Eigentlich habe ich für all die hübschen kleinen Spiele da draußen ja gar keine Zeit, aber wenn man mich mit einem Gameplay-Element zuverlässig ködern kann, dann mit gut gemachten Schwertkämpfen. Finden die dann auch noch im unerbittlichen feudalen Japan statt und sind sowohl schnell als auch brutal inszeniert, dann... ja dann könnte es sogar Liebe werden.
In Trek to Yomi erlebe ich die Geschichte des Schwertkämpfers Hiroki, der seinen Sensei, also seinen Samurai-Lehrmeister, bereits in jungen Jahren bei einem erbarmungslosen Überfall verliert. Wenn euch diese Ausgangssituation nun bekannt vorkommt, dann vermutlich, weil ihr sie schon in dutzenden Filmen gesehen habt. Gut, in John Wick war es ein Hund und kein Mentor, aber ihr versteht schon, was ich meine.
Ehrensache, dass er schwört, so etwas nie wieder geschehen zu lassen und sich fortan vor durchgehend wunderschönen und Atmosphäre blutenden Hintergründen durch unzählige Gegner schneidet, als wären sie aus Butter. Visuelles Vorbild sind die alten Samurai-Filmklassiker von Akira Kurosawa, die zuletzt den Open-World-Koloss Ghost of Tsushima inspirierten.
Einen guten Eindruck dieses bildgewaltigen, monochromatischen Stils erhaltet ihr in diesem brandneuen 15-minütigen Gameplay-Video, das euch auch den exzellenten feudal-japanischen Soundtrack und die martialischen Kampfgeräusche probehören lässt:
Eine blutige Reise
Zu Beginn stehe ich als Halbwüchsiger im Dojo meines Meisters und lerne die Grundzüge des Kampfsystems, verpackt in einer Samurai-Lektion. Die Steuerung ist mit Maus und Tastatur fast genauso eingängig wie mit dem Gamepad, spätestens wenn man das Sprinten auf Shift legt und Parieren auf die Maus. Danke für den Respekt, den ihr den PC-Spielern hier zollt, liebe Entwickler!
Was normalerweise auch furchtbar ist, sind Spielpassagen als Kind. So will es mir mein Fahrenheit-Trauma zumindest einreden. Doch dieser Prolog als übermütiger Lehrling ist derart stimmungsvoll, dass Hirokis Motive (so schlicht sie auch sein mögen) direkt auf mich überspringen. Ich kann es beim Kapitelwechsel kaum erwarten, herauszufinden, wozu er als Erwachsener alles fähig ist und wie anspruchsvoll die Nahkampfduelle noch werden können.
In denen verkette ich leichte und schwere Angriffe mal mit und mal ohne Richtungstasten zu effektiven Manövern, die meine Gegner übervorteilen und gerne mal einen Kopf kürzer machen. Das sieht brutal aus, wird aber durch den Schwarz-Weiß-Filter etwas entschärft und bleibt damit stilvoll.
In der Regel muss ich selbst im zweitschwersten der vier Schwierigkeitsgrade (der härteste will erst freigespielt werden) nur gegen den Widersacher kämpfen, der mir am nächsten ist. Will mir jemand in den Rücken fallen, rolle ich entweder davon oder drehe mich blitzschnell für einen Konter um, während sich die anderen drei bis vier Gegner vornehm zurückhalten. Später klappt das bei gedrückter Parier-Taste sogar automatisch, wenn von hinten Gefahr droht.
Fähigkeiten wie diese lerne ich im Verlauf der Geschichte nach und nach von selbst und dank dieser Staffelung habe ich immer genug Zeit, mir neue Kombinationen gut einzuprägen. Weil ich gründlich jedes Haus und jede optionale Weggabelung erkunde, stoße ich auch mal schneller auf neue Kampftechniken. Ebenso warten dort permanente Power-Ups für Trefferpunkte und Ausdauer sowie zahlreiche Sammelobjekte darauf, in meine Tasche zu wandern.
Für wen eignet sich Trek to Yomi?
Für Kurosawa-Fans ist wichtig zu wissen, dass hier zwar der Stil meisterhaft eingefangen wurde, aber nicht die hintergründige Tiefe oder psychologische Komponente der Zweikämpfe. Trek to Yomi will in erster Linie unterhalten und weniger zum Nachdenken anregen.
Alle anderen braucht dieses Manko wenig zu kümmern. Was ihr hier geboten bekommt, spielt sich so mitreißend, dass ihr euer Eingabegerät vermutlich genauso wenig bei Seite legen könnt wie ich. Man gerät in einen angenehmen Spielfluss, der einen wie von selbst durch die malerischen Kulissen spült.
Weil es gleichzeitig aber auch sehr kurzweilig ist, da einen die fair gesetzten Speicherpunkte für Fehler nicht unnötig bestrafen, kann man sich Trek to Yomi zwischendurch auch wiederholt als kleinen Samurai-Kick gönnen. Zum genauen Umfang und somit der Spielzeit konnte uns Publisher Devolver noch keine Angaben machen.
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