Das Timing könnte nicht besser sein für Tarisland: Mystery of the Hollows. Kaum stellt Blizzard seinen MMO-Platzhirsch World of Warcraft in China ein, wird prompt ein MMO im Stil von WoW angekündigt, das wie maßgeschneidert für den chinesischen Markt wirkt.
Tarisland stammt direkt vom chinesischen Publisher Tencent und soll noch dieses Jahr für PC, iOS und Android erscheinen - auch im Westen. Optisch macht das MMORPG einiges her und wirkt wie das uneheliche Kind von WoW und Genshin Impact, während ihr spielerisch gute alte Oldschool-MMO-Kost mit Quests, PvP, Dungeons und Raids bekommen sollt.
Wir haben Tarisland ausgiebig in der Closed Beta gespielt und sind neugierig - aber auch besorgt. Obwohl die Entwickler bis zum Launch noch viel glattbügeln müssen, verstecken sich unter Technik-Problemen, Pay2Win-Vorwürfen und mehr einige überraschend coole Ideen.
Was haben wir gespielt?
Zufällig ausgewählte Spieler sowie einige Pressevertreter und Content Creator haben im November etwa zwei Wochen lang Zugang zur zweiten Closed Beta des MMOs erhalten. Im Vergleich zur ersten geschlossenen Beta im Juni gab es einige kleinere Verbesserungen wie eine optimierte Steuerung und zusätzliche Sprachen. Spielbar waren der Anfang des Spiels, mehrere Klassen, die Open World samt PvE-Quests, sowie PvP und Dungeons.
Die Story ist interessant …
Selten waren wir so gespalten wie bei der Story von Tarisland. Denn irgendwie schafft sie es, gleichzeitig zur größten Stärke und Schwäche des MMOs zu werden. Grundsätzlich bietet Tarisland eine sehr spannende Ausgangslage. Nachdem wir unseren Charakter erstellt haben (dazu später mehr) landen wir direkt in einem Raid-artigen Szenario, bei dem wir eine Stadt gegen einen blutrünstigen Drachen und seine Schergen verteidigen.
Zwischen Asche, Staub und Funken wirken wir verzweifelt unsere Zauber, während noch unbekannte NPC-Verbündete schreiend zu Boden gehen. Plötzlich wird alles um uns herum schwarz und wir erwachen irgendwo im Wald, wo uns eine junge Elfendame namens Jeya begrüßt. Offenbar haben wir eine grausige Zukunft gesehen, die es nun zu verhindern gilt.
Doch ihre Vorboten sind bereits in Form eines mysteriösen schwarzen Turms und gefährlicher Monster sichtbar, die die offene Spielwelt heimsuchen. Warnen wir also schleunigst ihre Bewohner und bereiten uns auf die Katastrophe vor!
Bis wir uns dem Drachen erneut stellen, erwarten uns einige überraschend coole Momente. Wir werden von Verbündeten hintergangen, betreten eine magische Bibliothek voller fliegender Bücher, die liebevoll an Harry Potter erinnert oder schlüpfen plötzlich in die Rolle des Kriegers, der unsere Flucht aus einer mit Feinden überlaufenen Mine ermöglicht. Obwohl seine Lebensleiste längst auf Null gefallen ist, prügeln wir uns mit schierer Willenskraft durch Gegnermasse, um das Überleben unserer Freunde zu sichern.
… und furchtbar zugleich.
Solche Highlights torpediert das Spiel aber immer wieder selbst. Viele Textfenster und Dialoge sind fehlerbehaftet (zum Beispiel halb deutsch und halb englisch), roboterhaft vertont oder schlicht merkwürdig geschrieben.
Beispielsweise werden wir auch als Frau mit »Er« adressiert und Kriegerin Catherine stellt uns ihren Bruder, den König, vor, der sich wiederum als ihren Vater bezeichnet. Wir hoffen mal, dass nur einer von beiden Recht hat …
Das schadet der Atmosphäre natürlich enorm. Hinzu kommt, dass die Erzählung unglaublich wirr präsentiert wird. Ständig werden wir mitten in einem Satz oder Ereignis woanders hin teleportiert oder Handlungsfäden werden zugunsten anderer einfach fallengelassen. Als die Geschichte dann so langsam Fahrt aufnimmt, ist sie abrupt vorbei und weicht gleichförmigen Open-World-Aufgaben.
Womöglich fehlt hier noch Content, der im finalen Spiel ergänzt wird. Bleibt die Story so, taugt sie bestenfalls zu einem Vehikel, um Spieler von einer Region zur nächsten zu schicken - wenn auch mit ein paar kleinen Spannungsmomenten als Trost.
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