Tauziehen um Batman, Harry Potter & Co. - Jetzt ist auch Microsoft an Warner interessiert

Warner Interactive, der Publisher der Batman- und Harry-Potter-Spiele, soll verkauft werden. Jetzt hat wohl auch Microsoft Interesse.

Gehört Batman bald zu Electronic Arts, Activision Blizzard oder Take-Two Interactive? Gehört Batman bald zu Electronic Arts, Activision Blizzard oder Take-Two Interactive?

Update vom 7. Juli 2020: Der Verkauf von Warner Interactive könnte sich zum großen Wettbieten entwickeln. Jetzt signalisiert wohl auch Microsoft Interesse am Kauf der Spiele-Lizenzen von Warner. Das berichtet das Magazin The Information auf seiner Website unter Berufung auf zwei anonyme Insider.

Mit dem Kauf von Lizenzen wie Batman, Harry Potter und Mittelerde: Schatten des Krieges könnte Microsoft das Line-Up der neuen Xbox-Generation verstärken und sein Angebot im Game-Pass-Abo ausbauen.

Allerdings sind offenbar auch andere große Namen wie EA, Take Two und Activision Blizzard interessiert. Ob jemand Warner Interactive kauft und wer am Ende die Lizenzen erwirbt, bleibt weiter abzuwarten.

Originalmeldung vom 15. Juni 2020: Nach einem Bericht von CNBC soll Warner Interactive zum Verkauf stehen, der Publisher von Batman, Mortal Kombat, Harry Potter: Wizards Unite sowie Spielen mit Herr der Ringe-Filmlizenz wie Mittelerde: Schatten des Krieges.

Der Kaufpreis läge CNBC zufolge bei rund vier Milliarden US-Dollar (3,55 Milliarden Euro), am Kauf interessiert seien Electronic Arts, Activision Blizzard und Take-Two Interactive.

Als Quelle nennt CNBC mehrere Insider, die namentlich aber nicht genannt werden wollen, weil der Verkauf bislang nur inoffiziell hinter den Kulissen besprochen werde. CNBC betont, dass der Deal weder sicher sei noch unmittelbar bevorstehe.

Hinweis: Wir haben bei Warner Interactive ein Statement dazu angefragt und ergänzen die Meldung, sobald wir es bekommen.

Warum soll Warner Interactive verkauft werden?

Die Warner-Unternehmensfamilie gehört zum Telekommunikationskonzern AT&T, der nach mehreren teuren Firmenübernahmen auf einem riesigen Schuldenberg von rund 150 Milliarden US-Dollar sitzt.

Bereits im vorigen Jahr hatte der einflussreiche Hedgefonds Elliott Management, der mit 3,2 Milliarden Dollar an AT&T beteiligt ist, einen Austausch der Firmenführung und strenge Kostensenkungen verlangt. Zu Letzteren könnte beitragen, dass AT&T Teile seines Nicht-Kerngeschäfts abstößt, darunter das Videospiel-Publishing.

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Dem Portfolio von Warner Interactive wiederum fehlt aktuell ein echtes Zugpferd - und vor allem eine Dauerbrenner-Serie à la Call of Duty oder FIFA, die jährlich zuverlässig Gewinne abwirft. Das ist für Publisher - und ihre Aktionäre - aber sehr wichtig: Planbarer Erfolg in Serie, statt ständig nur von Spiel zu Spiel zu denken.

Zwar hat Warner Interactive hervorragende Spiele wie die Batman-Serie produziert, doch deren letzter Teil Arkham Knight liegt inzwischen fünf Jahre zurück. Woran Rocksteady - abgesehen von Batman: Arkham VR und dem Konsolen-Remaster Return to Arkham - seitdem arbeitet, ist noch unbekannt, wahrscheinlich wäre ein Superhelden-Spiel für PS5, Xbox Series X und PC.

Auch bei den Mittelerde-Action-Adventures von Monolith schlägt Warner ein eher gemächliches Tempo an. Mordors Schatten erschien 2014, Schatten des Krieges 2017 – ein etwaiger dritter Teil wurde noch nicht angekündigt. Beide bisherigen Spiele verkauften sich gemessen am Blockbuster-Budget zudem nur mäßig. Gleiches gilt für Spielmarken, die Warner nicht selbst entwickelt, sondern nur vertreibt - etwa die Hitman-Serie von IO Interactive.

Harry Potter: Wizards Unite wiederum blieb hinter den - vom Erfolg von Pokémon Go befeuerten - Erwartungen zurück und verzeichnete Ende 2019 einen starken Rückgang an Downloads. Wie sich Harry Potter: Wizards Unite in den zwölf Monaten seit Launch weiterentwickelt hat, haben übrigens die Kollegen von Mein-MMO.de zusammengefasst.

Was passiert mit den Warner-Lizenzen?

Vier Milliarden US-Dollar sind ein stolzer Preis für einen Publisher, aber der Käufer bekommt ja auch die Lizenzen für DC Comics (Batman, Superman & Co.), Herr der Ringe, Harry Potter und vielleicht auch Game of Thrones dazu, dessen TV-Serienrechte bei der Warner-Tochter HBO liegen. Oder?

Nein, nicht automatisch. Denn die Rechte daran dürften bei AT&T verbleiben und weiterhin per Lizenz an einzelne Publisher vergeben werden - ähnlich wie Disney nach der Schließung von LucasArts seine wertvollen Marken an mehrere Studios lizenziert hat. Star Wars beispielsweise ging an Electronic Arts sowie an TT Games, das an Lego Star Wars: The Skywalker Saga arbeitet - und Warner Interactive gehört.

LEGO Star Wars: The Skywalker Saga - Ankündigungstrailer der E3 2019 Video starten 0:56 LEGO Star Wars: The Skywalker Saga - Ankündigungstrailer der E3 2019

Es ist zwar durchaus wahrscheinlich, dass der Käufer von Warner Interactive auch die Warner-Lizenzen übernimmt, weil er Studios einkauft, die damit bereits Erfahrung haben - etwa den Batman-Entwicklern Rocksteady oder den Mittelerde-Schöpfern Monolith. Hundertprozentig sicher ist das jedoch nicht, zumal Warner seine Marken auch schon extern lizenziert hat, etwa Mad Max an die schwedischen Avalanche Studios.

Was Warner Interactive dennoch so wertvoll macht, sind besagte Studios. Wer Warner Interactive übernimmt, übernimmt nämlich auch dessen Entwickler-Infrastruktur. Dazu gehören unter anderem:

  • Rocksteady (Batman)
  • TT Games (Lego Star Wars)
  • Monolith (Mittelerde: Schatten des Krieges)
  • WB Games Boston (Game of Thrones: Conquest für Mobile)
  • WB Games San Francisco (Harry Potter: Wizards Unite (entwickelt gemeinsam mit Niantic), betreibt außerdem die Mobile-Games-Kommunikationspattform Plexchat)
  • Netherrealm Studios (Mortal Kombat, Injustice)
  • Avalanche Software (Disney Infinity, nicht zu verwechseln mit dem Mad Max-Entwickler Avalanche Studios)

Der Warner-Käufer holt also auf einen Schlag eine Menge talentierte Studios und Entwickler an Bord, die nicht nur Erfahrung mit PCs und Konsolen mitbringen, sondern auch mit Mobile-Games wie Harry Potter: Wizards Unite oder Game of Thrones: Conquest. Und solche Talente sind in der Spielebranche umkämpft und dementsprechend wertvoll.

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