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The Witcher - Interview mit CD Projekts Michal Kicinski

CD Projekt hat von seinem Debüt-Rollenspiel The Witcher mehr als eine Millionen Stück verkauft. Im Interview spricht der Mitbegründer des Studios, Michal Kicinski, über den Lernprozess bei der Entwicklung, wo und warum sich The Witcher besonders gut verkauft hat und wann das nächste Spiel von CD Project erscheinen soll.

Michal Kicinski, einer der Mitbegründer des polnischen Spieleentwicklers CD Projekt. Michal Kicinski, einer der Mitbegründer des polnischen Spieleentwicklers CD Projekt.

1. The Witcher war das erste firmeninterne Spiel-Projekt. Was habt ihr aus dieser Erfahrung gelernt?

Michal Kicinski: Verdammt viel, würde ich sagen. Von grundlegenden Dingen, wie die Budgets nicht ein Vielfaches zu klein zu machen oder sich beim Erscheinungsdatum nicht um Jahre zu verrechnen, bis zu komplexen Sachen, beispielsweise wie man ein Topspiel entwickelt, mit dem Publisher umgeht und unsere Arbeit voranbringt.

Im Grunde haben wir alles gelernt, was man für die Spiele-Entwicklung braucht. Im Jahr 2003 starteten wir ohne jegliche Erfahrung in einem Land, in dem große Projekte keine Tradition haben. Es gibt vielleicht fünf kleinere Entwickler-Teams, die Dinge wie die Earth-Serie, Chrome und Painkiller gemacht haben, aber nichts so komplexes wie ein Rollenspiel. Der Lernprozess war schmerzhaft, schnell und hart. Aber der "Schüler" hat es überstanden und 85% bei der Prüfung erhalten. Nicht schlecht für einen Neuling, der das gesamte Projekt in Höhe von rund elf Millionen Dollar vorfinanziert hat.

Aber es hat auch Einiges gekostet das Spiel zu schaffen, neben Geld noch viel mehr Nerven, Energie und Arbeit. Unsere nächsten Projekte sollten nun viel einfacher werden, zumindest hoffen wir das. Wir sind ein ganz anderes Team geworden. Die Arbeitsabläufe sind eingespielt und wir wissen wie man Budgets erstellt oder den Fortschritt eines Projekts überwacht. Noch viel wichtiger ist unsere Erfahrung darin, wie man Spiele noch besser macht. Das sollte sich in den nächsten Projekten auszahlen, die noch besser und reifer als The Witcher sein werden.

2. In welchen Ländern war The Witcher besonders erfolgreich - und warum, Ihrer Meinung nach?

Michal Kicinski: Natürlich hat sich The Witcher in Polen besonders gut verkauft, mehr als 200.000 Stück in den ersten 12 Monaten. Das ist überragend, denn noch nie wurde irgendein Spiel in Polen so oft gekauft. Zum Vergleich: Call of Duty 4 erreichte auf allen Plattformen insgesamt ungefähr 90.000 Einheiten. Da spielen natürlich auch der Lokalpatriotismus und die Bekanntheit von Sapkowski und seinen Büchern eine große Rolle. Letzteres half uns ebenfalls in anderen ost-europäischen Ländern. The Witcher war auch besonders für Deutschland geeignet, wo der PC als Spiele-Plattform und Rollenspiele sehr beliebt sind. Die USA sind ein wichtiger Markt, aufgrund der Größe und der Rollenspiel-Tradition, aber dort hat der PC gerade einen schweren Stand.

Wir haben erlebt, wie Polen von westlichen Publishern lange Zeit nicht ernstgenommen wurde und versuchen daher, alle gleich zu behandeln. Deswegen erschien die Enhanced Edition von The Witcher weltweit (mit kleineren Ausnahmen) und das Spiel wurde in zehn Sprachen übersetzt, davon neun mit kompletter Sprachausgabe. Unser globaler Ansatz zeigt sich auch im neuen Projekt gog.com, dort werden Zahlungen aus allen Ländern der Welt akzeptiert und jeder erhält den gleichen Preis und die gleiche Qualität.

Kicinski: Wir haben The Witcher für Rollenspiel-Fans maßgeschneidert -- und es war eben nicht für jeden Spieler gedacht. Kicinski: Wir haben The Witcher für Rollenspiel-Fans maßgeschneidert -- und es war eben nicht für jeden Spieler gedacht.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Gründe für den Erfolg von The Witcher wohl überall gleich waren: die einzigartige Qualität der Geschichte, die große Spieltiefe, die lange Spieldauer und die Tatsache, dass das Spiel für Rollenspiel-Fans maßgeschneidert wurde, und eben nicht für jeden Spieler gedacht ist. Ich halte es für einen Fehler, dass große Publisher meistens Spiele fordern, die jeden ansprechen sollen. Diese Spiele sind voller Kompromisse und niemand ist damit wirklich zufrieden. Wir wussten genau, für wen wir The Witcher entwickeln und haben die Inhalte darauf ausgerichtet, beispielsweise die erotischen Elemente, Brutalität, die Sprache oder der Alkohol. In dieser Hinsicht waren wir Dickköpfe, denn uns wurde öfters empfohlen, einige Elemente zu ändern oder zu entfernen. Das haben wir konsequent abgelehnt. Deswegen ist The Witcher ein Spiel ohne Kompromisse, heutzutage etwas Seltenes. Bei den immer höheren Budgets geht man lieber Kompromisse und keine Risiken ein, doch für uns und unsere Fans hat es sich ausgezahlt.

3. Es gibt bekannte Entwickler wie BioWare oder Bethesda, die sich auf Rollenspiele konzentrieren. Wird CD Projekt das auch tun?

CD Project will auch künftig dem Rollenspiel-Genre treu bleiben. CD Project will auch künftig dem Rollenspiel-Genre treu bleiben.

Michal Kicinski: Die bestmöglichen Rollenspiele zu erstellen ist die Aufgabe von CD Projekt RED, den Leuten hinter The Witcher. Wir bleiben dem Genre also sicher treu, auch weil wir lauter großartige Ideen haben, die aus unterschiedlichen Gründen nicht in The Witcher eingebaut wurden. Es wird also ganz sicher weitere Rollenspiele von CD Projekt geben.

Allerdings haben wir einen etwas weiteren Blickwinkel. Rollenspiele sind unser Lieblings-Genre, aber unsere Leidenschaft ist das Erzählen toller Geschichten. Das soll das Markenzeichen aller unserer Spiele sein. Daher befindet sich beispielsweise They, ein Spiel von Metropolis (eine Firma, die seit Februar Teil von CD Projekt ist), gerade am Ende eines umfangreichen Re-Designs. Sogar der Name des Spiels hat sich geändert. Wir haben gemeinsam beschlossen, dass das Spiel nicht ein gewöhnlicher Ego-Shooter wird, sondern eine umfangreiche Geschichte erzählen soll, die das Spiel vorantreibt. Das passiert in diesem Genre selten, mit Ausnahme von Bioshock und der Half-Life-Reihe. Damit es eine außergewöhnliche Geschichte wird, arbeiten wir mit einem bekannten polnischen Science-Fiction-Autor zusammen, ein ähnlicher Ansatz wie bei The Witcher.

They-Entwickler Metropolis ist seit Anfang 2008 Teil von CD Project. They-Entwickler Metropolis ist seit Anfang 2008 Teil von CD Project.

Der Verkauf von einer Million Exemplaren war ein Meilenstein für uns. Wir wollten sehen, ob wir ein Spiel weltweit verkaufen können und mit viel Hilfe von Atari haben wir es geschafft. Nachdem nun auch Metropolis zu uns gehört, arbeiten wir zur Zeit an vier großen Projekten. Es dürfte die Leser interessieren, dass sie nicht wieder fünf Jahre auf ein CD Projekt-Spiel warten müssen. Die nächste Veröffentlichung ist für das zweite Halbjahr 2009 geplant. Ich kann leider nicht mehr verraten, da es noch keine offizielle Ankündigung gibt.

Zum Schluss möchte ich mich bei allen Leuten bedanken, die uns geholfen haben, diesen Erfolg zu erreichen, insbesondere bei unseren Fans für die tolle Unterstützung.

(Fragen von Christian Schmidt, Übersetzung von Georg Wieselsberger)

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