Seite 3: Titanfall im Test - Das Multiplayer-Revolutiönchen

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Noch schnödere Spielmodi

Wie beim Anblick der Waffenliste stellt sich auch bei den Spielmodi ein unangenehmes »Das kenn' ich doch alles«-Gefühl ein. »Pilotenjäger« ist nur ein anderer Name für »Team Deathmatch«. »Materialschlacht« ist dasselbe in Grün, allerdings erhalten wir hier auch Punkte fürs Abschießen von Titanen und KI-Gegnern. Auch Anfänger können sich also nützlich machen. In »Hardpoint« geht es darum, für sein Team die Herrschaft über drei Kontrollpunkte zu erlangen, die auf der Karte verteilt sind. Haben wir einen Punkt erobert, generiert er Siegpunkte. Das Team, das sein Konto zuerst gefüllt hat, gewinnt. »Capture the Flag« entwickelt in Titanfall wegen der hohen Geschwindigkeit, den Parkour-Elementen und der Möglichkeit, die Titanen als Transportmittel zu nutzen oder sie zur Basisverteidigung abzustellen, immerhin eine neuartige Dynamik.

Die »Flagge« im »Capture the Flag«-Modus erinnert uns eher an des Stab des Re (oder Ra) aus Indiana Jones. Die »Flagge« im »Capture the Flag«-Modus erinnert uns eher an des Stab des Re (oder Ra) aus Indiana Jones.

Trotz nominell unterschiedlicher Aufgaben, spielen sich alle vier Varianten aber sehr, sehr ähnlich. Witzige Modifikatoren, besondere Ausrüstung oder variable Teamgrößen, wie man sie in anderen Shootern findet, suchen wir vergeblich. »Last Titan Standing« fühlt sich als einziger Modus wirklich anders an. Jeder Spieler sitzt hier nämlich schon zu Beginn der Runde in seiner Blechbüchse, allerdings ohne Aussicht auf Ersatz. Wenn wir unseren Titan verlieren, dürfen wir immerhin noch als Pilot über die Map streifen - zumindest bis wir abgeschossen werden. Hat der letzte Titan eines Teams das Zeitliche gesegnet, ist die Runde verloren. Gute Teams, die Angriffe abstimmen und Feinde flankieren, sind hier im Vorteil. Ohne Befehlsmenü ist Zusammenarbeit aber schwer.

Der Rodeo-Angriff ist extrem effektiv. Dass ein Kollege noch zu Hilfe eilt, rettet diesen Titan wohl nicht mehr. Der Rodeo-Angriff ist extrem effektiv. Dass ein Kollege noch zu Hilfe eilt, rettet diesen Titan wohl nicht mehr.

Zu sechst allein

In den anderen Modi fällt Teamwork wegen der hohen Spielgeschwindigkeit fast völlig flach. Mit nur ein oder zwei Freunden verlieren wir uns im Getümmel einfach zu schnell aus den Augen, da können wir auch gleich alleine spielen. Nur bei gut organisierten Mannschaften mit sechs Spielern kommt deshalb ein Wir-Gefühl auf. Teamaktionen wie das Heilen oder Wiederbeleben von Kameraden gibt es in Titanfall nicht.

Eine andere Entwicklung ist demgegenüber zumindest interessant. Respawn erfindet in Titanfall nämlich die Mehrspielerkampagne. Die neun Missionen umfassende Kampagne wirft uns mitten in die heiße Phase eines Kriegs zwischen dem interstellaren Großkonzern IMC und einer Miliz von Siedlern. Bei unseren Einsätzen handelt es sich allerdings nur um ganz normale Multiplayergefechte, die durch gelungene Ingame-Sequenzen besonders aufwändig in Szene gesetzt werden. Mal wird ein Raumschiff von einer riesigen Strahlenkanone gegrillt, mal werden wir Zeuge einer Raumschlacht.

Story? Wo?

Die Inszenierung ist zwar sehr pompös, umso öder ist dafür das eigentliche Spiel. Wir dürfen nämlich nur in den Varianten »Hardpoint« und »Materialschlacht« antreten. Während der Kämpfe und zwischen den Missionen werden wir über Funksprüche von unseren Vorgesetzten über den Stand der Dinge auf dem Laufenden gehalten. So entfaltet sich eine platte Story vom privaten Kampf zwischen dem Überläufer MacAllan und seinem alten Kumpel Vice Admiral Graves von der IMC.

In der Praxis erweist es sich allerdings als fast unmöglich, gleichzeitig den Funksprüchen zuzuhören und vernünftig zu spielen. Spätestens wenn wir merken, dass es für die Erzählung vollkommen belanglos ist, ob wir ein Gefecht gewinnen oder eine Niederlage einstecken, verliert die Kampagne jeglichen Reiz, und wir spielen nur noch weiter, um die netten Missionseinstiege mitzuerleben und am Ende neue Chassis für unseren Titanen freizuschalten. Nach etwas mehr als anderthalb Stunden Spielzeit pro Seite ist die Story ohnehin schon wieder vorbei, und wir bleiben mit der Überzeugung zurück, dass Respawn lieber mehr Zeit und Mühe in andere Dinge investiert hätte.

Die Kampagnenmissionen sind zum Teil spektakulär inszeniert. Die Erstürmung von Demeter erinnert an Szenen aus Der Soldat James Ryan. Die Kampagnenmissionen sind zum Teil spektakulär inszeniert. Die Erstürmung von Demeter erinnert an Szenen aus Der Soldat James Ryan.

Zum Beispiel in eine bessere Lokalisierung. Zwar sind uns keine groben Schnitzer aufgefallen, aber sowohl die deutschen Texte als auch die Synchronsprecher wirken unprofessionell. Wir können nur empfehlen, die Sprachausgabe in Origin auf Englisch zu stellen. Dann genießen wir neben druckvollem Klang und jeder Menge Battle-Chatter nämlich auch gute Sprecher. Auch einige Bedienungsmacken sind unerfreulich. Warum gibt es zum Beispiel keine freie Map-Auswahl, und warum funktioniert das Teambalancing nicht korrekt, sodass wir mitunter zu viert gegen sechs Gegner antreten. Das ist bei so kleiner Spielerzahl besonders ärgerlich.

Zumindest in seiner aktuellen Form ist Titanfall also nicht die erhoffte Multiplayer-Revolution. Schade, denn im Kern, der eigentlichen Spielmechanik, macht Titanfall verdammt viel richtig. Als Pilot durch die Level zu hopsen und Kill an Kill zu reihen oder sich im schweren Kampfanzug mit anderen Mechs zu duellieren, ist einfach extrem befriedigend. Sobald die Faszination des neuen Spielgefühls nachlässt, bietet Titanfall nur wenig, um uns dauerhaft an den Rechner zu fesseln. Da wartet die Konkurrenz einfach mit mehr Abwechslung und einer größeren Langzeit-Motivation auf.

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