Es ist das Jahr 2000. Ich bin sechs Jahre alt und liege im kuschelig warmen Bett, während aus den Boxen unseres Computers die Titelmusik von Tomb Raider 2 strömt. Und so beginnt unser eigenartiges Zu-Bett-geh-Ritual: Mein Vater erkundet zehn Minuten lang die chinesische Mauer, Venedig oder einen üppigen Dschungel, bis ich einschlafe.
Tomb Raider ist eines der ersten »richtigen« PC-Spiele, die ich als Kind gespielt habe und hat noch immer einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen. Dieses Herz zerbrach, als mir mein Vater vor einigen Jahren beichtete, dass ihm diese Einschlaf-Tradition gar keinen Spaß gemacht hatte. Mein Herz zerbrach ein zweites Mal, als ich zum ersten Mal in die neue Tomb Raider-Trilogie reingespielt habe.
Wäre das Reboot aus dem Jahr 2013 mit anderem Titel und anderer Hauptfigur erschienen, hätte ich das keine Sekunde lang hinterfragt. Aber Crystal Dynamics fängt mit den neuen Spielen einfach nicht das ein, was die alten Tomb Raider-Teile ausgemacht hat. Beim Versuch, das Spiel an moderne Standards anzupassen, ging die Einzigartigkeit und der Wiedererkennungswert der Serie und der Protagonistin verloren. Und ich fürchte, dass Tomb Raider nie wieder zu seinen Wurzeln zurückkehren wird.
Natalie Schermann wäre ohne Tomb Raider wahrscheinlich nie bei der GameStar gelandet. Denn es war Lara Croft, die ihre Liebe zu Videospielen entfachen konnte. Als Kind wollte sie immer so sein wie ihre große Heldin und machte sich häufig mit geflochtenem Zopf im heimischen Dschungel des Balkon-Wintergartens auf die Suche nach uralten Artefakten. Heute trauert sie den alten Tomb Raider-Spielen hinterher.
Vom Abenteuer-Spiel zum Action-Shooter
Wie macht man eine alte Spielereihe wie Tomb Raider massentauglicher? Easy: Mehr Fokus auf Geballer und Waffen, mehr cinematische Inszenierungen und Quicktime-Events, große offene Umgebungen und natürlich deutlich weniger Jump&Run-Einlagen als in den Original-Spielen. So oder so ähnlich lautete wohl das Motto der Entwickler für die neue Tomb Raider-Trilogie.
Nur angemeldete Plus-Mitglieder können Plus-Inhalte kommentieren und bewerten.
Dein Kommentar wurde nicht gespeichert. Dies kann folgende Ursachen haben:
1. Der Kommentar ist länger als 4000 Zeichen.
2. Du hast versucht, einen Kommentar innerhalb der 10-Sekunden-Schreibsperre zu senden.
3. Dein Kommentar wurde als Spam identifiziert. Bitte beachte unsere Richtlinien zum Erstellen von Kommentaren.
4. Du verfügst nicht über die nötigen Schreibrechte bzw. wurdest gebannt.
Bei Fragen oder Problemen nutze bitte das Kontakt-Formular.
Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.
Nur angemeldete Plus-Mitglieder können Plus-Inhalte kommentieren und bewerten.