Ich bin offen: Eigentlich mag ich Untote in der Regel nicht besonders. Ich sehe mich bei dem Konflikt zwischen Skeletthorden und aufrechten Rittersleuten in strahlender Rüstung eher auf der Rüstungs-Seite. Also die Seite, die vermutlich nicht nach verwesendem Fleisch duftet. Ich weiß, es gibt da diverse Personen, die sehen das ganz anders. Komische Leute.
Manchmal ... manchmal reizt mich der Gedanke daran, selbst eine Armee aus Untoten zu erheben, allerdings doch. Da werde auch ich schwach und starte eine Total War: Warhammer-Kampagne mit den Vampirfürsten oder leg mich in Diablo als Totenbeschwörer mit noch größeren Übeln an. Ich bin ja auch bis heute Warcraft 3 dafür dankbar, dass ich weiß, was eine Zikkurat ist. Lässt sich immer gut als Eisbrecher verwenden.
»Hey, wusstet ihr, dass eine Zikkurat ein eine mehrstufiges Grabmal bezeichnet und vor allem in Babylonien ab fünftausend vor Christus verbreitet war?« - ich bin sehr beliebt auf Partys.
Und jetzt verlockt mich ein ganz neues Spiel dazu, mich wieder in die Rolle eines Nekromanten zu begeben. NecroCity wird gerade entwickelt und lässt mich als mächtiger Totenbürgermeister eine ganze Stadt voller Monster erschaffen. Und wer mich kennt, der weiß, dass ich zu keinem Aufbauspiel sofort nein sage. Selbst wenn es darin um Untote geht.
Worum geht es in NecroCity?
Da ihr nicht so stumpfsinnig wie eine wandelnde Wasserleiche seid, habt ihr den Kern der Sache sicher schon erfasst. NecroCity versteht sich selbst als Aufbauspiel, das aber vollständig auf einem Friedhof stattfindet. Hier übernehmt ihr das Kommando und beschließt (aus welchem Grund auch immer), diesen Friedhof zu eurem Domizil zu machen.
Dafür müsst ihr als Gouverneur ein wenig Leben in diesen trostlosen Ort bringen und erweckt kurzerhand morsche Knochen. Am besten geht das, wenn ihr Kryptas oder Grabsteine errichtet und diese grundlegenden Gebäude zudem mit einem Straßennetzwerk verbindet. Die Gebäude entstehen augenblicklich, als Baukraft sind die Monster daher nicht notwendig.
Solche Ruhestätten erhöhen sogleich das Bevölkerungslimit - sie sind also mit den Unterkünften in zahlreichen anderen Aufbauspielen zu vergleichen. Im späteren Verlauf können Gebäude auch aufgestuft werden, so beheimatet ein Grab dann fünf statt zwei Skelette.
Unterschiedliche Gebäude bringen auch unterschiedliche Monster hervor. Ihr seid folglich nicht nur von der Tatkraft verwesender Menschen abhängig. Ein Brunnen lockt beispielsweise auch Werwölfe an. Aber Vorsicht: Verschiedene Monster haben verschiedene Bedürfnisse, werden die ignoriert, soll es zu internen Kämpfen kommen können.
Damit das Gräberstädtchen wachsen kann, braucht ihr immer mehr Ressourcen. Insgesamt werden mithilfe von Gebäude oder via Expedition ins Umland vier verschiedene Ressourcen gesammelt: Knochen, Steine, Gold und Zaubertränke.
Das macht NecroCity besonders?
Das klingt alles schon sehr aufbauspielig. Aber NecroCity ist kein lupenreiner Citybuilder - wahrscheinlich da eine Stadt voller Untoter sich nicht sonderlich zum friedlichen vor sich hinleben eignet. Im Fall von NecroCity kommt noch der Unmut der lebendigen Bevölkerung hinzu, die eine solch unheilige Metropole auf dem Friedhof nebenan nicht sonderlich schätzt. Niemand sieht gern zu, wie Uropa Grieswald selbst im Tode noch zur Arbeit gezwungen wird.
Also kann es zu groß angelegten Offensiven kommen, gegen die es die Nekrostadt zu verteidigen gilt. Diese Kämpfe machen NecroCity dann viel eher zu einem Tower-Defense-Spiel. Die Feinde strömen automatisch Richtung Stadtzentrum und versuchen, die zentrale Zikkurat (das ist ein mehrstufiges ... ach, hatte ich ja schon) zu zerlegen.
Verteidigt wird sich mithilfe von stationären Türmen oder Fallen. So ist der Friedhof irgendwann umringt von Skelettmagiern auf Plattformen, Speerfallen und rotierenden Klingenblättern. Auch die untergebrachten Monster können wohl austeilen. Und das machen sie noch effektiver, wenn ihr die Kreatur studiert und auflevelt. So kann irgendwann auch eine Werwolf-Alpha hervorgebracht werde.
Der Fokus auf einen speziellen Monstertypen kann daher von Vorteil sein.
Ist dem zu trauen?
NecroCity reiht sich in die lange Reihe neuer Aufbauspiele mit einem kreativen Szenario ein, die aber von eher unbekannten Teams entwickelt werden. Das muss nicht per se etwas Schlechtes sein, allerdings gehört NecroCity wie viele andere dieser Aufbauspiele auch zu dem polnischen Publisher PlayWay.
Auch das ist erst einmal nicht sonderlich problematisch. Es muss aber bedacht werden, wie PlayWay an die Veröffentlichung seiner Spiele herangeht. Der Publisher setzt nämlich vor allem auf Masse statt Klasse. Gerade was Aufbauspiele angeht, vertreibt PlayWay einen riesigen Haufen an Titeln. Keines davon ist bisher fertig erschienen. PlayWay listet beispielsweise oft auch Spiele auf Steam, um das Wasser zu testen und zu sehen, wie viel Interesse der Titel überhaupt generiert. Mehr dazu findet ihr in unserem Report:
Es ist also nicht auszuschließen, dass NecroCity nie erscheint. Es gab in diesem Fall auch schon länger kein neues Entwickler-Update mehr. Während von Juni 2021 bis Januar 2022 noch fast monatlich kommuniziert wurde, gab es seither kein Wort mehr vom Team. Auch auf dem Discord-Kanal scheint es ruhig zu sein.
Es gilt also abzuwarten, ob NecroCity tatsächlich erscheint - dem interessanten Konzept wäre es zu wünschen.
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