Sinking City bei Steam: Laut Entwicklern ist die Version "gestohlen und illegal hochgeladen"

Das Drama um The Sinking City geht weiter. Entwickler Frogwares erhebt neue, schwere Vorwürfe gegen den ehemaligen Publisher Nacon: Die Steam-Version sei ein gehackter Build.

Der Streit um The Sinking City geht in die nächste Runde, diesmal auf Steam. Der Streit um The Sinking City geht in die nächste Runde, diesmal auf Steam.

Update vom 4. Februar 2021: Sowohl Entwickler Frogwares als auch Publisher Nacon haben sich im Zuge zweier Statements zur aktuellen Steam-Kontroverse um The Sinking City geäußert. Die wichtigsten Infos haben wir euch ins Deutsche übersetzt, die vollständigen englischsprachigen Statements findet ihr ebenfalls im Artikel.

Frogwares über das Verschwinden der Steam-Version

Die wichtigsten Infos: Frogwares erklärt, die letzte Version von The Sinking City mithilfe des amerikanischen DMCA-Urheberrechtsgesetzes entfernt zu haben. Die Entscheidung traf Frogwares aufgrund der nach eigenen Angaben ermittelten Beweislage, dass Publisher Nacon diese Version von The Sinking City "gestohlen" habe.

Frogwares rechnet jedoch damit, dass The Sinking City durch Nacon eher früher als später wieder auf Steam veröffentlicht wird. Wie die Situation insgesamt aufgelöst wird, könne sich aufgrund langwieriger Gerichtsprozesse erst in noch nicht absehbarer Zukunft entscheiden.

Das vollständige Statement:

"Regarding our use of a DMCA to remove the game from Steam. We believe in a very short time, we were able to collect extremely strong evidence to indicate this version of the game was pirated and contains content that Nacon has absolutely no rights to - namely The Merciful Madness DLC. A DMCA notice proved to be our most effective tool to give us time to gain further potential evidence and to also start the required and lengthy additional legal processes to prevent this from happening again.

We are aware that a final ruling on whether Frogwares are obligated to deliver a Steam version has yet not been made and could take years. As it stands, we have an appeals court ruling saying, until further notice Frogwares do not need to deliver a Steam version to Nacon. In the meantime, Nacon decided to take justice into their own hands and release a pirated build.

We are also aware that the DMCA claim on this Steam version may only be a temporary fix and that the game may make a comeback - in this form or another. Providing partners like Valve with finalized rulings and 3rd party verified evidence so they can make their final decision takes time and resources. If in the meantime they decide they have to continue selling the game, we can only respect that while continuing to speak to them and provide them with more information."

Nacon reagiert auf die Vorwürfe durch Frogwares

Die wichtigsten Infos: In einem auf der eigenen Homepage veröffentlichten Statement widerspricht Publisher Nacon vehement den Vorwürfen des Entwicklerstudios Frogwares und bezeichnet diese als »ungerechtfertigt«.

Demnach sei Nacon nicht nur sämtlichen festgelegten Zahlungen von The Sinking City nachgekommen - dabei werden die gesamten Entwicklungs- und Vermarktungskosten betont -, sondern sei auch aus juristischer Perspektive im Recht. Hier beruft sich Nacon auf den Gerichtsbeschluss von Ende 2020, demzufolge Frogwares »unrechtmäßig« gehandelt habe.

Außerdem habe Nacon mehrmals bei Frogwares angefragt, The Sinking City wieder auf Steam zur Verfügung zu stellen, dem Frogwares allerdings nicht nachgekommen sei. Allerdings soll es laut Nacon einen Versuch seitens Frogwares gegeben haben, The Sinking City auf Steam zum Verkauf anzubieten, ohne Nacon als Publisher zu nennen.

Nacon betont zusätzlich, dass die zuletzt auf Steam angebotene Version explizit Frogwares als verantwortlichen Entwickler zu Erkennen gab, während die Lizenzgebühren durch Verkäufe auf Steam weiterhin an Frogwares ausgezahlt wurden.

Nacon bezeichnet das Eingreifen von Frogwares außerdem als »Sabotage der eigenen Investitionen«.

Das vollständige Statement:

"Frogwares published an article on March 1st, 2021, accusing Nacon of having »pirated« the game The Sinking City; Nacon hereby wishes to set the record straight regarding these unjustified accusations. Nacon is contractually the sole exclusive distributor of The Sinking City game on Steam.

Nacon has contributed to the financing of development and the payment of royalties to Frogwares to the tune of 8.9 million euros to date (including the full payment for a version of the game for Steam), making the global investment far above 10 million euros when integrating the marketing costs. Contrary to Frogwares' allegations, Nacon has paid all amounts due.

Today, unless Frogwares is acting in bad faith, it has no reason not to make the game available to Nacon on Steam. In the past, Frogwars has improperly relied on accusations regarding a lack of payment to refuse delivery of the game on Steam, at which point they tried to unsuccessfully terminate the contract. The Paris Court of Appeal deemed this action »manifestly unlawful«; ordering the continuation of the contract and encouraging Frogwares to refrain »from any action which would impede such continuation«.

In line with the courts' decision, Nacon has repeatedly and unsuccessfully requested that Frogwares make the game available on Steam, failing which it would apply a clause in the contract wherein such a case, the game would be adapted by a third party. Frogwares then attempted, without the knowledge of Nacon and in violation of our rights, to make the game available on Steam without mentioning Nacon in its capacity as the publisher. This is, therefore clear proof that no technical impossibility prevents the game from being put back on Steam.

Despite this blocking situation created exclusively by Frogwares, Nacon has allowed players to access the game on Steam while still expressly indicating the ownership of Frogwares' rights to the game. Frogwares will also receive the royalties generated by Steam sales.

By encouraging the gaming community via Twitter not to buy the game on Steam, Frogwares is once again sabotaging our investments in the game. Nacon obviously regrets this conflict, for which it is not responsible, and for which it did everything possible to avoid. Nacon regrets all the more that Frogwares has demanded the withdrawal of the game from Steam, thus depriving the gaming community of the unique experience provided by The Sinking City.

Nacon reserves the right to take legal action against Frogwares for its aggressive and prejudicial comments. Frogwares has been careful not to indicate that all court decisions in the dispute between Nacon and Frogwares have thus far been favorable to Nacon."

Alle weitern Infos zur Kontroverse der jüngsten Steam-Version von The Sinking City lest ihr in unserer ursprünglichen Meldung. Alle weitern Infos zur Kontroverse der jüngsten Steam-Version von The Sinking City lest ihr in unserer ursprünglichen Meldung.

Ursprüngliche Meldung: The Sinking City kommt einfach nicht zur Ruhe. Vor kurzem tauchte das Spiel wieder bei Steam auf, doch Entwickler Frogwares sprach eine eindringliche Kaufwarnung aus, in der allerdings keine richtige Begründung stand.

Die hat das Studio nun in einem ausführlichen Blog-Post nachgeliefert - und die neuen Vorwürfe gegen Publisher Nacon haben es in sich: Demnach wurde für die jetzt erhältliche Steam-Version der Quellcode »gehackt, gestohlen und illegal hochgeladen«.

Wir fassen euch in dieser Meldung zusammen, wie genau die aktuellen Vorwürfe lauten und welche Belege Frogwares veröffentlicht hat. Um beide Seiten zu beleuchten, haben wir auch bei Nacon um ein Statement gebeten. Falls wir eine Antwort erhalten, werden wir die Perspektive des Publishers natürlich ergänzen.

Bevor ihr weiterlest: Für ein »Was bisher geschah« ist an dieser Stelle leider kein Platz. Falls ihr also nochmal nachlesen wollt, wie es zu dem dramatischen Streit um The Sinking City kam, haben wir hier eine kompakte Zusammenfassung für euch. Alle Hintergründe und Interviews mit den Beteiligten findet ihr hier in unserem ausführlichen Report:

Update vom 3. März, 11:45 Uhr: Über Nacht ist die Produktseite von The Sinking City auf Steam verschwunden. Ob es sich dabei um eine Maßnahme von Valve handelt oder ob die Anbieter selbst das Spiel aus dem Shop genommen haben, ist aktuell noch unklar. Wir haben bereits entsprechende Anfragen verschickt und ergänzen die Infos, sobald wir sie bekommen.

Aufmerksame GameStar-Leser haben das Statement von Nacon trotzdem wiedergefunden (danke an dieser Stelle nochmal für den Hinweis in den Kommentaren). Darin gibt der Publisher an, dass der Steam-Version Features fehlen, weil es von Seiten Frogwares einen »Mangel an Kooperation« gegeben habe. Trotzdem handele es sich um eine vollständige und offizielle Version des Spiels. Zu den aktuellen Diebstahl-Vorwürfen und der Entfernung von Steam äußerte sich Nacon bisher nicht.

Nun öffnet sich also das nächste Kapitel in dieser turbulenten Geschichte - was genau wirft Frogwares Nacon eigentlich vor?

Was ist da los mit der Steam-Version?

Alle Details im Video: Frogwares hat ein Video erstellt, in dem die Entwickler ihre Sicht der Dinge erklären und Belege für die Vorwürfe zeigen.

The Sinking City: Entwickler erhebt neue Vorwürfe gegen Publisher Video starten 9:14 The Sinking City: Entwickler erhebt neue Vorwürfe gegen Publisher

Kurz zusammengefasst: Frogwares ist überzeugt, dass es sich bei der aktuellen Steam-Version des Spiels um einen gestohlenen, älteren Build von The Sinking City handelt. Es sei der inzwischen dritte Versuch von Nacon, das Spiel ohne die erforderlichen Rechte auf den Markt zu bringen.

Die Belege von Frogwares: Um diese schwerwiegenden Vorwürfe zu untermauern, veröffentlichte das Studio einige Daten, die zeigen sollen, dass es sich tatsächlich um eine gecrackte Version und nicht um das echte Sinking City handelt. Einige Unterschiede zwischen Original und Steam-Ausgabe:

  • Im Ladebildschirm wurde das Logo von Gamesplanet entfernt.
  • Im Hauptmenü fehlt die Werbung für Sherlock Holmes, einem weiteren Spiel von Frogwares.
  • Das Wasserzeichen von Gamesplanet beziehungsweise Epic fehlt ebenfalls, das in allen echten Versionen von Sinking City vorhanden sei.
  • Die Menü-Option »More Games« ist nicht verfügbar.
  • Das Spiel ist auf Steam 17 GB groß, die fertige Version von Frogwares, die es zwischenzeitlich im Epic Store zu kaufen gab, war hingegen 30 GB groß.

Frogwares-Version Hier ist das Logo der Plattform Gamesplanet zu sehen.

Steam-Version Wie Frogwares zeigt, fehlt hier das Gamesplanet-Zeichen.

Auch in den Spieldateien selbst hat Frogwares laut dem Blog-Post Änderungen gefunden, die zum Beispiel das Logo von Gamesplanet durch Nacon ersetzen.

Schwere Vorwürfe: Frogwares glaubt an Diebstahl

Frogwares ist der Meinung, dass Nacon das Spiel gehackt haben muss, um Zugang zu den Konfigurationsdateien zu bekommen:

"Um Veränderungen vornehmen zu können, hatte Nacon nur einen Weg: das Spiel zu dekompilieren oder zu hacken, mithilfe eines geheimen Keys von Frogwares, denn der gesamte Spielinhalt ist mit einem Epic Unreal Engine Verschlüsselungssystem archiviert.

Um es klar zu sagen, das ist Hacking und wenn Hacking eingesetzt wird, um ein Produkt zu stehlen und Geld damit zu machen, nennt man das Piraterie oder Fälschung. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen Programmierer mit ernstzunehmenden Fähigkeiten beteiligt sein. Das ist keine DIY-Arbeit von unerfahrenen Leuten, das wurde von Programmierern gemacht, die Unreal gut kennen."

Steam-Nutzer stimmen zu: Ähnliche Töne wurden schon vor dem Blog-Post in den Nutzer-Reviews bei Steam laut. Viele beklagen, dass alle Achievements gelöscht wurden und weisen auf den andauernden Streit zwischen Frogwares und Nacon hin. Dass DLC fehlen, wird gelegentlich behauptet, stimmt allerdings nicht. Laut Frogwares steht eine gecrackte »Deluxe«-Version bei Steam.

Frogwares nimmt Steam in Schutz: Die Entwickler machen Valve keinen Vorwurf, vielmehr sei Steam getäuscht worden. Ob das Spiel demnächst wieder von der Plattform verschwindet, ist zum jetzigen Zeitpunkt unklar. Frogwares will rechtliche Schritte einleiten - und wir halten euch natürlich auf dem Laufenden.

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