R.U.S.E. im Test - Viel Flair, viel Fummelei

Dank seiner Zoomschlachten versprüht Ubisofts Echtzeit-Strategiespiel R.U.S.E. im Test viel Generalsflair, krankt aber an der umständlichen Bedienung und wirren Gegnern.

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Mit der »Blitz«-List aus R.U.S.E.mögen sich Panzer und Soldaten beschleunigen lassen, Entwickler aber leider nicht. Zum Verdruss des Publishers Ubisoft, der das Weltkriegs-Strategiespiel dreimal verschieben musste: von Dezember auf März, von März auf Juni, von Juni auf September.

Die Wartezeit hat sich allerdings gelohnt, nach unserem durchwachsenen Betatest-Fazit können wir R.U.S.E. nun im Test ein besseres Zeugnis ausstellen. Wenn auch kein perfektes.

Steam-Pflicht: Ubisoft verzichtet bei R.U.S.E. auf seinen umstrittenen Game Launcher. Allerdings muss das Spiel trotzdem online aktiviert werden, nämlich über Steam. Das hat immerhin den Vorteil, dass Sie die Solo-Kampagne und Skirmish-Schlachten auch offline bestreiten können. Mehrspieler-Partien laufen ausschließlich über das Internet, ein Netzwerk-Modus fehlt.

Die Zoomfunktion: faszinierende Fummelei

Als größter Faszinationsfaktor von R.U.S.E. erweist sich die Zoomfunktion: Die Ansicht lässt sich stufenlos vergrößern, von der Generalstisch-Landkarte bis hinunter zum einzelnen Panzer. Dadurch erzeugt das Strategiespiel ein beispielloses Befehlshaber-Flair, zumal die Truppen auf niedrigen Zoomstufen nicht zu abstrakten Vielecken schrumpfen, sondern klar als Vehikel, Soldaten, Geschütze und Flugzeuge erkennbar bleiben.

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Die Blicktiefe hat allerdings einen Pferdefuß, nämlich die Bedienung. In der mittleren Ansicht ist R.U.S.E. zwar gut spielbar, allerdings lassen sich Truppen dann nur gruppenweise befehligen. Um einzelne Vehikel oder Infanterietrupps anzuwählen, müssen Sie erst hineinzoomen, damit sich die Truppenstapel in separate Einheiten auflösen. Das ist nicht ständig nötig, manchmal aber schon. Etwa, wenn Sie eine von drei Panzerabwehr-Kanonen an eine neue Position bewegen wollen.

DIe Bedienung: Mehr Komfort bitte!

Die Bedienung von R.U.S.E. geht generell ganz gut von der Maus. Zum Beispiel zeigt der Ubisoft-Titel die Reichweite der angewählten Einheiten an, damit wir sie genauer verschieben können.

Allerdings mangelt es R.U.S.E. an Komfortfuntionen. Beispielsweise fehlen Lebenspunkte-Balken und – viel schlimmer – Verhaltensbefehle. So weichen Ihre Einheiten automatisch zurück, wenn sie übermächtigen Feinden gegenüberstehen. Ein Panzer etwa hält Abstand zu Soldaten, die ihn auf Tuchfühlung locker mit ihren Panzerfäusten zerlegen könnten.

Das ist eine nützliche Komfortfunktion, die manchmal aber auch nerven kann. Beispielsweise, wenn ein Spähpanzer sich zurückzieht, obwohl er eigentlich ein Waldstück im Auge behalten soll. Ein »Position halten«-Befehl hätte hier Wunder gewirkt. Außerdem vermissen wir eine »Feuer einstellen«-Order. Unsere Artillerie etwa feuert stets automatisch auf Feinde in Reichweite, was besonders in Multiplayer-Partien nervt, weil es die Position unserer Geschütze verrät.

Die Taktiktiefe: Schere-Stein-Panzer in Reinkultur

Das Schlachtenflair vermiesen die Komfortmängel jedoch ebenso wenig wie den taktischen Tiefgang. Der Entwickler Eugen Systems hat sich offensichtlich die Kritik an seinem letzten Echtzeit-Titel Act of Warzu Herzen genommen, auf den der Begriff »seicht« so zielsicher zutraf wie der Begriff »flüssig« auf die Ostsee.

Die Flammen über den Einheiten verraten: Bei der Kesselschlacht von Bastogne hindern wir unsere Einheiten mit der »Fanatismus«-List an der Flucht. Links zeigt eine Zwischensequenz-Einblendung, dass verbündete Fallschirmjäger nahen. Die Flammen über den Einheiten verraten: Bei der Kesselschlacht von Bastogne hindern wir unsere Einheiten mit der »Fanatismus«-List an der Flucht. Links zeigt eine Zwischensequenz-Einblendung, dass verbündete Fallschirmjäger nahen.

Bei R.U.S.E. haben die Entwickler deshalb mit Erfolg darauf geachtet, dass alle Truppentypen sinnvoll sind. Das Schere-Stein-Papier-Prinzip funktioniert klasse. Infanterie etwa sieht auf offenem Feld kein Licht gegen Panzer, kann sich aber in Wäldern oder Städten verstecken und die Kolosse aus dem Hinterhalt zerpflücken. Zumindest, wenn kein Späher anrückt, der verborgene Einheiten enthüllt. Artillerie wiederum zerbröselt Gebäude und Soldaten, hat aber keine Chance gegen gepanzerte Einheiten, die sich ihrerseits vor Jagdbombern hüten müssen, die gegen Abfangjäger eingehen, die keine Schnitte gegen Flak … und so weiter.

Logisch, das kennt man aus anderen Weltkriegs-Spielen. R.U.S.E. gibt sich hier konventionell, zumal die Einheiten keine gesonderten Spezialangriffe beherrschen. Eugen Systems hat die Wechselwirkungen aber bestens poliert. Basisbau gibt’s auch, allerdings in einer Simpelvariante: Sie erobern lediglich Rohstoffdepots und errichten Fabriken sowie (schwache) Abwehrtürme.

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