick aus dem Garten zurück ins Fenster offenbart, dass plötzlich alle Feinde, die man gerade erst erledigt hat, wieder aufgetaucht sind.

Powerup! Im Garten haben wir wohl ein mächtiges Supercharge-Powerup übersehen.

Werd ich verrückt? Wo ist es hin? Und warum sind plötzlich wieder überall Monster?

Betretet ihr das Haus erneut, statt die Karte nach getaner Arbeit zu verlassen, steht scheinbar alles wieder auf Anfang. Ihr ballert euch durch allerlei Dämonen und sucht die blaue Schlüsselkarte, um das Level verlassen zu können, aber irgendwas ist ... anders.

Es sind kleine Veränderungen, die man kaum bemerkt. Die Waffenanimationen sind plötzlich geschmeidiger, die Türen im Haus schwingen offen und fahren nicht mehr wie die klassischen Doom-Türen in die Decke. Das ist erstmal nicht wirklich gruselig, aber dennoch beunruhigend.

Sobald ihr die Schlüsselkarte gefunden habt, könnt ihr das Haus nicht mehr verlassen - denn die Eingangstür ist nicht mehr da. Ihr seid im Haus gefangen und werdet es vermutlich für mehrere Stunden nicht verlassen können. Und selbst wenn ihr es geschafft habt, wird das Haus noch lange in eurem Kopf herumspuken.

Diese Betonhölle findet ihr ebenfalls im Haus. Diese Betonhölle findet ihr ebenfalls im Haus.

Doch anstatt ich jetzt zu viel verrate, noch einmal der Aufruf: Spielt es selbst und erlebt eines der intensivsten Spielerlebnisse des Jahres, auf das euch wirklich nichts und niemand vorbereiten kann. Denn MyHouse.pk3 wirft euch in eine verstörende und unerklärliche Realität, in der die Grenzen der Wahrnehmung langsam, aber sicher verschwimmen.

Ich würde euch so gerne von all dem erzählen, was euch noch erwartet. Dass das Haus plötzlich in Flammen steht, dass ihr euch durch eine brutalistische Betonhölle kämpfen müsst, dass ihr plötzlich an Bord eines Flugzeugs seid. Das Haus verändert sich stets auf mysteriöse Weise und schickt euch damit auf eine kognitive Achterbahnfahrt.

Dieser lange, dunkle Korridor ist unheimlicher als jedes Horrorspiel. Dieser lange, dunkle Korridor ist unheimlicher als jedes Horrorspiel.

In MyHouse.pk3 gibt es so viel zu entdecken. Und wenn ihr im Google-Drive-Ordner herumstöbert, in dem der Modder die Map geteilt hat, findet ihr Bilder und ein Tagebuch, die zusätzlichen Kontext liefern und die bizarre, verwirrende Map mit einer tragischen und wirklich unheimliche Hintergrundgeschichte versehen.

Das Ganze ist aber nicht nur eine erzählerische Meisterleistung, sondern auch technisch: Die Karte ist mit gerade mal 60 MB rund zehnmal so groß wie das Originalspiel Doom 2. Und das liegt daran, dass der Modder hier mit unzähligen unsichtbaren Teleportern gearbeitet hat, die euch durch hunderte Map-Abschnitte jagen, die immer ein wenig anders ausfallen. Allein von der unscheinbaren Flughafentoilette gibt es 18 verschiedene Varianten. Und wenn das kein Argument ist, um MyHouse auszuprobieren, dann weiß ich auch nicht mehr.

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