Selten hat mich eine Nachricht gleichzeitig so traurig und so glücklich zugleich gemacht: Ein Spiel, auf das ich mich unheimlich gefreut habe, wird nicht mehr weiterentwickelt und wohl niemals erscheinen. Doch die Gründe dahinter sind ein unheimlich wichtiges Zeichen für die Spielebranche.
Die Rede ist vom Adventure Revenant Hill, das der indirekte Nachfolger des fantastischen Storyspiels Night in the Woods werden sollte. Entwickelt wurde es bisher von The Glory Society, einem kleinen Indie-Studio, das aus Night-in-the-Woods-Entwicklern und neuen Mitgliedern bestand. Erst im Juni 2023 wurde das Spiel enthüllt und ich habe direkt in einer Kolumne darüber gejubelt.
Doch jetzt zieht das Studio die Notbremse – wegen der Gesundheit der Angestellten. Und das ist bitter, aber auch richtig.
Warum Revenant Hill noch vor Release beendet wird
Bei X (früher Twitter) veröffentlichte The Glory Society ein Statement, in dem das Ende der Entwicklungsarbeiten an Revenant Hill bekannt gegeben wird:
Link zum Twitter-Inhalt
Darin heißt es zu den Gründen:
Unglücklicherweise haben akute gesundheitliche Gründe dazu geführt, dass zwei wichtige Team-Mitglieder das Projekt für unbestimmte Zeit verlassen müssen. Wir sind ein kleines Team und jeder übernimmt mehrere Rollen. Das ist der Verlust von mehreren Rollen, die sich nur schwer ersetzen lassen.
Man habe als Gruppe gemeinsam die Entscheidung getroffen, nicht ohne diese Team-Mitglieder weiterzumachen, sondern das Projekt einzustampfen. Man bedanke sich bei allen Fans und Unterstützern und bittet darum, diejenigen zu unterstützen, die Spiele entwickeln. Die Steam-Seite des Spiels ist bereits verschwunden.
Bei einem der erkrankten Team-Mitglieder handelt es sich um Scott Benson, den Schöpfer von Night in the Woods. Er gab auf seinem X-Account bekannt, dass er unter schweren Herzproblemen leidet und in den vergangenen Monaten einen erschöpfenden Krankenhausmarathon hinter sich hat.
Nichts ist wichtiger als Gesundheit. Eigentlich sollte das selbstverständlich sein, aber (nicht nur) in der Spielebranche wird es leider noch viel zu oft ignoriert. Wir alle haben Dutzende erschreckende Berichte über Crunch und Mobbing gelesen, zahlreiche Entwicklerinnen und Entwickler leiden unter Stress, Burnout, Depressionen oder zwingen sich trotz gesundheitlicher Probleme zum Arbeiten, um Deadlines einzuhalten. Spieleentwicklung ist viel zu oft ein ungesundes Arbeitsfeld.
Ich weine natürlich um Revenant Hill, das garantiert ein wundervolles Story-Spiel geworden wäre. Aber es ist eben nur ein Spiel und völlig unwichtig, wenn man es mit der Lebensqualität seiner Entwicklerinnen und Entwickler vergleicht. Ich hoffe, dass alle Angestellten von The Glory Society bei anderen Projekten unterkommen und dass Scott Benson sich bald wieder erholt. Und noch mehr hoffe ich, dass andere Entwicklerstudios hier ganz genau zuschauen – und im Zweifelsfall immer zugunsten ihrer Mitglieder entscheiden.
Mir macht die Reaktion der Fans in den Kommentaren Mut: Ausnahmslos alle äußern Verständnis trotz aller völlig verständlichen Enttäuschung. Das Wohl der Menschen, die unsere geliebten Spiele entwickeln, steht bei vielen inzwischen offenbar an allererster Stelle. Und das stimmt mich trotz meiner zerschlagenen Hoffnungen sehr, sehr glücklich.
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