Gemeinsam gegen Hass: TeamKompass unterstützt euch gegen Hate-Raids auf Twitch

Was kann man tun, wenn auf einmal der eigene Livestream mit Hass überflutet oder die private Adresse geleaked wird? Wir haben mit TeamKompass gesprochen, die in solchen Fällen helfen.

Hass im Netz kennen wir (leider) alle. Sei es als Außenstehende oder gar als Opfer. Von stark beleidigenden Kommentaren bis hin zu strafrechtlich relevanten Inhalten ist das Spektrum an Hate Speech groß.

Aber was passiert, wenn Hass so massiv wird, dass hunderte bis tausende Hassbotschafen in kurzer Abfolge abgefeuert werden, sodass keine normale Kommunikation mehr möglich ist? Diese Form dieser organisierten Belästigung nennt man Hate-Raid.

Hate-Raids passieren in Livestreams auf Twitch, YouTube Instagram und Co. Sie treffen vor allem kleine Content-Creator mit dem Ziel, Klardaten zu erfassen. Damit sind sensible Daten wie Name, Adresse oder Telefonnummer des Opfers gemeint. Geraten diese Informationen in die Hände der über Telegram oder Discord organisierten Hassgruppierungen, geht es erst richtig los.

Die persönlichen Daten werden dann oftmals gegen den Willen des Opfers veröffentlicht. Das nennt sich Doxxing und steht seit 2021 als Straftat im Strafgesetzbuch.

Sind die illegal beschafften Informationen einmal veröffentlicht, werden sie von Personen aus diesen Hassgruppen genutzt, um zum Beispiel gigantische Essenslieferungen an die geleakte Adresse zu schicken oder falsche Polizei- und Rettungseinsätze auszulösen. Letzteres wird als Swatting bezeichnet. Hierbei kam es bereits in den USA zu Todesfällen und Verurteilungen.

Hate Raids sind ein ernstes Problem. Bereits 2021 gab es unter dem Hashtag #ADayOffTwitch eine Streik-Kampagne auf Twitch, um auf die Thematik aufmerksam zu machen. Doch noch immer fehlt es an vielen Ecken und Enden an Aufklärung und Hilfestellung für Betroffene.

Aus diesem Grund haben wir im Zuge unserer Kampagne gegen Hass mit einem Verein gesprochen, der dies ändern will. 

Was ist TeamKompass?

TeamKompass hat das Ziel, Content Creators, Livestreamer, Netzwerke, Unternehmen und Behörden über Hate-Raids aufzuklären, zu beraten, Lösungsansätze und Strategien zu entwickeln, um gezielt gegen Hate-Raids vorzugehen. 

Der Verein bietet Beratung und Unterstützung für Betroffene, führt Präventionsarbeit durch und kooperiert mit verschiedenen Partnern und Behörden.

GameStar: Wie lange gibt es euch schon? Wie seid ihr entstanden? 

TeamKompass: Wir hatten 2019 die ersten Kontakte zu Betroffenen von Hate-Raids und haben aus erster Hand erfahren und miterlebt, welche Auswirkungen solche Attacken auf das Privatleben der einzelnen Personen haben. Da es zu diesem Zeitpunkt noch niemanden gab, der professionelle Hilfe zu diesem Thema angeboten hat, haben wir uns dazu entschlossen, selbst aktiv zu werden, um Betroffenen eine Anlaufstelle zu bieten, bei der sie Unterstützung und Hilfe erhalten.  

Da das Thema Hate-Raids auf Twitch in den darauffolgenden Monaten immer präsenter und größer wurde, haben wir angesichts dieser besorgniserregenden Entwicklung TeamKompass 2023 als Verein gegründet. 

GameStar: Worauf liegt euer Fokus? 

TeamKompass: Unser Fokus liegt derzeit auf der Streaming-Plattform Twitch und der Bekämpfung von Hate-Raids, die dort täglich stattfinden.  

  • Wir produzieren Aufklärungskampagnen 
  • Beraten Betroffene 
  • Leisten Präventionsarbeit 
  • Unterstützen die polizeilichen Ermittlungen 

Wir sammeln Daten und Fakten, führen Interviews und Meetings zum Erfahrungsaustausch mit Experten, Partnern und Behörden und setzen Sicherheitskonzepte für Twitch, Discord und Social Media zu genau diesem Thema um. 

Mit Klick auf das Bild kommt ihr zum Letifaden zur Hate-Raid-Prävention von TeamKompass Mit Klick auf das Bild kommt ihr zum Letifaden zur Hate-Raid-Prävention von TeamKompass

Gemeinsam mit Behörden, Unternehmen, Vereinen und Organisationen entwickeln wir  Strategien und Lösungsansätze, um auf möglichst vielen Ebenen gegen Hate-Raids sowie Hass und Hetze im Internet vorgehen zu können. 

Welche Motivation hinter Hate-Raids steckt und wie sich diese Form des organisierten Hasses über die Jahre verändert hat, erzählt TeamKompass detailliert im Interview mit MeinMMO.

GameStar: Wie helft ihr Betroffenen? Wer kann sich an euch wenden? 

TeamKompass: Generell kann jeder Betroffene sich bei uns melden, der von Hass und Hetze in seinem oder ihrem Stream betroffen ist. 

Wir führen im ersten Schritt ein Interview mit dem Betroffenen durch, geben einen Gesamtüberblick über die Thematik rund um Hate-Raids, führen einen Sicherheitscheck über den Twitch-Kanal durch und zeigen bestehende Sicherheitsrisiken auf.

Neben umfassenden Informationen zum Thema Hate-Raids bieten wir auf unserer Website auch Beiträge zum Schutz der Privatsphäre und des Livestreams an, einschließlich speziell auf Twitch zugeschnittener Tools mit detaillierten Anleitungen.

Mit Klick auf das Bild kommt ihr zur Anleitung, wie ihr euch im Ernstfall verhalten solltet Mit Klick auf das Bild kommt ihr zur Anleitung, wie ihr euch im Ernstfall verhalten solltet

Im zweiten Schritt archivieren wir alle Daten (Aktenzeichen, Videos, Schriftstücke, falls vorliegend) und prüfen, in welcher Intensität (Chat-Aktivitäten, Fake-Essensbestellungen, Swatting usw.) sich der Angriff ereignet hat, fest und stellen diese Informationen den Ermittlungsbehörden zur Verfügung. 

Wir stehen nicht nur initial beratend zur Seite, sondern betreuen die Betroffenen langfristig, bieten Hilfestellungen an, stärken ihnen den Rücken durch Gespräche und fungieren als Ansprechpartner, auf die sie jederzeit zurückgreifen können. 

GameStar: Wie kann man euch unterstützen? 

TeamKompass: Am besten hilft man uns, indem man möglichst viele Streamer, Moderatoren und Netzwerke auf unsere Arbeit aufmerksam macht, die Website sowie unseren Discord Server teilt und Betroffene an uns weiterleitet.

Auf diese Weise können wir neben der Betroffenen-Beratung, bei der wir nur noch Schadens-begrenzend arbeiten können, auch präventiv so viele Content Creators und Livestreamer wie möglich vor Hate-Raids informieren und abzusichern.  

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Durch eine kostenfreie Mitgliedschaft bei TeamKompass besteht die Möglichkeit, das Thema durch die Einstellung eines Panels oder Nutzung eines Chat-Befehls auf Twitch zu unterstützen und weiterzuverbreiten. 

GameStar: Was kann jede und jeder gegen Hass tun? 

TeamKompass: Hass nicht einfach hinnehmen und wegschauen, sondern sich engagieren. Es gibt so viele Vereine, die Betroffene (rechtlich) unterstützen, wie auch die Partner-Vereine, Unternehmen und Institutionen, mit denen wir zusammenarbeiten. Es gibt viele Möglichkeiten zu unterstützen und einen wertvollen Beitrag zur Bekämpfung von Hass und Hetze zu leisten oder sich in Vereinen, die dieses Thema auf der Agenda haben, zu engagieren. 

GameStar: Was sind eurer Meinung nach die besten Maßnahmen, um sich selbst vor Hass zu schützen? 

TeamKompass: Das ist sehr schwierig zu beantworten. Man könnte sagen bietet keine Angriffsfläche, aber das ist gerade heute in Zeiten von Social-Media und Co. kaum umsetzbar. Hate wird von vielen Tätern teilweise gar nicht als solcher empfunden und häufig als Spaß abgetan.  

Beziehen wir uns in diesem Beispiel auf Twitch: Informieren und absichern!

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Baue dir ein  Moderatoren-Team auf und sprecht ab, wie ihr auf Hass und Hetze reagieren wollt. Don’t feed the Trolls! Gehe nicht auf Nachrichten ein, die ganz klar das Ziel haben, dich aus der Reserve zu locken oder zu beleidigen. Man braucht schon ein dickes Fell und muss sich im Klaren darüber sein, dass Hass jeden und überall treffen kann. Es ist sehr wichtig, vorbereitet zu sein. 

Sehr wichtig: Holt Euch Hilfe, wenn ihr mit der Situation nicht zurechtkommt und merkt, dass es psychisch belastend wird. Vereine und Hotlines stehen Betroffenen von Hass und Hetze jederzeit zur Verfügung.

Einige Hilfsangebote gegen Hate Speech und Hate Raids:

GameStar: Was muss sich unbedingt ändern (politisch, gesellschaftlich, plattformspezifisch etc.), um noch mehr Erfolge gegen Hass zu feiern?

TeamKompass: In den letzten Monaten haben wir festgestellt, dass das Thema Hass im Internet mehr und mehr Awareness findet. Viele Vereine, Behörden und Unternehmen setzen deutliche Zeichen dagegen. Wir finden, das sind Schritte in die richtige Richtung, auch wenn es noch viel Luft nach oben gibt.

Durch unsere Arbeit haben wir erkannt, dass viele Social-Media-Plattformen diese Problematik nicht ausreichend aufgreifen und integrieren. Wir sind der festen Überzeugung, dass eine zwingende Warnung vor Gefahren wie Hate-Speech, Doxing, Deep-Fakes usw. notwendig ist. Jede Social-Media Plattform sollte einen dedizierten Support-Bereich bzw. ein eigenes Team für Betroffene von Hass und Hetze etablieren.

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