Stray Gameplay-Fazit: Diese Cyberpunk-Welt trieft nur so vor Atmosphäre

Wir haben endlich Gameplay aus der Cyberpunk-Hoffnung Stray gesehen und wir wollen mehr. Wir verraten euch in unserer Preview, was die Spielwelt von Stray zu bieten hat.

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Ich finde Katzen nicht besonders aufregend. Und ich bin allergisch. Ich weiß, ich weiß, ihr könnt mich jetzt an den Pranger stellen und mit Katzenhaaren bewerfen. Klar, wenn ich mal eine wirklich putzige Katze treffe, die mir mit ihrer rauen Zunge das Knie leckt, dann finde ich das schon toll und ignoriere meine juckenden Augen und sich schrittweise schließenden Atemwege. Aber Katzen allein sind für mich einfach kein Verkaufsargument.

Deswegen konnte das Cyberpunk-Adventure Stray mich nicht alleine mit seinem Katzen-Protagonisten in seine Fänge holen - da hatte ich schon mehr erwartet. Und mehr habe ich bekommen! In einer 30-minütigen Gameplay-Präsentation konnte ich mehrere Abschnitte der Spielwelt, Teile der Story und die außergewöhnlichen Mechaniken von Stray genauer unter die Lupe nehmen. Am Ende war ich hungrig auf mehr. Denn obwohl es noch einige Fragen zu beantworten gibt, haben mich die Details der Welt sofort in ihren Bann gezogen.

Die Welt mit anderen Augen sehen

Meine Reise beginnt in einer dunklen Gasse - als rothaarige Katze. Die kann man übrigens nicht in einem Editor selbst gestalten, denn es geht in dem Action-Adventure speziell um die Geschichte dieser ganz besonderen Katze. Und die startet damit, dass sie von ihrer Familie getrennt wird und mutterseelenallein in einer zunächst nicht sehr einladenden Stadt landet, dessen Regeln sie erst einmal begreifen muss - ebenso wie ich.

Ich sehe eine Welt, die zwar von Menschen erschaffen wurde, aber nun nicht mehr von Menschen bewohnt wird - aus den Augen eines Tieres. Die Spuren der Menschen sind allgegenwärtig aber ich und mein katziger Held treffen zunächst kein anderes Lebewesen. Die Teile der Welt, die noch besiedelt sind, bieten lediglich Robotern ein Zuhause. Auch, wenn sie sich seltsam menschlich verhalten.

Ein Roboter nennt sich etwa »Grandma« und strickt für alle ihre Nachbarn warme Kleidung. Warum Roboter glauben, warme Kleidung zu brauchen? Das ist nur eine der vielen Fragen, auf die wir hoffentlich in der rund zehnstündigen Story eine Antwort finden. Denn das seltsame Verhalten der Roboter scheint durchaus beabsichtigt.

Der Roboter Grandma freut sich immer, uns zu sehen. Ältere Damen lieben schließlich Katzen. Der Roboter Grandma freut sich immer, uns zu sehen. Ältere Damen lieben schließlich Katzen.

Die meisten sind mir und meinem Katzenhelden zwar freundlich gesinnt und zeigen uns mit entzückten Herzen in ihren Monitor-Köpfen sogar, wenn sie uns niedlich finden. Wir können uns auf ihrem Schoß zusammenrollen und uns streicheln lassen oder ihr Brettspiel umwerfen. Aber so richtig böse kann man uns natürlich nicht sein, wir sind einfach zu schnuffig.

Allerdings liegt über all der Freundlichkeit auch eine merkwürdige Atmosphäre. Ich beobachte etwa einen Roboter, der unaufhörlich in eine Überwachungskamera winkt und bekomme ein wenig Gänsehaut. Ich beginne mich zu fragen: Wo sind die Menschen hin? Was ist die Aufgabe der Roboter und wieso treffe ich (zumindest in der Präsentation) sonst keine lebenden Wesen?

Außergewöhnliches Gameplay

Viel wichtiger als diese Fragen ist aber meistens die Frage, wie ich an mein Ziel komme. Denn Stray ist gespickt mit Umgebungsrätseln, die ziemlich clever ins Gameplay integriert sind. Als Katze habe ich jederzeit die Möglichkeit, ein bisschen Chaos zu stiften. Alles umstoßen, was nicht niet- und nagelfest ist, mich in Kisten setzen oder an Türen kratzen. Was Katzen eben so machen.

»Ich wollte doch einfach nur eine Runde Billiard spielen...« »Ich wollte doch einfach nur eine Runde Billiard spielen...«

Das Besondere: Die meiste Zeit kann ich das einfach nur der Atmosphäre und des Rollenspiels als Katze zuliebe machen. Ebenso wie das Schlafen keinen Survival-Aspekt erfüllt, sondern voll und ganz das Gefühl unterstützen soll, Teil dieser Welt zu sein. Oder die Miau-Taste, mit der ich nach Herzenslust maunzend durch die Gegend rennen kann. Aber manchmal ist eine dieser Mechaniken, die man zuvor vielleicht nur zum Spaß an der Freude ausgeführt hat, plötzlich Teil der Lösung.

Ein umgestoßener Eimer zerschlägt ein Glasdach und gibt einen neuen Weg frei. Ein Pappkarton wird zu einem wichtigen Versteck. Hinter einer angekratzten Tür steht ein Roboter, der uns hereinlässt. So fühlt es sich an, als würde ich die Rätsel tatsächlich wie eine Katze lösen - möglicherweise auch einfach nur mal durch Zufall und aus reiner Lust am Ausprobieren.

Neben den Rätsel-Passagen gibt es auch Stealth- und Action-Einlagen. Die bestehen aus Verfolgungsjagden durch kleine feindliche Roboter und Sprüngen in neue Höhen und Tiefen der vertikal angelegten offenen Level. Misslingen können diese Sprünge allerdings nicht - da das dem Gefühl widersprochen hätte, eine leichtfüßige Katze zu spielen, wie die Entwickler erzählen.

Zum realistischen Katzen-Gefühl gehört übrigens auch, dass ich als Katze weder reden noch Computer bedienen kann. Gut, dass die kleine Drohne B12 im Laufe des Spiels Teil des Teams wird und unser kleines Technik-Defizit ausgleicht. Mit ihrer Hilfe können wir mit den Robotern kommunizieren oder Maschinen bedienen.

Beeindruckend detailverliebte Welt

Die Welt von Stray entpuppte sich in der Demo trotz all der niedlichen Roboter und unserer Katze als der heimliche Held des Spiels. Denn der Detailgrad und die Grafik sind - gerade für das Erstlingswerk eines kleinen Studios - schlicht beeindruckend. Werft doch mal einen Blick auf die Vielfalt, die Stray in seinem düsteren Cyberpunk-Setting erschafft:

Stray - Screenshots ansehen

In Sachen Atmosphäre war ich von Minute eins gepackt. Als mein kleiner Katzen-Held durch die erste düstere Gasse schleicht, flackern in der Ferne Neonlichter an einer abgewetzten Häuserwand. Schwer zu sagen, was hier früher mal stehen sollte, aber nun, da die meisten Lichter ausgefallen sind, formen die Buchstaben ein simples »Help«.

Alle paar Schritte entdecke ich etwas am Wegesrand, dass ich am liebsten ausführlich unter die Lupe nehmen würde. Und die Entwickler versprechen, dass sich das auch für uns lohnen soll! Denn obwohl die Geschichte über Dialoge und Zwischensequenzen erzählt wird, liegt noch sehr viel mehr unter der Oberfläche verborgen - im allseits beliebten Environmental Storytelling.

Das steckt zum Einen im unausgesprochenen Detail, zum Anderen aber auch in den sammelbaren Erinnerungen, die sich in der Welt verstecken. Hier soll sich Erkunden also wirklich lohnen. Und in der Demo hätten wir am liebsten ständig selbst zum Gamepad gegriffen. Nicht nur, weil auf PS5-Controllern diverse Dual-Sense-Features wie Katzenschnurren oder haptisches Feedback eingebaut sind, sondern auch, weil die Interaktionen mit der Welt so liebevoll gebaut sind und nach so unheimlich viel Spaß aussahen.

Ich wollte selber das Schachbrett von Robotern umwerfen, die daraufhin resigniert die Arme in die Luft werfen. Ich wollte selbst einen Farbeimer gegen die Wand stoßen und einen riesigen bunten Fleck hinterlassen. Ich wollte selbst auf einem Billardtisch umherlaufen und das friedliche Klackern der umherrollenden Kugeln hören.

Also ihr merkt schon: Der erste Eindruck von Stray ist wirklich gut. Woran könnte es jetzt also noch scheitern? Bisher haben wir beinahe nichts von der Story gesehen - klar, jeder Spoiler bei nur 8-10 Stunden Geschichte wäre wohl einer zu viel. Aber hier könnte der Kater im Pfeffer begraben liegen. Denn wenn uns das Schicksal der Katze und der Roboter nicht wirklich am Herzen liegt, dann nützt auch die tolle Spielwelt nichts. Wir brauchen ja schließlich eine gute Motivation, diese auch lange erkunden zu wollen.

Eines der schönsten Spiele des Jahres hat ein großes Geheimnis - Stray Video-Preview Video starten 9:26 Eines der schönsten Spiele des Jahres hat ein großes Geheimnis - Stray Video-Preview

Angesichts dessen, dass Stray von Annapurna Interactive gepublisht wird, bin ich aber zumindest mal vorsichtig opimistisch. Die haben schließlich mit Spielen wie Outer Wilds, What Remains of Edith Finch, Florence und Journey ein sehr glückliches Händchen in Sachen mitreißende Story-Adventures bewiesen.

Sicher können wir dann am 19. Juli 2022 sein, wenn Stray für PC, PS4 und PS5 erscheint. Ich lege schon mal meine Allergietabletten bereit.

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