Keine Angst vor Spoilern: Wir bleiben bei unserer Kritik betont vage und wenn wir doch mal konkreter werden, erzählen wir nichts, was nicht bereits die offiziellen Trailer gezeigt haben. Ihr könnt also unbesorgt weiterlesen!
Was bei der Ankündigung 2022 noch für gelangweiltes Achselzucken sorgte, entpuppt sich nach guten Vorzeichen als die erhoffte faustdicke Überraschung: Thunderbolts* ist der beste Marvel-Film seit Guardians of the Galaxy Vol. 3.
Beide Streifen machen nämlich eine Sache gleich gut. Im Fokus steht nicht die Action, sondern eine Figur, die mit ihrer traumatischen Vergangenheit kämpft. Eine Figur, mit der wir uns identifizieren oder zumindest mitfühlen können. Bei Guardians Vol. 3 ist das Rocket Raccoon. Hier ist es Yelena Belova (Florence Pugh).
Die einstige Nebenfigur aus Black Widow ist spätestens nach diesem Film dank ihres Charismas und ihrer Nahbarkeit das Aushängeschild des Marvel Cinematic Universe. Kein Sam Wilson, kein Dr. Strange, keine Captain Marvel - Yelena und die Thunderbolts sind die Helden, die unsere echte Welt und unser Fan-Herz jetzt gerade dringend brauchen.
Worum geht's in Thunderbolts*?
Yelena Belova, John Walker (Wyatt Russell) und Ava Starr a.k.a. Ghost (Hannah John-Kamen) sind laut eigener Aussage Loser
. Ob depressive Profikillerin, kriegstraumatisierter Ex-Captain-America oder unfreiwilliges Versuchskaninchen von Wissenschaftlern - alle drei haben jegliche Orientierung in ihrem Leben schon lange verloren.
Aufgrund ihrer besonderen Fähigkeiten arbeiten sie im Geheimen für den gleichen Auftraggeber. Eines Tages treffen sie in einem Bunker aufeinander und identifizieren den jeweils anderen als Zielperson. Erst in letzter Sekunde begreifen sie, dass sie hinters Licht geführt wurden. Nun müssen sie schnell lernen, als Team zusammenzuarbeiten - was bei diesen kaputten Seelen alles andere als einfach ist.
Ach ja, und sie lernen Bob kennen. Einfach nur Bob. Mit Bob ist alles in Ordnung. Wirklich. Hallo, Bob!
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Im finalen Trailer zu Thunderbolts drückt Marvel mächtig auf die Tränendrüse
Zur gleichen Zeit kämpft die restliche Welt noch immer damit, dass seit der Endschlacht gegen Thanos keine Avengers mehr existieren, die die Menschheit beschützen. In dem verzweifelten Versuch, das zu ändern, entfesselt die zwielichtige CIA-Direktorin Valentina Allegra de Fontaine eine Macht, die niemand kontrollieren kann. Gut, dass der Ex-Winter-Soldier Bucky Barnes auf ihren Fersen ist.
Für wen ist Thunderbolts* interessant?
Thunderbolts* ist der vorletzte MCU-Film vor Avengers: Doomsday und das merkt man. Wer kein Marvel-Fan und Kenner der Filme ist, kann dem Geschehen zwar folgen, wird emotional aber deutlich weniger abgeholt als jene, die Yelena, John, Ghost, Red Guardian, Bucky und Co. bereits kennen. Der Film hält sich nicht viel mit Erklärungen auf. Ein Mindestmaß an Exposition liefern die gut geschriebenen Dialoge.
Marvel-Kenner hingegen dürfen sich auf einen erstaunlich persönlichen Film freuen. Es gibt überraschend wenig Action, aber wenn gekämpft wird, dann ist das Gedresche so toll choreografiert wie seit The Winter Soldier nicht mehr. Nur: Um das Spektakel geht es hier gar nicht.
Die eigentliche Handlung spielt sich auf der Meta-Ebene ab: Was bin ich als Mensch wert? Wieso bin ich so verdammt unglücklich? Was kann ich gegen die quälende Leere in mir machen, die mich in den Abgrund ziehen will? Wer angesichts persönlicher Erfahrungen und des aktuellen Weltgeschehens gerade das Gleiche durchmacht, knüpft sofort eine direkte Verbindung zu den Anti-Helden im Film.
Vor allem das Ende hat uns eine Träne über die Wange laufen lassen - und ein verstohlener Blick durch den Kinosaal hat uns bestätigt, dass es nicht nur uns so ging.
Kritiker der immer gleichen CGI-Schlachten und von unnötigen Flachwitzen dürfen sich hier auf eine Rückkehr zu ernsteren Tönen freuen. Gelacht wird - vor allem dank Red Guardian - zwar auch, aber der Humor wird sparsam genutzt und macht emotionale Momente nicht kaputt, wie es in anderen MCU-Filmen oft der Fall ist.
Ganz abstreifen kann Thunderbolts* die gewohnten und viel kritisierten MCU-Tugenden aber nicht. Der erste Akt hat uns noch das übliche 08/15-Superhelden-CGI-Gedöns befürchten lassen. Der Plot ist anfangs gehetzt, sodass wir kaum Zugang zum Geschehen finden.
Nach 30 Minuten dann das Unerwartete: Thunderbolts* wird immer besser und besser und schließt mit einem tollen weil ebenfalls unkonventionellen Showdown ab. Von diesem neuen Team wollen wir in Zukunft bitte noch mehr sehen!
Was uns an Thunderbolts* gefallen hat
- Yelena: Florence Pugh schauspielert gewohnt meisterhaft und ist der unbestrittene Star dieses Films. Endlich haben wir wieder eine Marvel-Figur, die nicht gottgleich über den Bildschirm schwebt, sondern sich von ihrer menschlichen, verletzlichen Seite zeigt - und trotzdem noch richtig was auf dem Kasten hat!
- Die Meta-Ebene: Vermutlich noch nie hat sich Marvel an so ernste Themen getraut wie bei Thunderbolts*. Dadurch trifft der Film vermutlich nicht jeden Geschmack. Diejenigen, die er anspricht, dürften dafür aber umso mehr von ihm auf einer tieferen Ebene angesprochen werden. Die wahren Kämpfe in diesem Film finden gegen innere Dämonen statt.
- Die Kampfszenen: Wie schon erwähnt, hat Thunderbolts* gar nicht so viel Spektakel zu bieten. Wer die Trailer gesehen hat, kennt bereits so ziemlich alle Action-Pieces. Dadurch genießen wir die Kämpfe mehr und außerdem sind die Choreografien richtig cool anzusehen. Ebenfalls lobenswert ist, dass viele Explosionen und Sets auf praktische Mittel statt CGI setzen.
- Das Finale: Die Art und Weise, wie sich der Konflikt am Ende aufklärt, ist … ungewöhnlich, ergreifend und herzerwärmend. Mehr sagen wir nicht, schaut es euch selbst an!
- Bob: Bob ist toll. Wir lieben Bob. Bob, bleib wie du bist!
Was uns an Thunderbolts* nicht gefallen hat
- Der 1. Akt:
Hey, ich habe diese total schöne Handlung zu erzählen, aber dafür müssen die Figuren erst an Position A sein und Ereignis B muss abgefrühstückt werden. Danach wird's aber super, versprochen!
So in etwa muss der Pitch an Marvel von Regisseur Jake Schreier geklungen haben. Denn das beschreibt den holprigen Anfang des Films und den rasanten Aufstieg danach sehr gut. - Die restlichen Thunderbolts: Ghost, Red Guardian, John Walker und Bucky bekommen ebenfalls allesamt ihren Anteil an guten Dialogzeilen, coolen Moves und einer Relevanz für die Handlung. Aber von Beginn an wird klar, dass Yelena der Dreh- und Angelpunkt der Story ist. Vor allem die sehr interessante Ghost kommt dadurch für unseren Geschmack zu kurz, schade!
- Die Antagonistin:
Ich baue mir einen eigenen Superhelden und der gehorcht mir dann und erobert für mich die Welt, muahaha!
Nanu, hat da jemand bei Marvel wieder zu lange in das BuchBösewicht for Dummys
gelubscht? Hier wäre viel mehr drin gewesen! - Die Post-Credit-Szene: Genauer gesagt gibt es zwei Stück, wir beziehen uns auf die letzte PCS nach dem Abspann. Oft kritisieren Fans, dass zu wenig auf kommende Filme angespielt wird. Diesmal macht Marvel aber einen noch schlimmeren Fehler: Die Szene verrät ein immens wichtiges Detail zu einem kommenden Streifen und wir fragen uns, was sich Kevin Feige und Co. dabei bloß gedacht haben!
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