Steam - Indie-Entwickler sauer über neue Umsatz-Verteilung: "Ein Schlag ins Gesicht"

Steam ändert seine Abgaben-Policy und verlangt in Zukunft geringere Anteile von erfolgreichen Spielen. Dahinter steckt natürlich Strategie.

Steam senkt die Provisionen für besonders erfolgreiche Spiele. Steam senkt die Provisionen für besonders erfolgreiche Spiele.

Update vom 3. Dezember 2018: Mittlerweile haben sich einige Independent-Entwickler zu der Änderung geäußert und sind alles andere als zufrieden. Greg Lobanov, Entwickler von Wandersong, bezeichnet das neue System als »Schlag ins Gesicht«, da die Reichen so noch reicher werden, während kleinere Studios, die das Geld nötiger haben, in keinster Weise von dem System profitieren.

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Der Entwickler meint, dass die 30 Prozent an Steam gehen, um die unbekannteren Titel zu promoten. Allerdings leiden Spiele, die nicht schon populär sind, unter dem neuen System. Deren Entwickler zahlen dadurch mehr als die großen Studios, bekommen aber weniger Gegenleistung. Im Endeffekt ist die neue Strategie also schlecht für kleinere Teams.

Deswegen fordert er Liebhaber von Independent-Titeln dazu auf, die unabhängigen Spiele nicht mehr bei Steam, sondern bei itch.io zu kaufen. Die Titel sind da genauso teuer wie auf Valves Vertriebsplattform, allerdings sehen die Macher der Spiele mehr Geld.

Mit seiner Kritik steht Lobanov nicht alleine da. Auch Rami Ismail (Nuclear Throne, Luftrausers) äußert sich wenig erfreut über Valves Ansage. Ihm zufolge subventioniert der Steam-Entwickler das erhöhte Einkommen großer Publisher auf Kosten kleinerer Entwickler, die wegen ihren eher unbekannten Titeln keinerlei Macht über die Vertriebsplattform ausüben können.

Nicht alle der unabhängigen Entwickler teilen diese Meinung. Kevin Simmons (West of Loathing) meint, dass Valve die großen Publisher auf der hauseigenen Plattform halten muss, damit mehr Leute Spiele auf Steam kaufen. Wenn die AAA-Publisher der Plattform den Rücken kehren, so Simmons weiter, würden dies auch viele Kunden tun, was im Umkehrschluss bedeutet, dass auch die Independent-Spiele weniger Personen erreichen.

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Originalmeldung: Steam wird billiger. Das gilt zumindest für besonders erfolgreiche Spiele. Wer als Entwickler oder Publisher mit seinem Produkt mehr als 10 Millionen US-Dollar via Steam eingespielt hat, muss ab diesem Zeitpunkt lediglich 25 Prozent der Umsätze an den Vertriebsgiganten abtreten. Knackt man die Grenze von 50 Millionen US-Dollar, dann sinkt der Provisionsanteil sogar auf 20 Prozent. Umgekehrt behält man logischerweise 80 Prozent der Einnahmen.

Diese Änderung gilt für alle Verkäufe ab dem 1. Oktober 2018 und wurde in einer Bekanntmachung von Steam an die Öffentlichkeit getragen. Bisher galt universell eine 30-Prozent-Regel: Jeder, der auf Steam Spiele, DLCs oder andere Produkte verkauft, muss beinahe ein Drittel der Umsätze an Valve abtreten. Künftig gilt das nur noch für Produkte unterhalb der 10-Millionen-Marke. So Valve:

"Ein großes Netzwerk wie Steam hat mehrere Vorteile, von denen alle Beteiligten profitieren und auch dazu beitragen. Es ist nicht immer einfach diese Beiträge im richtigen Gleichgewicht darzustellen, aber es ist ein wichtiger Faktor für ein gut funktionierendes Netzwerk. Es ist keine Frage, dass erfolgreiche Spiele und deren entsprechend großes Publikum einen erheblichen Einfluss auf diese Netzwerkeffekte haben. Daher ist es für alle Beteiligten wichtig, sicherzustellen, dass Steam auch weiterhin eine attraktive Plattform für sie darstellt."

Bleiben so mehr große Publisher?

So ein Schritt erfolgt natürlich nicht aus reiner Kulanz. Wo kleinere Entwickler besonders im Indie-Bereich maßgeblich auf die Reichweite von Valves Plattform angewiesen sind, rücken immer mehr große Publisher von Steam ab. EA veröffentlicht seit 2011 hauseigene Produkte via Origin, Ubisoft konzentriert sich stark auf Uplay, Blizzard und Activision vertreiben ihre größten Titel mittlerweile via Battle.net. Und auch Bethesda setzt (jüngst mit Fallout 76) auf Bethesda.net.

Dort sparen sich die großen Publisher Provisionen, können ihre eigenen Shops und Ökonomien aufbauen. Klar, Steam bleibt wichtig, weil keine andere Vertriebsplattform so eine Vernetzungskraft hat. Doch die Anpassungen in Valves Abgabenregeln könnten darauf hindeuten, dass man sich hier durchaus bemühen muss, die eigene Plattform attraktiv zu halten.

Übrigens: Valve ändert zudem einige Vertragsstatuten, die Publishern künftig erlauben, öffentlich über ihre Steam-Verkaufszahlen zu sprechen. Warten wir mal ab, was sich daraus für interessante Erkenntnisse ergeben.

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