Rune 2 musste wohl ganz dringend erscheinen. Kurz nach dem Release machte Entwickler Human Head nämlich dicht (formierte sich inzwischen unter dem Dach von Bethesda neu). Die Eile merkt man dem Titel an, denn obwohl in Rune 2 einige nette Ideen stecken, wirkt die Umsetzung über weite Strecken unausgegoren und wird von vielen kleinen Nickeligkeiten geplagt.
Der Nachfolger zum gleichnamigen Actionspiel (November 2000) wird Interessierte enttäuschen, weil er weder technisch auf der Höhe der Zeit ist noch beim Haupt-Verkaufsargument, dem Kampf, wirklich überzeugen kann. Ob aber vielleicht Fans von nordischer Mythologie ihren Spaß mit diesem Titel haben können, klären wir im Test.
Nordische Apokalypse
Rune 2 lässt sich als Action-Adventure mit Rollenspiel-Elementen bezeichnen. Darin sollen wir Ragnarök verhindern und zu guter Letzt sogar Loki auf die Nase hauen.
Zu Beginn erstellen wir einen Charakter (männlich oder weiblich), der uns optisch taugt, Werte können wir nicht festlegen, die ergeben sich später im Spiel automatisch durch Levelaufstiege. Ein Pluspunkt: Die Charaktermodelle sind ansprechend designt und sehen überzeugend archaisch aus. Die Animationen indes sind eine andere Geschichte, die wirken, als würde da die eine oder andere Bewegungsstufe einfach fehlen. Das macht insbesondere die Kämpfe noch unbefriedigender, als sie es ohnehin schon sind, doch dazu später mehr.
Es fehlen nämlich nicht nur Animationsstufen in Rune 2, sondern irgendwie auch eine Motivation. NPCs, die mit uns reden, die gar um ihr Leben fürchten? Fehlanzeige.
Ansonsten schickt uns die Stimme von Gott Heimdall (immerhin gut vertont) von Insel zu Insel, um dort Runensteine von ihren Fesseln zu befreien und Artefakte zu sammeln. Am Ende jeder Inselaufgabe wartet dann ein Zwischenboss wie etwa Hrym, der Entehrte. Dieser drahtige Geselle versucht, uns mit den immer gleichen Attacken zu entleiben, bis wir ihn seines Lebensbalkens entledigt haben. Danach machen wir uns via Floß auf zum nächsten Eiland. Dort warten dann die Draugr oder die Riesen auf uns. Soll heißen: Je weiter wir kommen, desto stärker (und zahlreicher) werden die Gegner.
Um unsere Chancen zu verbessern, entscheiden wir uns im Laufe einer Partie für einen der drei Götter Odin, Thor oder Hel, die jeweils eigene Boni, Nachteile und Spezialfähigkeiten gewähren. Unter Hels Flagge bekommen wir etwa spürbar erhöhte Geschwindigkeit, müssen dafür aber mit verringerter Gesundheit leben.
Abseits davon gibt's zahlreiche Infos über die nordische Mythologie zu lesen und auch Heimdall versorgt uns immer mal wieder mit Hintergründen. Trotzdem bleibt's unterm Strich recht mechanisch, das Spiel schafft es nicht, dass wir uns wirklich wie ein Weltenretter fühlen, der gegen die Götterdämmerung ankämpft.
Für unterschiedliche Durchläufe der Kampagne gibt's Modifikatoren, etwa durchgängige Dunkelheit oder stärkere Gegner. Aber das macht den Kohl nicht fett - außer, wir spielen mit bis zu drei Freunden zusammen im Koop. Zu dritt lässt sich Finsternis deutlich besser ertragen. Und wer keine Lust auf Teamarbeit hat, der probiert sich an den PvP-Modi. Oder lässt es, denn im PvP wird ja nahezu nur zugehauen. Und das kann Rune 2 - wie schon gesagt - nicht sonderlich gut.
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