Als wir uns am Veröffentlichungstag bei Path of Exile einloggen, ist die Community gerade mit einem ihrer Lieblingsthemen beschäftigt. »Kommt hier sonst noch jemand von Diablo 3?«, fragt ein Neuling im globalen Chat. Damit tritt er eine Lawine los: »Was für ein Mistspiel!«, ruft ein zweiter. Ein dritter fügt hinzu: »Path of Exile ist der wahre Erbe von Diablo 2!« Und tatsächlich geht das Indie-Actionrollenspiel der neuseeländischen Grinding Gear Games offensichtlich mit dem Anspruch ins Rennen, ein neues Diablo für hartgesottene Veteranen zu sein.
Es pfeift auf Zugänglichkeit und scheut sich nicht, arglose Einsteiger mit seinem riesigen Fähigkeitenbaum aus 1350 passiven Eigenschaften zu erschlagen. Es setzt ganz bewusst auf ein Spielgefühl der alten Schule: Nicht ganz so flüssig wie Monsterkloppereien jüngerer Bauart und ohne viele einfallsreiche Aufgaben abseits des endlosen Metzelns, aber absolut schonungslos und mit genialen Ideen für die Charakterentwicklung. Packende Story-Inszenierung suchen wir vergeblich, aber die Spielwelt ist so trost- und hoffnungslos wie Diablo zu seinen düstersten Stunden. Eine Rezeptur, die uns schon in der offenen Beta schmeckte. Jetzt ist die fertige Version erschienen, im Gepäck eine neue Klasse, neue Ranglisten-Ligen und einiges mehr.
Kontrollbesuch? Aber wo ist der Original-Test?
Wir haben Path of Exile bereits in der Beta-Phase getestet. Nach dem offiziellem Start im Oktober 2013 haben wir Path of Exile nun im Kontrollbesuch, durch den sich auch die Wertung ändert. Hier geht es zum ursprünglichen Test zu Path of Exile.
Path of Exile - Screenshots ansehen
Wo herunterladen?
Path of Exile lässt sich entweder über die offizielle Website oder neuerdings über Steam kostenlos herunterladen, in beiden Fällen ist auf der entsprechenden Plattform ein kostenloser Account erforderlich. Accounts auf der offiziellen Website lassen sich auch im Nachhinein mit Ihrem Steam-Konto verbinden. Inhaltlich sind beide Versionen identisch und erfordern eine ständige Online-Verbindung.
Unerforschtes Land
Anders als mit dem Eintritt in die offene Beta Anfang 2013 kommt mit dem Release kein völlig neuer Akt hinzu. Aber der damals eingeführte dritte Abschnitt kriegt endlich sein Finale spendiert. Auf dem Weg dahin fühlen wir uns sofort wieder zuhause, häckseln Monster, sacken Beute ein, sammeln Erfahrung und schlagen eine blutige Schneise durch sechs neue Gebiete.
Die hinterlassen aber einen durchwachsenen Eindruck. Zuerst irren wir in den kaiserlichen Gärten durch fade Heckenlabyrinthe ohne jede Sehenswürdigkeit. Danach wird's spannender, wir erkunden eine verlorene Bibliothek und treffen in den Katakomben ihren Aufseher, der uns Stürme aus alten Folianten entgegenschleudert. Zuletzt erklimmen wir einen Turm voll dämonischer Maschinerie. Hier lauern besonders knifflige Monster wie unsterbliche Priester, die Anti-Geschoss-Schilde heraufbeschwören und den Boden mit tödlichen Runen eindecken. Schade aber, dass Monster mit solchen Tricks im Ärmel die Ausnahme bleiben - außerhalb der Bosskämpfe wirft uns Path of Exile nur wenige Feinde entgegen, bei denen wir uns wirklich auf ganz eigene Angriffsmuster einstellen müssen.
Ende mit Schrecken
Besagte Bosskämpfe sind dafür umso nervenaufreibender, auch hier bleibt sich Path of Exile treu. Zum letzten Showdown wollen wir nicht zuviel verraten, aber wir sind beim ersten, ahnungslosen Anlauf gnadenlos untergegangen. Auch danach musste unsere zerbrechliche Hexe alle paar Treffer per Stadtportal in Sicherheit hasten und ihre Tränke auffüllen - und selbst so haben wir noch mehr als einmal in die Tastatur gebissen, bevor wir in der Entscheidungsschlacht als Sieger vom Platz gingen. Aber nichts Geringeres haben wir erwartet, Path of Exile hat seine Spieler noch nie mit Samthandschuhen angepackt.
Ebenso hat es sich nie bemüht, seine Geschichte durch irgendetwas anderes als vertonte Textfenster zu erzählen, aber trotzdem waren wir vom Ende der Handlung enttäuscht. Seit wir zu Beginn als halbtoter Exilant an den Strand des Kontinents Wraeclast gespült wurden, schürte das Spiel unsere Neugier auf die Geheimnisse dieser hoffnungslosen Welt, in der selbst die größten Reiche unweigerlich dem Verfall anheimfielen.
Ganz ohne filmreife Videos, sondern indem es auf unserer Jagd nach denen, die uns verbannt haben, unsere Vorstellungskraft mit kryptischen Hinweisen anheizte. Aber dass am Ende nicht nur keine einzige Frage beantwortet wird, sondern überhaupt nur eine Figur in der Spielwelt auf unseren Triumph reagiert, hinterlässt selbst nach Actionrollenspiel-Maßstäben einen schalen Beigeschmack. Schließlich ging schon das erste Diablo auch durch seinen schockierenden Abschluss in die Spielegeschichte ein.
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