Es wurde umbenannt, verschoben, geleakt und nach der ersten Ankündigung 2019 hörte man lange Zeit gar nichts mehr vom neuen Shooter im Rainbow-Six-Universum. Zur E3 2021 kehrt der mysteriöse Titel unter dem Namen Rainbow Six Extraction zurück und lässt sich endlich wirklich in die Karten schauen: Auf einem Anspiel-Event von Ubisoft konnten wir uns für knapp anderthalb Stunden in den Koop-Kampf gegen die Alienbrut stürzen. Moment mal! Aliens? In Rainbow Six? Okay, fangen wir mal von vorn an.
Story: Rainbow SiXCOM
Rainbow Six Extraction spielt in der Welt von Rainbow Six Siege, allerdings mit einem großen Unterschied: Außerirdische Invasoren bedrohen die Menschheit, verteilen überall grässlichen Schleim, Sporen und reißen im Vorbeigehen auch noch mal eben die Freiheitsstatue ein. Das kann die aus Siege bekannte Anti-Terror-Einheit natürlich nicht auf sich sitzen lassen, formiert sich kurzerhand unter dem Namen REACT neu und geht auf Monsterjagd.
Operator, Waffen, Gadgets, Spezialfähigkeiten und sogar die Steuerung kommen Siege-Spielern deshalb sofort vertraut vor - selbst die kleinen Spähdrohnen funktionieren fast genauso wie im Vorgänger, beziehungsweise besser gesagt im Hauptspiel.
Denn durch das Recycling vieler Elemente wirkt Extraction eher wie ein Spin-off oder ein Addon als wie ein eigenständiges Spiel - aber dazu später mehr. Zuerst wollen wir nämlich klären, wie sich Extraction denn nun eigentlich spielt!
Die Fakten auf einen Blick:
- Release am 16. September 2021
- PC: (Uplay/Epic), Stadia, Ubisoft+ (Abo)
- PC-Preis: 60 Euro für die Standard Edition
- Konsole: PS5, PS4, Xbox One, X/S
- Crossplay, Cross-Saves & Cross-Progression
- 18 Rainbow-Six-Operator spielbar
- 12 Level mit steigendem Schwierigkeitsgrad
Gameplay: Taktisch und clever
Extraction ist kein PvP-Shooter, sondern setzt komplett auf Koop-Einsätze gegen KI-Gegner. Grob gesagt stellen wir dabei zunächst unser Team und die Ausrüstung zusammen, absolvieren zufällig ausgewählte Missionsziele in einem von Aliens verseuchten Gebäudekomplex und flüchten danach mit der gesammelten Erfahrung über einen Exfiltrationspunkt.
Die Level sind grundsätzlich frei begehbar, allerdings nicht gerade riesig und durch Luftschleusen zusätzlich in kleinere Abschnitte aufgeteilt. Statt wie in Left 4 Dead innerhalb kürzester Zeit haufenweise Monster über den Haufen zu ballern, gehen wir im Optimalfall leise und vorsichtig vor.
Wer einfach drauflos stürmt, scheucht schnell ganze Scharen von Kreaturen auf, die uns mit wenigen Treffern den Garaus machen können: Nahkämpfer, die mit stachligen Armen nach uns schlagen, echsenartige Wesen mit natürlicher Panzerung gegen Kugeln oder flinke Pustel-Viecher, die in einer Säurewolke explodieren sind nur ein paar der Gefahren, die auf unser Team lauern.
Rainbow Six Extraction - Screenshots ansehen
Deshalb setzen wir auf schallgedämpfte Waffen oder schleichen ganz um Gegner herum, um unentdeckt zu unserem Missionsziel zu gelangen. Pro Einsatz gibt es davon stets drei Stück: Mal gilt es einen in Alien-Schleim gewickelten Operator zu befreien, Bomben zu verteidigen, Computer-Terminals anzuschalten oder Proben aus schleimigen Sporen zu entnehmen.
Operator: Ein Spiel mit hohen Einsätzen
Coole Idee: Scheitert eine unserer Aufgaben, machen wir ohne Game-Over-Bildschirm einfach mit der nächsten weiter. Gehen uns Munition oder Lebenspunkte aus, können wir uns sogar ähnlich wie bei Hunt Showdown bewusst entscheiden, Missionsziele sausen zu lassen und mit bisher gesammelten Erfahrungspunkten aus dem Level zu fliehen.
Lebendige und gesunde Operator sind nämlich ein wichtiges Gut in Extraction: Stirbt unsere Spielfigur, ist sie nicht mehr verfügbar und wird Teil einer Rettungsmission. Schaffen wir es, sie beim nächsten Einsatz zu bergen, wird sie erneut Teil unserer Charakterauswahl.
Und gehen wir verletzt aus einem Einsatz, haben wir die Wahl: Riskieren wir die nächste Mission mit wenigen Lebenspunkten oder spielen wir andere Helden, bis sich die Lebenspunkte des angekratzten Operators regeneriert haben?
Da jeder Operator über eine individuelle Spezialfähigkeit verfügt (zum Beispiel Heilung, Feindaufklärung, Sprengsätze und so weiter), sorgt dieses System für eine interessante Dynamik: Sind wir wirklich bereit, unseren Medic für einen Rettungseinsatz zu riskieren? Sollten wir mit unserem Drohnenexperten auf Nummer Sicher (und zum Landeplatz) gehen oder sind wir gierig auf die zusätzliche XP? Operator sind die vielleicht wichtigste Ressource in Rainbow Six Extraction, mit der wir geschickt haushalten müssen.
Keine Story, keine Stimmung
Wie beim großen Bruder Rainbow Six Siege ist auch in Extraction Teamwork, Aufklärung und Koordination der Schlüssel zum Erfolg. Es macht Spaß, gemeinsam methodisch vorzugehen und die Operator-Fähigkeiten clever zu kombinieren, um dann ohne Verluste aus dem Zielgebiet zu verschwinden.
Trotzdem bleibt nach der Anspiel-Session auch ein etwas fader Beigeschmack zurück, denn schon nach kurzer Zeit fühlt es sich an, als spielten wir im Grunde immer das gleiche Match, nur in einer leicht veränderten Reihenfolge. Sätze wie »In diesem Raum waren wir vorhin schon, wisst ihr noch?« oder »Ah, jetzt müssen wir wieder diese beiden Spots verteidigen« fielen bereits nach einer guten halben Stunde. Schnell kannten wir die üblichen Gegnertypen und ihre Schwachstellen, liefen unsere Missionsziele beinah routiniert ab.
Überraschungen? Schockmomente? Skriptsequenzen? Fehlanzeige. Da schafft GTFO mit seiner schaurigen Lichtstimmung und der fiesen Soundkulisse deutlich mehr Horror-Atmosphäre und World War Z inszeniert mit seinen dramatischen Massenschlachten weitaus mehr Panikmomente.
Spätestens beim finalen Countdown am Exfiltrationspunkt hätten wir ein letztes Gefecht gegen anstürmende Monsterhorden erwartet, landeten aber prompt (und enttäuschend unzeremoniell) im Mission-Erfüllt-Bildschirm. Drei grüne Haken. Keine Verluste. Plus 120 Erfahrung. Der nächste bitte. Dass wir außer der REACT-Prämisse keine nennenswerte Story oder Dialoge erleben, trägt zudem nicht sonderlich zur Motivation bei.
Dejavu für Siege-Veteranen
Wie eingangs bereits erwähnt, dürften sich vor allem Kenner von Rainbow Six Siege an dem schonungslosen Recycling stören. Zwar ist es in der Videospielentwicklung durchaus üblich, Figuren, Level, Geräusche und ähnliches wiederzuverwenden - immerhin sind all diese Dinge sehr aufwändig zu erstellen. Doch gerade bei Extraction sehen wir schon auf den ersten Blick fast nur Vertrautes: Von den Animationen über das Schuss- und Rückstoßverhalten bis hin zum Sound kommt uns alles schwer bekannt vor.
Selbst die Attachments, die wir auf unsere Knarren schrauben können, stammen aus Siege. Und die Operator sind ebenfalls alte Bekannte mit neuen Skins. Auffallen wird das natürlich in erster Linie Siege-Spielern. Die könnten dafür aber das Gefühl bekommen, eher einen aufwändig gestalteten DLC statt wirklich ein neues Spiel zu bekommen.
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