Manchmal fällt es mir schwer, Spielewelten überhaupt noch zu würdigen. »Oho, beeindruckend, da hat also jemand Wochen damit zugebracht, realistischen Müll auf der Straße zu verteilen und liebevoll Vegetation zu simulieren … Wo ist mein nächster Questmarker?«
Ich habe im Jahr 2022 schon so viele so detaillierte virtuelle Welten besucht, dass ich mich oft dabei ertappe, wie ich an eigentlich beeindrucken Szenen einfach vorbeilaufe. Und ich bin nicht stolz darauf. Das einzigartige Aufbauspiel Cloud Gardens hat mir das ausgetrieben - denn hier sind es nur die Umgebung und ich. Und das ist fantastisch.
Ein ganz anderes Aufbauspiel
Cloud Gardens mixt postapokalyptische Atmosphäre mit einer besonderen Aufbaumechanik: Mir werden verschiedene Szenarien vorgesetzt, die ich bepflanzen muss. Eine alte Autobahnbrücke, ein Schrottplatz, ein verlassenes Gewächshaus. Ich ernte Samen in diesen von der Menschheit zurückgelassenen Orten und pflanze sie nach an anderer Stelle wieder ein. Zum einen nach meinem ästhetischen Empfinden, zum anderen an Stellen, an denen die Pflanzen sich gut entwickeln können - zum Beispiel einem Gitter, an dem sie anschließend hochranken.
Doch ich platziere auch Gegenstände in der Welt, auf die meine Pflanzen reagieren. Schrott, Rohre, Wände, Schilder und hunderte Objekte, die irgendwann mal einen Nutzen für die Menschheit hatten. Jetzt sind sie nichts weiter als eine Stütze für die unterschiedlichen Pflanzen. »Die Natur erobert die Erde zurück« in Bestform.
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Cloud Gardens: Trailer präsentiert das einzigartige Aufbauspiel in der Postapokalypse
Mit jedem erfolgreich umgestalteten Szenario (also sobald die Pflanzen einen bestimmten Prozentsatz des Levels überwuchert haben), schalte ich neue Pflanzensamen und neue Gegenstände für den Kreativmodus frei, in dem ich meine eigenen postapokalyptischen Dioramen baue. Das Prinzip ist also erstmal ziemlich schnörkellos im Vergleich zu anderen Spielen - und genau hier liegt die Stärke von Cloud Gardens.
Spielewelten mit anderen Augen sehen
Der Spielfluss kickt schon nach wenigen Sekunden voll rein. Meine erste Ranke schlingt sich um ein Straßenschild, von dem sich eine Krähe in die Luft hebt, ich erhalte eine neue Pflanzensorte. Ich tacker ein Schild an den Mast, das sich meine Ranken direkt zu eigen machen. Ich drehe das Diorama um und frage mich »Warum habe ich eigentlich gerade nur vorne bepflanzt?« Ich fange an, die Welt mit den Augen meiner Pflanzen zu sehen.
Niemand muss mehr das Schild lesen können - Dinge wie »vorne« und »hinten« existieren nicht mehr in dieser postapokalyptischen Welt. Und plötzlich würdige ich jedes kleine Detail in den winzigen Dioramen, weil ich nicht mehr an völliger Reizüberflutung leide wie manchmal in anderen Spielen. Ich sehe jeden kleinen Kiesel, jede herumliegende Dose, jedes Schräubchen in einem industriellen Gebilde. Dinge, die in großen Open Worlds gerne mal untergehen, wenn sie in Massen um mich herum existieren. Ihr merkt schon, ich fange an ein wenig esoterisch zu klingen, aber genau das ist es, was Cloud Gardens auch mit euch machen wird. Es versetzt euch in einen meditativen Zustand.
Cloud Gardens - Screenshots ansehen
Was auch daran liegt, wie unglaublich hübsch und atmosphärisch dieses Spiel ist. Die sich ständig wechselnden postapokalyptischen Szenarien sind eine echte Augenweide - Vögel fliegen friedlich darüber hinweg, während ein sanfter Soundtrack mich immer tiefer in Trance zieht. Ich lasse Regenwolken über meine Welt ziehen, entdecke neue Pflanzen und bekomme neue platzierbare Objekte an die Hand. Dabei schafft Cloud Gardens die perfekte Mischung aus »Ich schaffe mir meine eigenen Regeln« und »Ich habe trotzdem eine Motivation.«
Es gibt nur wenige besondere Spiele in den unendlichen Weiten von Steam, die mir so ein besonderes Gefühl geben. Spiele wie Townscaper oder Dorfromantik setzen zwar auf eine ähnliche Mischung aus wunderschönen Bildern und minimalistischem Aufbauprinzip, aber nur Cloud Gardens hat mir einen so einzigartigen Blick auf meine Umgebung geben können - und genau deswegen solltet auch ihr es unbedingt ausprobieren.
Cloud Garden stammt übrigens von den Machern des Strategiehits Kingdom: New Lands und kostet auf Steam gerade mal 15 Euro - zu diversen Sales sogar noch weniger. Wenn ihr also auf postapokalyptische Atmosphäre steht und mal eine Auszeit von lauten, bunten und überwältigenden Open Worlds braucht, dann ist Cloud Gardens jede Minute eurer Spielzeit wert.
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