Real-O-Mat und Co.: 4 Wahl-O-Mat-Alternativen im Vergleich

Was soll ich wählen? Kurz vor der Bundestagswahl gibt es online viele Hilfen für die Wahlentscheidung. Wir stellen euch 4 Alternativen zum Wahl-O-Mat vor.

Zur Bundestagswahl könnt ihr euch zwischen vielen Parteien entscheiden – im Internet findet ihr einige Wahlhilfen. (Bildquelle: thanakrit, Adobe Stock) Zur Bundestagswahl könnt ihr euch zwischen vielen Parteien entscheiden – im Internet findet ihr einige Wahlhilfen. (Bildquelle: thanakrit, Adobe Stock)

Am 23. Februar ist Bundestagswahl. 29 Parteien stehen zur Wahl und jede einzelne mit einem seitenlangen Wahlprogramm. Um die Auswahl zu erleichtern, gibt es seit Jahren den Wahl-O-Mat. Doch der ist vielen zu lang, zu breit gefächert, zu einseitig.

Wir haben für euch 4 Alternativen aufgelistet – mit ihren Vorteilen und Nachteilen.

Alle Wahlhilfen wurden in der mobilen Smartphone-Version miteinander verglichen.

Online ToolThemaParteienvergleichGrößter Vorteil
Wahl-O-Matbreit gefächert
(38 Thesen)
alle Parteien können verglichen werdendie bekannteste Online-Wahlhilfe
Real-O-Matbreit gefächert
(20 Thesen)
nur die 7 größten ParteienAbstimmungsverhalten statt Parteiprogramm
Steuer-O-MatSteuern
(18 Thesen)
nur die 7 größten Parteienleicht verständlich
WahlSwiperbreit gefächert
(38 Fragen)
alle Parteienintuitiv bedienbar
Wahl-Kompassbreit gefächert
(31 Thesen)
die 11 größten Parteienwissenschaftlich fundiert

1. Der Real-O-Mat

Pro
  • schlank
  • übersichtlich
Kontra
  • keine Klein- und Kleinstparteien
  • für neue Parteien unbrauchbar

Der Real-O-Mat, ein Angebot der Initiative Frag den Staat, ist ähnlich aufgebaut wie der Wahl-O-Mat. Die Devise lautet hier aber: Taten statt Worte. Denn der bewertet die Parteien nicht danach, was sie sich ins Wahlprogramm geschrieben haben, sondern wie deren Mitglieder in der Vergangenheit abgestimmt haben.

Er ist mit 20 Thesen insgesamt schlanker als der Wahl-O-Mat, aber genauso breit gefächert. Zur Auswahl habt ihr aber nicht nur Ich stimme zu, Ich stimme nicht zu und Neutral, sondern nein, geht mir zu weit, ja, finde ich auch und nein, reicht mir nicht aus. Am Ende könnt ihr wie beim Wahl-O-Maten Themen gewichten, die euch besonders wichtig sind

Die Stärke des Real-O-Mat, auf das Verhalten der Parteien zu schauen, anstatt auf ihre Versprechen, ist aber auch sein größtes Manko: Neue Parteien, die zu bestimmten Fragen noch nie abgestimmt haben, sind automatisch benachteiligt. Das betrifft bei der kommenden Bundestagswahl das BSW. Der Real-O-Mat führt für die Partei für die meisten Thesen Position nicht verwertbar auf. Wenn euch also eure Übereinstimmung mit dem BSW interessiert, hilft euch der Real-O-Mat nicht weiter.

2. Steuer-O-Mat

Pro
  • ein konkretes Thema
  • kurze Thesen
  • wichtige Begriffe werden kurz erklärt
Kontra
  • keine Klein- und Kleinstparteien
  • basiert nur auf Wahlprogrammen

Der Steuer-O-Mat ist von Smartsteuer, einem Anbieter von Online-Steuersoftware und dreht sich auch nur um das Thema Steuern. Die Thesen betreffen dann aber die Schuldenbremse genauso wie die Frage, ob Alleinerziehende stärker entlastet werden sollen. Am Ende können wieder 3 Fragen höher gewichtet werden. Außerdem sieht der Nutzer zum Schluss eine Partei als Sieger.

Es ist an sich positiv, bei so einem wichtigen Thema wie Finanzpolitik eine eigene Wahlhilfe einzurichten. Allerdings bleiben laut der Süddeutschen Zeitung viele Parteien mit ihren Wahlprogrammen vage, was die Finanzierung ihrer Pläne angeht. Insofern ist es vielleicht gerade hier problematisch, sich nur auf die Wahlprogramme zu beziehen.

Insgesamt ist der Steuer-O-Mat mit seinen kurzen, einfachen Thesen wohl der verständlichste von den hier vorgestellten.

3. WahlSwiper

Pro
  • Nur Ja und Nein als Antwortmöglichkeit
  • einfach zu bedienen
  • alle Parteien sind vertreten
Kontra
  • die Wisch-Mechanik funktioniert nicht ganz gut
  • mit 38 Fragen genauso lang wie der Wahl-O-Mat

Der WahlSwiper bezeichnet sich selbst als gemeinnütziges Projekt für Bürger von Bürgern. Das Projekt wird wissenschaftlich von der Universität Freiburg betreut.

Hier werden euch genauso viele Fragen gestellt wie beim Wahl-O-Mat. Allerdings funktioniert die Bedienung wie bei einer Dating-App: Je nach dem, welche Position ihr habt, wischt ihr nach links für Ablehnung und nach rechts für Zustimmung. Das funktioniert im Test einigermaßen, aber glücklicherweise kann man auch einfach auch Ja und Nein tippen. Eine neutrale Position könnt ihr nicht einnehmen, aber Fragen überspringen.

4. Wahl-Kompass

Pro
  • wissenschaftlich fundierte Thesen
  • visuelle Einordnung im Parteienspektrum
  • Kleinparteien sind vertreten
Kontra
  • komplizierte Auswahl
  • Kleinstparteien sind nicht vertreten

Der Wahl-Kompass stammt von der Uni Münster. Die Positionierung der Parteien erfolgt laut der Seite in einem zweistufigen Verfahren: Zuerst haben sich die Parteien selbst eingeordnet, dann wurden Experten des deutschen Politologenverbandes (DVPW) befragt. Auch die aufgestellten Thesen sind wissenschaftlich fundiert.

Entsprechend könnt ihr zustimmen, ob eure Angaben zur wissenschaftlichen Forschung verwendet werden dürfen. Allerdings macht das die Auswahl auch etwas komplizierter.

Hier habt ihr nämlich ganze 6 Auswahlmöglichkeiten: Stimme vollkommen zu, Stimme zu, Neutral, Stimme nicht zu, Stimme überhaupt nicht zu und Keine Meinung. Die Seite selbst gibt an, dass Keine Meinung bedeutet, dass ihr zu einer Aussage (noch) keine Meinung habt. Allerdings könnte es bei einigen Fragen schwierig sein, zu entscheiden, was hier der Unterschied zu Neutral ist.

Besonders interessant: Am Ende seht ihr eure Positionierung auf dem politischen Kompass im Vergleich zu den Parteien. Das ist die politische Orientierung im Spektrum von: Wirtschaftlich links und rechts und progressiv und konservativ.

Das kann auch unabhängig von der Wahl interessant sein.