Im Inneren der Sonne brodelt der ultimative Dampfkocher unseres Sonnensystems. Doch wo Wasserstoff-Atome unter immensen Kräften zu Helium verschmelzen, beginnt eine Reise, die außerhalb der Sonne in ihrer Korona ein noch intensiveres Hitzebad erlebt.
Der Solar Orbiter von ESA und NASA hat das bisher detaillierteste Foto geschossen von einer der extremsten Umgebungen unseres Sonnensystems.
Unsere Sonne bewegt sich im galaktischen Größen-Schnitt durchaus in respektablen Bereichen, doch sie verzwergt im Angesicht mancher Riesen. Von einem erzählen wir euch in diesem Artikel. Einen Vorgeschmack, was ihm droht, könnt ihr im folgenden Video sehen:
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Wir zerstören das Sonnensystem und entfesseln eine gigantische Supernova in Universe Sandbox
Heißer als das Sonneninnere
Die neue Aufnahme der Sonne vom Solar Orbiter zeigt diverse Details in bisher kaum gekannter Auflösung. Dazu gehören die dunkleren Flecken im glühenden Orange oder auch die Schlingen geladener Teilchen, die an den Magnetfeldlinien entlang aus der Sonne herausgeschleudert und zurückgerissen werden.
Vor allem aber besticht die Aufnahme durch den dominanten Strahlenkranz, der die Sonne umgibt, ihre Korona. Mit ihr umhüllt sozusagen ein Rätsel die Sonne, denn bis heute verstehen wir nicht, wie genau die immensen Temperaturen der Teilchen in ihm zustande kommen.
Die rund 15 Millionen Grad Celsius im Kern, wo die Fusion stattfindet, sind geläufig und logisch (extremer Druck). Doch die brodelnde, stetig wabernde Oberfläche des Gasballes erreicht nur einige Tausend Grad, während darüber, in der Korona 100- bis 1000-fach höhere Werte auftreten können.
Die äußere Atmosphäre der Sonne ist dabei extrem dünn. Aber wie genau diese im Verhältnis geringe Masse im Vakuum sich derart aufheizen kann, bleibt aktuell Gegenstand von Untersuchungen.
Heutige Modelle schaffen es nur unzureichend, die Temperaturen von bis zu 40 Millionen Grad, also heißer als im Kern der Sonne, zu erklären. Wahrscheinlich nimmt aber das mächtige Magnetfeld des Sternes hier eine gewichtige Rolle ein (via Max-Planck-Institut).
Auf der Website der ESA könnt ihr euch das Foto in Originalauflösung anschauen und sogar per Clickspots einige Details inklusive Infos eingehend betrachten.
Ein spezielles Foto
Wobei der Begriff Foto irreführend sein kann. Auf alle Fälle misst er der Komplexität der Aufgabe der Raumsonde begrifflich nicht den Respekt zu, der ihr gebührt.
Denn der Extreme Ultraviolet Imager
des Solar Orbiters hat mehr als 200 Einzelaufnahmen angefertigt, die im Anschluss zum Gesamtbild kombiniert worden – eine gängige Methode, wie sie zum Beispiel auch bei der Rekordaufnahme der Andromeda-Galaxie durch Hubble zur Anwendung kam.
Ferner wurden die Farben quasi in die für uns sichtbaren Spektren übersetzt. Denn unsere Augen vermögen diese Details auf der Sonne von Natur aus nicht aufzulösen – ein Blick gen Himmel an einem wolkenfreien Tag zeigt schnell, wieso. Die extrem energiereichen Wellenlängen wurden quasi heruntergerechnet, damit wir Strukturen und glaubhafte Farben erkennen können.
Wer jetzt meint: Ganz schön beeindruckend unsere Sonne, dem könnte bei einem Blick in die Vergangenheit wahrlich der Atem stocken. Denn unsere Sonne hat in Richtung der Erde in der Vergangenheit gewaltige Stürme losbrechen lassen.
Sonden wie der Solar Orbiter zeigen, wie erfolgreich Wissenschaftsprojekte von NASA und ESA ausfallen können. Doch steht erstere Behörde vor umgreifenden Veränderungen – ihr wahrscheinlicher neuer Chef, der Multimilliardär Jared Isaacman, hat das Quasi-Unmögliche vor.
Gemeinsam mit der Parker Solar Probe soll der Orbiter in den kommenden Jahren weiter die Sonne, sowie insbesondere die ultraheiße Korona untersuchen. Denn nicht nur letztere gehört zu den Facetten unseres Zentralgestirns, über die wir noch einiges zu lernen haben.
Erkenntnisse zur Sonne lassen uns obendrein generell Prozesse in Sternen besser verstehen – was wiederum der gesamten Astronomie zugutekommt.
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