Wir sitzen auf der offenen Ladefläche eines Humvees. Staff Sergeant Knox schwört uns mit markigen Worten auf die kommende Mission ein, in seinem üblichen, aufgesetzt wirkenden Möchtegern-Supertaff-Jargon. Wir verdrehen die Augen gen Himmel. Der Mann ist eine ganz schlimme Laberbacke! Wir versuchen, uns lieber auf das leise aus den Lautsprechern der Fahrerzelle dringende Let the Bodies Hit the Floor von Drowning Pool zu konzentrieren. Gelingt nicht. Kann diese Fahrt bitte bald ein Ende nehmen?
In Operation Flashpoint: Red Riverwird viel mit Humvees rumgefahren. Und es wird viel aufs Peinlichste geschwatzt. Beides macht wenig Freude. Zumal wir dabei immerzu denken müssen, wie dämlich es eigentlich ist, auf der offenen Ladefläche durch Feindesland zu brausen, wo überall Schützen in den Hügeln lauern könnten. Nicht umsonst hat die US-Armee diese Praxis in Kriegsgebieten seit 2006 verboten. Aber anders als beim Vorgänger Dragon Rising erhebt der Entwickler Codemasters für Red River keinen Anspruch auf militärische Genauigkeit. Das Spiel soll vor allem Spaß machen. Lässt man mal die ständige Rumgurkerei, die häufig grenzwertigen, weil menschenverachtenden oder übertrieben coolen Texte, das zuweilen hanebüchene Missionsdesign und die oft hirnrissig dumme KI außen vor, dann gelingt das Red River sogar.
China ist böse
Red River hat mit Dragon Risingnur bedingt zu tun. Zwar geht’s wieder mit Marines gegen Chinas Volkbefreiungsarmee in die Schlacht, aber die findet nun nicht mehr auf einer fiktiven Sachalin-Insel statt, sondern in Tadschikistan. Dort kämpfen wir zu Beginn gegen die ITP, die Islamische Turkestan-Partei, deren Vertreter von den Marines im Spiel liebevoll als »Tadschi-Pisser« bezeichnet werden. Die ITP ist den Taliban nicht unähnlich.
So dreht Codemasters dann auch den Hüpfer der Marines vom benachbarten Afghanistan nach Tadschikistan hin: al-Qaida, Taliban, ITP, alles ein Haufen (was ja gar nicht mal falsch ist). Blöd nur, dass die ITP nicht nur die US-Marines auf dem Kieker hat, sondern auch gegen China vorgeht (auch richtig). China findet’s nicht witzig, schickt Truppen nach Tadschikistan, und die wiederum treffen auf unsere Marines. Wieso sich daraus dann ein waffenstarrender Konflikt zwischen den USA und China entwickelt, klammert das Spiel aus. In Red River gilt: China ist böse und muss vernichtet werden. Fertig!
Wir heißen Kirby
Die Kampagne von Red River umfasst zehn Missionen. Im den ersten vier kloppen wir uns noch mit der ITP, in den folgenden sechs geht’s gegen die vermeintliche Übermacht der Chinesen zu Felde, stets in der gleichen Gruppen-Konstellation. Zwar können wir aus den unterschiedlichen Rollen in unserem Feuerteam frei wählen und entweder als Scout, als MG-, Granatwerfer-, oder Gewehrschütze losziehen, aber an der Formation ändert sich nichts. Man muss also nicht damit rechnen, wie im Vorgänger Dragon Rising plötzlich und unvermittelt ein anderer Soldat mit anderen Begleitern zu sein.
Unser Mann heißt Kirby, er ist unserer Vorliebe entsprechend die meiste Zeit Gewehrschütze und hantiert dabei am liebsten mit einem M4A1. Das muss er sich (zumindest als Schütze, einer von vier wählbaren Klassen) allerdings erst erschießen, denn Red River arbeitet mit Erfahrungsstufen. Zu Beginn hat der Mann nur Zugriff auf ein M16A4. Je höher er aufsteigt, desto umfangreicher das Arsenal der einzelnen Soldatenklassen und deren Zusatzkönnen. Eine entsprechende Auswahl lässt Kirby beispielsweise Kameraden schneller heilen. Oder er darf mehr Munition mitschleppen.
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