Watch Dogs: Legion spaltet im Wertungsspiegel die Gemüter

Der Hacker ist aus dem Sack: Watch Dogs: Legion wurde von der internationalen Presse bewertet. Und die Review-Wertungen driften teils weit auseinander.

Top oder Flop? Watch Dogs: Legion ruft ganz verschiedene Reaktionen hervor. Top oder Flop? Watch Dogs: Legion ruft ganz verschiedene Reaktionen hervor.

Watch Dogs: Legion spaltet nicht nur das gebeutelte London. Mittlerweile sind auch die internationalen Tests der Fachpresse online. Legion schneidet dabei durch die Bank als mindestens solides Spiel ab, doch in den Tests herrscht Uneinigkeit, ob Ubisofts Hacker-Abenteuer ein »Sehr gut« verdient.

Je nach Gewichtung der jeweiligen Redaktion brilliert Watch Dogs: Legion als wunderbar kreative Open-World-Sandbox - oder stolpert über die altbekannten Ubisoft-Marotten: Breite statt Tiefgang, schlechte Charaktere, Open-World-Sammelkram.

Als einer der größeren Zankäpfel entpuppt sich das Rekrutierungs-Feature: In London kann jeder Mensch zur neuen Hauptfigur werden, weil ihr alle NPCs in eure Hacker-Bande rekrutieren könnt. Auf der einen Seite ermöglicht das sagenhaft viele (teils irrwitzige) Herangehensweisen an die Missionen. Eine Hypnotiseurin spielt sich nun mal anders als ein Bauarbeiter. Auf der anderen Seite fehle dem Spiel - so die Kritiker - dadurch eine starke Hauptfigur, ein konkreter Fokus.

Bevor ihr weiterlest, bekommt ihr hier erstmal unseren eigenen Test als Referenz:

So werten die internationalen Reviews.

Auf dem PC steht der Metacritic-Metascore aktuell bei 76 Punkten (19 Reviews). Die PS4-Version sackt im Vergleich etwas ab, liegt bei 73 Punkten (15 Reviews). Einen Userscore gibt's noch nicht. Die Differenz erklärt sich unter anderem daraus, dass die reguläre Konsolenfassung technisch mehr Probleme aufweist als die PC-Fassung:

Publikation

Wertung

Game Informer

90

Windows Central

90

GameStar

87

PC Gamer

80

Jeuxvideo.com

80

IGN

80

GameSpot

80

Wccftech

79

GamePro

79

GamesRadar

70

PCGamesN

70

Millenium

60

Screen Rant

60

Digital Trends

50

Weitgehende Einigkeit herrscht bei der Beurteilung der Story: Der Hacker-Plot wage sich durchaus an politische Themen (alles andere als selbstverständlich) und bietet einige interessante Momente, es fehlt allerdings eine starke Hauptfigur. Weil es halt keine gibt. Exemplarisch das Fazit von GamePro-Kollege Hannes:

"Umso bedauerlicher finde es, dass Ubisoft mir gleichzeitig ständig vor Augen hält, dass all das nur eine Illusion ist. Natürlich gibt es nicht neun Millionen einzigartige Charaktere im Spiel, natürlich leidet die Story, wenn Dialoge für Platzhalter geschrieben werden und natürlich müssen dafür auch in technischer Hinsicht viele Kompromisse eingegangen werden. Um Watch Dogs: Legion wirklich genießen zu können, muss ich dem Spiel ein paar halbgare Elemente verzeihen."

In puncto Gameplay scheiden sich die Geister: Wer sich wirklich auf das Rekrutierungs-Feature einlässt, erlebt eine spielerische Vielfalt, die ihresgleichen sucht. Die gut gestalteten Missionen lassen sich - so auch unser Fazit - auf herrlich unterschiedliche Arten lösen. Mit allen möglichen Rekruten, Fertigkeiten, Waffen und Co. ergibt sich eine Sandbox, die an »Immersive Sims« wie Deus Ex erinnert.

Auf der anderen Seite ist es eben nie wirklich notwendig, sich darauf einzulassen, weil das Open-World-Gameplay recht seicht ausfällt. Ubisoft bleibe bei vielen altbekannten Formelhaftigkeiten, die teils noch aus dem ersten Watch Dogs stammen. Das kritisiert auch Markus Schwerdtel im GamePro-Test:

"Weniger freue ich mich aber darüber, dass ich im Spiel im Grunde das Gleiche mache wie schon vor sechs Jahren: Scannen, Hacken, Ballern, Fahren - die letzteren beiden Punkte nicht mal besonders gut umgesetzt. Mir wäre es lieber gewesen, Ubisoft hätte mehr Innovationskraft in meine Hacker-Alltagstätigkeiten gesteckt, als in die Heldenwechselei, mit der das Spiel beworben wird."

Für unsere GameStar-Testerin Elena stellt die hervorragende spielerische Freiheit hingegen die Macken im Open-World-Gameplay in den Schatten:

"Ich mag schon an Watch Dogs 2 vor allem die spielerische Freiheit: Was für ein tolles Gefühl nur mit meinem kleinen Robotergefährt in einen streng bewachten Komplex einzudringen, Kameras zu hacken, Gegner in Fallen zu locken und mit den Daten zu verschwinden, bevor jemand begreift, was los ist - oder eben einfach umzudisponieren, wenn ich entdeckt werde und mich weniger elegant, aber ebenso effektiv rauszuschießen. Watch Dogs Legion verfeinert genau diese Idee, indem es mir mit dem Spinnenroboter und zahlreichen weiteren Gadgets noch vielfältigere Möglichkeiten an die Hand gibt, die ich mit den zahllosen Fähigkeiten meiner Rekruten kombinieren kann. Deshalb fühle ich mich oft eher wie in einem Rollenspiel statt in einem Action-Adventure, wenn ich mir damit den ultimativen Hacker oder Haudrauf-Rambo zusammenbaue - oder als völlig verrückte Hypnotiseurin losziehe."

Dustin Bailey von dem britischen Videospiel-Magazin PCGamesN sieht das etwas anders und schreibt, dass die spielerischen Möglichkeiten alleine kein befriedigendes Erlebnis bieten:

"Watch Dogs Legion besteht aus diesen fabelhaften Sandbox-Systemen, die denkwürdige Charaktere erschaffen und euch unglaublich viele Freiheiten zum rumspielen geben. Doch diese Systeme dienen einem frustrierend unausgereiftem Setting und können alleine auf kein zufriedenes Ergebnis hinarbeiten. Es ist phasenweise brilliant, aber am Ende fühlt sich alles ein wenig belanglos an. "

Am 29. Oktober 2020 erscheint Watch Dogs: Legion für PC, PS4 und Xbox One - und ihr könnt euch ein eigenes Bild machen, ob euch die neue Open World überzeugt oder enttäuscht.

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