Need For Speed: Hot Pursuit Remastered im Test: An Dreistigkeit und Fahrspaß kaum zu überbieten

EA verlangt 30 Euro für etwas, das andere als kostenlosen Patch anbieten. Das ändert aber nichts daran, wie viel Spaß Hot Pursuit nach wie vor macht.

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Ich bin so alt, ich habe noch das allererste Need for Speed gespielt. Porsche und Underground (2) fand ich damals so toll, für ein kompetentes Remaster dieser Spiele würde ich ohne zu zögern mein Erstgeborenes eintauschen.

Aber doch nicht für Hot Pursuit! Dieses Burnout im NfS-Kostüm! Mit diesem esoterischen Kaffeefahrt-Soundtrack. Und Weezer! Aus dem Alter bin ich echt raus. Überhaupt - habt ihr mal die offiziellen Vergleichsbilder zum Remaster gesehen? Das fällt bei Stillstand wenig, bei Tempo 400 überhaupt nicht auf. Aber gut, dann spiele ich es halt für diesen Test. Einer muss ja.

Wer schon mal einen Blick vorab wagen will, kann sich unsere Screenshotgalerie anschauen:

Need for Speed: Hot Pursuit Remastered - Screenshots ansehen

Ein unverschämtes Angebot

30 Öcken sollen PC-Spieler hinblättern, die Originalfassung für 'nen Fünfer gibt's nicht mehr zu kaufen, ein wenigstens vergünstigtes Upgrade wird auch nicht angeboten. Immerhin stecken aber sämtliche Karren und Events aus den einst kostenpflichtigen DLC-Packs mit drin. Damit kommt man solo schon mal auf rund 20 Stunden Fahrspaß, um alles durchzuspielen.

Ich fahre los, im Radio spielt dieser grausige Song von Weezer, die KI hängt am Gummiband und bleibt mir immer auf den Fersen. Statt einstellbarem Schwierigkeitsgrad. Kann man in einem Arcade-Racer machen, ist halt eine ähnliche Glaubensfrage wie das Kampfsystem in Rollenspielen.

Die Landschaften der riesigen Spielwelt sind schick und abwechslungsreich. Ganz taufrisch schaut das alles aber nicht mehr aus, da ändern auch drei neue Streckenobjekte und etwas bessere Schatten und Kantenglättung nix dran. Besonders auffällig wird es, als der erste Regen fällt und man keinen einzigen Wassertropfen auf den Fahrzeugen sieht. Ja, das Spiel stammt noch aus einer Zeit vor dem Motto »Next Gen bedeutet feuchte Autos«. Eine Cockpit-Ansicht wurde dem Spiel auch nicht spendiert.

Auch auf maximaler Detailstufe sieht Hot Pursuit Remastered wie ein zehn Jahre altes Spiel aus. Auch auf maximaler Detailstufe sieht Hot Pursuit Remastered wie ein zehn Jahre altes Spiel aus.

Trotzdem habe ich Spaß. Das Geschwindigkeitsgefühl ist extrem, die rasanten und irgendwie auch komplett behämmerten Drifts fühlen sich heute genauso spaßig an wie vor zehn Jahren. Und diese Motorensounds! Als dann noch die Cops auftauchen, geht die Party richtig ab! Überall Krähenfüße, EMP-Schläge, Karambolagen und Chaos. Zwischendrin bin ich auch mal selber der Cop und setze illegalen Straßenrennen ein Ende, indem ich alle Raser plattmache.

Das könnte ich ewig so weiterspielen, aber zwischendrin werden meine Lieblings-Events immer wieder von Rennen gegen die Uhr unterbrochen, die sich auch nicht endlos aufschieben lassen. Halt alles wie immer. Wer Hot Pursuit kennt, weiß jetzt schon exakt, was im Remaster steckt, von daher könnte ich hier im Prinzip auch mit dem Testen aufhören. Also fast. Da schreibt mich ein Kollege an.

Wir visieren einen Gegner mit einem EMP-Schlag an. Hier gibt es zwar keine Bananen und Schildkrötenpanzer, ein Hauch Mario Kart liegt dank bewaffneter Autos dennoch in der Luft. Wir visieren einen Gegner mit einem EMP-Schlag an. Hier gibt es zwar keine Bananen und Schildkrötenpanzer, ein Hauch Mario Kart liegt dank bewaffneter Autos dennoch in der Luft.

Das Multiplayer-Duell des Todes

Fragt mich Michael Obermeier, ob ich kurz Zeit habe, mit ihm den Multiplayer zu testen. Logisch, den wollte ich ja eh noch testen Wir sind zu zweit in der Lobby, er als Raser, ich als Polizist. Den mache ich jetzt platt, überhaupt kein Problem! Denke ich. Ich hänge ihm recht fix an der Stoßstange, die Sache ist praktisch gegessen, da wirft er Krähenfüße aus und ich bin genagelt. Verdammt, Raser wehren sich hier ja!

Dieses Spielelement war mir über die letzten zehn Jahre doch tatsächlich wieder entfallen. Ich schließe mühsam zu ihm auf, erfasse ihn mit dem EMP, da steigt er einfach voll in die Eisen und ich ziehe an ihm vorbei. Mein Angriff verpufft, dann brettert er mir voll von hinten in die Karre und das Rennen ist aus. Das will ich nicht auf mir sitzen lassen, also fahren wir jetzt noch ein paar Runden.

Eine Weile später finden sich zwei weitere Tester in der Lobby ein und wir sind schon zu viert. Michael Obermeier fährt quasi wie Gott und dominiert mehr oder weniger jedes Rennen. Nach dem Lockdown schule ich um auf Hundefriseur. Aber vielleicht kann ich bis dahin ja doch noch was reißen.

Unsere beiden Widersacher machen sich gegenseitig platt und fallen weit zurück. Schlagabtausch mit dem Kollegen, wieder und wieder überholen wir uns gegenseitig - Windschatten und Nitro machen es möglich. Das Adrenalin kocht. Höchste Konzentration, bloß keinen Fehler machen!

Waffen sind spaßig, zur Not rammen wir aber einfach. Diesem Cop fahren wir gleich voll ins Heck. Waffen sind spaßig, zur Not rammen wir aber einfach. Diesem Cop fahren wir gleich voll ins Heck.

Der Nervenkitzel ist absolut unbeschreiblich, meine Hände verkrampfen sich am Controller. Obermeier und Penzhorn, Nase an Nase. Da wird Verkehr unausweichlich. Tatsächlich fährt ein herannahendes Auto direkt hinter der Polizeisperre voll in Michis Wagen und lässt ihm keine Chance zum Ausweichen, während ich gerade so entkomme. Hier hatte ich mehr Glück als Talent, das nutze ich jetzt voll aus. Nitro wegbrennen, Vorsprung aufbauen, rasen, als hinge mein Leben davon ab.

Gleich gewinne ich auch endlich mal! Ich gehe voll mit dem Soundtrack mit. In the rain, in the sun, everybody needs someone THEY CAN DREAM OF AAAAAALL NIGHT LOOOONG! Ahaha, Weezer! Mochte ich schon immer! Ich sehe die Ziellinie. Was ich nicht sehe, ist irgendein zufälliges Auto, das blöd auf direkt auf der Schlussgeraden herumsteht. Das ramme ich voll. Diese garstige Crash-Zeitlupenanimation wird abgespielt. Keine Zieleinfahrt. Obermeier brettert an mir vorbei. Und lacht. Ich bin Zweiter.

Wenn Aufhören unmöglich wird

Aus »lass mal kurz antesten« werden mehrere Stunden Multiplayer. Einer unserer Mitspieler ist per PS4 beigetreten, denn Cross-Platform-Play für PC, PS4, Xbox One und Switch unterstützt das Remaster auch. Alles läuft cremig, nur gelegentlich haben wir mal minimale Synchronisationsfehler, bei denen zum Beispiel ein einsam umherfahrendes KI-Auto aus dem Zufallsverkehr plötzlich verschwindet. Nichts Weltbewegendes, alles super spielbar.

Bis ihr alle Events durch habt, gehen einige Stunden ins Land. Vor allem, wenn ihr Kollegen habt, die ständig eure Bestzeiten schlagen. Bis ihr alle Events durch habt, gehen einige Stunden ins Land. Vor allem, wenn ihr Kollegen habt, die ständig eure Bestzeiten schlagen.

Irgendwann hören wir dann doch auf, denn bis wir unsere Artikel nach China outsourcen, müssen wir sie noch selber schreiben. Nur noch mal kurz in die Kampagne schauen. Denke ich. Nur habe ich jetzt den Obermeier auf der Freundesliste und Hot Pursuit bombardiert mich plötzlich mit dessen Bestzeiten. Da könnte ich doch eigentlich mal versuchen, eine oder zwei davon zu schlagen. Halt ganz kurz nur.

Die neuen Bestzeiten hören aber nicht auf. Es kommen immer mehr von ihm. Wir spielen beide schon wieder stundenlang. Als ich endlich aufhöre, steht längst wieder die Sonne am Himmel. Als Ausrede habe ich einen Live-Tracker der vorläufigen Ergebnisse der US-Präsidentschaftswahlen auf dem zweiten Bildschirm. Ich muss ja wissen, was in der Welt vor sich geht. Hot Pursuit habe ich selbstverständlich nur zur Ablenkung und als Zeitvertreib am Laufen, um wach zu bleiben. Ähem.

Es ist so dreist, aber auch so spaßig

Als PC-Spieler mit dem Original in eurer Sammlung braucht ihr diesen Remaster ungefähr so dringend wie Geschmacksknospen an den Füßen. Die paar Unterschiede in der Optik sind nicht der Rede wert, die Bildrate ist weiterhin auf maximal 60 FPS limitiert und die Option, jetzt sämtliche Autos in mehr Farben zu lackieren, rechtfertigt auch keinen Kaufpreis von 30 Euro.

Die Autos sehen immer noch toll aus, die Fahrer sind detailarme Klone. Viel überarbeitet wurde beim Remaster nicht. Die Autos sehen immer noch toll aus, die Fahrer sind detailarme Klone. Viel überarbeitet wurde beim Remaster nicht.

Habt ihr Freunde für den Multiplayer oder steht generell auf Mehrspieler-Rennen, könnte das Teil aber trotzdem noch mal einen Blick wert sein. Habt ihr es damals verpasst, lohnt sich ein Kauf umso mehr. Spaß macht das Teil nämlich heute tatsächlich noch genauso wie früher. Und der Multiplayer für bis zu acht Spieler hat es so richtig in sich.

Soweit zum Test. Plus-Redakteur Peter Bathge hält übrigens nichts von dieser Remaster-Strategie und beklagt den Zustand der Need-for-Speed-Serie im großen Rennspiel-Essay. Jetzt lesen:

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