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Test-Video: Satellite Reign - Gelungenes Syndicate-Revival für nervenstarke Echtzeit-Taktiker
22 Jahre sind eine verdammt lange Zeit - fragen Sie mal einen Amerikaner, der so lange warten muss, um endlich legal Alkohol kaufen zu dürfen. Okay, das sind nur 21 Jahre, aber wir wollten mit dem Wort »Alkohol« um Ihre Aufmerksamkeit buhlen. Aber es gibt Spiele, die auch nach über zwei Jahrzehnten noch für feuchte Augen und schnelles Pulstrommeln sorgen, wenn wir uns heute an sie erinnern. Weil sie einzigartig waren, bockschwer oder technisch bahnbrechend. Oder gar alles zusammen. So ein Ausnahmetitel erschien 1993, als Peter Molyneux noch Visionen hatte UND umsetzen konnte. Diesem Spiel huldigt jetzt das neue Satellite Reign: nämlich Syndicate!
Dessen einzigartiges Spielgefühl will Satellite Reign einfangen, ein Kickstarter-finanziertes Echtzeit-Taktikspiel des kleinen australischen Entwicklertrupps 5 Lives Studios. Darunter auch der Programmierer Mike Diskett (klar, bei dem Nachnamen muss man ja irgendwas mit Computern machen), der schon beim Ur-Syndicate am Amiga-Code arbeitete und beim Nachfolger Syndicate Wars (1996) die Projektleitung übernahm.
Ein Schritt zu viel
Syndicate schaffte damals das Kunststück, Echtzeit-Taktik mit Hektik und Spieltiefe zu verbinden. Mit einem Vierertrupp Cyber-Agenten eroberten wir als »Marketing-Chef fürs Grobe« nach und nach die Welt, die von Mega-Konzernen dominiert wurde: Wir schalteten Führungskräfte der Konkurrenzfirmen aus, sprengten ihre Gebäude, stahlen ihre Daten. Syndicate brachte uns damals an den Rand des Wahnsinns. Wenn wir zum Beispiel ganz knapp ein Missionsziel schafften, uns schwer angeschlagen aus dem Staub machen wollten - und in einen Trupp schwerbewaffneter Gegner humpelten, die uns und unsere Mission in Nullkommanix zerbröselten.
Genau das kann Ihnen auch in Satellite Reign passieren. Einmal zu spät die Waffe gezückt, und ein Wachmann alarmiert noch seine Kumpels, bevor er zurückschießt. Einmal zu nah an eine Überwachungskamera getappst, und Sie erleben das Gefühl, Ihren nackten Hintern auf einem Ameisenhaufen zu parken. Denn auch in Satellite Reign sind gutes Timing und ein cleverer Einsatz Ihrer vier Agenten der Schlüssel: Wer einfach mit seinen Leuten losstürmt und -ballert, hat meistens keine Chance gegen die erdrückende Übermacht von Wachleuten, automatischen Geschützen und Kampfdrohnen.
You are leaving the Downtown Sector
Satellite Reign spielt nicht wie Syndicate damals in einzelnen Städten, die wir über eine Weltkarte herauspicken, sondern in einer einzigen, riesigen Metropole. Die wiederum ist in vier Sektoren unterteilt, die wir aber erst freischalten müssen (plus eine ganz besondere Zone, die wir hier aber nicht verpetzen wollen). Wie und wann wir das tun, bleibt uns überlassen: Wir können stur den Hauptmissionen folgen, verpassen dann aber spannende Nebenaufträge, die uns Geld, Erfahrung und vielleicht bessere Ausrüstung bringen. Wir können aber auch frei Schnauze durch die Megametropole marschieren, Geldautomaten absaugen, Banken überfallen oder hacken, Militärlager ausräumen. Open World eben!
Auf Screenshots kommt es leider nicht so gut rüber - aber die Cyberstadt sieht in Bewegung einfach klasse und glaubwürdig aus, natürlich gewachsen statt am Reißbrett geplant. Überall warten Rampen, Treppen, Unterführungen, gelegentlich können wir uns an Hochleitungskabel hängen und in gesicherte Gebiete heruntersausen (wobei auch schon mal ein Agent abstürzt und es noch mal versuchen muss).
Autos schweben umher, statt echter Bäume blühen grüne Hologramme, überall steigt Dampf aus Schächten, Lichter spiegeln sich im Regen, bunte Neonwerbung schreit nach Beachtung. Dazu kommt die passende Geräuschkulisse, vor allem der sehr gute Soundtrack, der treibende Synthesizer-Mucke mit Elektro-Drums verbindet - das passt perfekt zur Cyberatmosphäre, aber auch zu den frühen Neunzigerjahren von Syndicate.
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