Twitch brechen die Zuschauer weg, weil Streamer streiken - was steckt dahinter?

Beim #ADayOffTwitch setzten einige Streamer am 1. September ein Zeichen gegen Hate-Raids auf Twitch. Insbesondere auf die Zuschauerzahlen wirkte sich das negativ aus.

Am Ende fehlten Twitch am 1. September »lediglich« etwa 7-13 Prozent der Zuschauer. Ein eher schwacher Tag für Twitch, aber keiner, der in die Geschichtsbücher eingehen wird. Viele Content Creator hatten sicher mit einem deutlicheren Signal gerechnet.

Dabei sollte »#ADayOffTwitch« ein Zeichen gegen Hate-Raids setzen, welche für Streamer in den vergangenen Wochen und Monaten zunehmend zum Problem wurden.

Was sind Hate-Raids und warum sind sie ein Problem?

Bei einem Hate-Raid wird ein Stream von mehreren hunderten bis tausenden Bots überfallen. Die Bots verbreiten dann vordefinierte Hassbotschaften, Beleidigungen und spammen so den Chat voll. Zwar können Streamer und Moderatoren den Chat konfigurieren, etwa dass nur Follower oder Abonnenten schreiben dürfen, allerdings löst das die Ursache des Problems nicht.

Insbesondere kleine Streamer und Angehörige von marginalisierten Gruppen werden von den Hate-Raids hart getroffen und fühlen sich von der Plattform im Stich gelassen. Unter Umständen kann dies zu mentalen Problemen und Depressionen bei Streamern beitragen, die wir in unserem Report beleuchten:

Streamer sehen Twitch in der Haftung: Ohne fortschrittlichere Werkzeuge wie eine Zwei-Faktor-Authentifizierung wird es für Twitch schwer, den Kampf gegen die Ersteller von Spam-Bots zu gewinnen. Twitch selbst ist sich der Thematik bewusst, hat aber bisher nichts unternommen. Bisher gibt es nur Pläne für Schutzmaßnehmen gegen Hate-Raid-Attacken, allerdings wolle man noch nicht mehr verraten.

Einige große Streamer ignorierten den Protest

Bereits im Vorfeld hatten einige große Streamer angekündigt, sich nicht am Protest zu beteiligen. Andere Streamer verwiesen darauf, dass sie auf die Einnahmen angewiesen sind und es sich entsprechend nicht leisten können, einen Tag auszusetzen.

Am 1. September hatte Twitch um 22 Uhr mit 3,5 Millionen Zuschauern seine Hochzeit. In der vorherigen Woche lag das Hoch bei 4,5 Millionen Zuschauern, allerdings fand in dieser Zeit auch noch die gamescom statt. In der Statistik war die Lücke aber dennoch deutlich zu erkennen:

Die Zuschauerzahlen (grün) wichen deutlich von der Vorwoche (grau) ab. Quelle: Twitchtracker Die Zuschauerzahlen (grün) wichen deutlich von der Vorwoche (grau) ab. Quelle: Twitchtracker

Asmongold, einer der größten Streamer auf Twitch erklärte, warum #ADayOffTwitch aus seiner Sicht nicht funktionieren wird:

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In einem seiner Streams sagt er: »Keine Sau interessiert es, wenn ihr einen Tag frei nehmt. Keiner kennt euch!« Er selbst würde an der Aktion nur teilnehmen, wenn alle anderen großen Streamer sich ebenfalls beteiligen.

Haben die großen Streamer mitgemacht? Der aktuell größte Streamer auf Twitch, xQc, streamte insgesamt elf Stunden lang. Dazu kamen andere bekannte Persönlichkeiten wie Trainwreck, Tfue, Ninja und summi1g, die ebenfalls am 1. September gestreamt haben. Im deutschsprachigen Raum waren unter anderem MontanaBlack, Trymacs und Papaplatte auf Sendung.

Einige deutsche Streamer hingegen sahen die Aktion eher kritisch, da Twitch das Problem bereits erkannt habe und an einer Lösung arbeite:

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Alles in allem war die Aktion selbst ohne Streik ein Erfolg. Häufig treffen Hass-Kommentare kleine Streamer, die sich nicht gegen die Aktionen wehren können. Durch die Verwendung des Hashtags gab es aus Sicht der Content Creator eine Möglichkeit, Twitch dort zu treffen, wo sie es deutlich merken: beim Geld.

Twitch selbst hat die Aktion auch zur Kenntnis genommen und den Start des »SUBtembers« um einen Tag verschoben. Selbst ohne Beteiligung vieler großer Streamer war die Aktion zumindest ein Teilerfolg. Ähnlich verhielt es sich vor einigen Wochen, als die Preissekung der Twitch Subs große Wellen Schlug.

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