Seite 2: The Occupation im Test - Vier Stunden Gewaltverzicht

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Nach Diktat verreist

Der Höhepunkt unserer intensiven Recherche soll nach dem Willen der Entwickler die Konfrontation der Interviewpartner mit den von uns gefundenen Beweisen sein. Wir haben viel riskiert und die Diskette erfolgreich aus dem dritten Stock unbeschadet an den Magnettüren vorbeigeschmuggelt (wir erinnern uns: Magnete sind sehr, sehr schlecht für Disketten!), um diese dann triumphierend auf den Tisch zu knallen. Völlig unspektakulär jedoch die Reaktion: Unser Gegenüber verzieht keine Miene und wundert sich auch nicht, wie wir an geheime Dokumente gelangt sind, die bis eben noch sicher im Safe lagen.

Die Interviews sind enttäuschend statisch und unspektakulär inszeniert. Besitzen wir einen der nötigen Beweise, ändern sich lediglich die entsprechende Textstelle in unserem Fragenkatalog, den wir stupide abarbeiten. Entscheidungen treffen wir in diesen Interview-Szenen keine, echte Dialoge finden nicht statt.

In animierten Zwischensequenzen wird die Hintergrundgeschichte rund um den »Union Act« erzählt. Die Sprecher sind professionell und verkörpern die Rollen glaubwürdig. In animierten Zwischensequenzen wird die Hintergrundgeschichte rund um den »Union Act« erzählt. Die Sprecher sind professionell und verkörpern die Rollen glaubwürdig.

Gut gefallen hat uns dagegen, dass wir komplett gewaltfrei vorgehen. Dem naiven, gutherzigen Wachmann Steve wollen wir schließlich kein Haar krümmen. Erwischt er uns mal auf frischer Tat, müssen wir zur Standpauke ins Büro und verlieren zur Strafe 15 Minuten Echtzeit. Konsequent: Bei mehreren Verstößen hintereinander werden wir mit leeren Händen des Gebäudes verwiesen - ohne Beweise und ohne Interview. Das hat Auswirkungen auf den Verlauf der Geschichte, denn The Occupation bietet zwei alternative Enden an und lädt so zum mehrmaligen Durchspielen ein. Dumm nur, dass das nur mit einem Neustart der Story möglich ist, da die einzelnen Kapitel nicht frei anwählbar sind.

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Noch ärgerlicher: Freies Speichern ist nicht vorgesehen. Die je rund 30-60 Minuten andauernden Szenen müssen jeweils in einem Rutsch absolviert werden - das Spiel speichert erst am Ende eines Abschnitts automatisch. Zwar können wir jederzeit pausieren, aber beenden wir The Occupation während einer laufenden Mission, verlieren wir den bis dahin erreichten Spielstand. Eine demotivierende Designentscheidung, die hoffentlich mit einem Update ausgebessert wird.

Friedliche Endzeitstimmung

Der charmante 80er-Jahre Flair inklusive dicken Röhrenmonitoren und authentischen Disketten-Schreibgeräuschen fängt die Zeitepoche liebevoll ein. Das typische britische Vorstadt-Flair ist gut getroffen, auch wenn die Umgebung wie ausgestorben wirkt und von den Unruhen im Land nichts zu sehen ist. Auch im Büro keine Anzeichen von Panik: Wachmann Steve übt heimlich für das nächste Casting (er würde eigentlich lieber gerne Schauspieler werden) und die restlichen Angestellten halten Smalltalk am Kopierer.

Der letzte Schrei in den 80er-Jahren: Unsere treue Digital-Uhr hat eine Weck- und Timer-Funktion und hilft uns, unsere begrenzte Zeit zu planen. Der letzte Schrei in den 80er-Jahren: Unsere treue Digital-Uhr hat eine Weck- und Timer-Funktion und hilft uns, unsere begrenzte Zeit zu planen.

Immerhin: Die Flur-Gespräche sind gut geschrieben. Wir freuen uns über den liebevoll portraitierten Hausmeister, der sich über den offenen Rassismus im Land beschwert und schmunzeln, als er befürchtet, dass das verschärfte Migrations-Gesetz für eine Verknappung von französischem Käse führen wird. Die Zwischensequenzen, in denen die Geschichte vorangetrieben wird, wirken dagegen steif und hölzern, aber werden durch die durchweg exzellent englischen Sprecher gerettet. Katastrophal schlecht fallen die deutschen Untertitel aus, bei denen teilweise ganze Passagen fehlen und die vor Fehlern strotzen.

Gravierende Bugs und hellsichtige Wachen

The Occupation wird von nervigen Bugs geplagt. Einige dieser Fehler waren im Test so gravierend, dass nur ein Neustart half. Wenn die Wache Steve durch Wände läuft, Harvey in der Textur einer Telefonzelle feststeckt oder spielentscheidende Beweise in unserem Besitz spurlos verschwinden, dann bestraft uns das fehlende Speichersystem damit gleich doppelt und sorgt für ordentlich Frust.

Das Spiel ist zum Launch/Zeitpunkt des Tests noch stark von Bugs geplagt. Einige sind so gravierend, dass ein Neustart nötig ist. Das Spiel ist zum Launch/Zeitpunkt des Tests noch stark von Bugs geplagt. Einige sind so gravierend, dass ein Neustart nötig ist.

The Occupation hat innovative Ansätze und bietet ein spannend erzähltes Politik-Drama mit gut geschriebenen Charakteren. Diese Stärken rücken jedoch durch die überladene Steuerung, schwerwiegende Bugs und die fehlende Speichermöglichkeit so stark in den Hintergrund, dass die Enttäuschung überwiegt und wir derzeit keine Empfehlung aussprechen können. Leidensfähige Adventure- und Schleichfans können mit diesem Vorwissen und entsprechender Zeitplanung diesen Rohdiamanten im Blick behalten, alle anderen sollten noch ein paar weitere Patches abwarten.

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