So sehr ich Spiele wie The Last of Us 2 und God of War: Ragnarök auch liebe – nach dem ersten Durchspielen ist bei mir die Luft raus. Geradlinige Storyspiele bieten nun mal weniger Raum für ausschweifende Entdeckungen oder alternative Pfade als Mass Effect oder Dragon Age. Was will mir ein zweiter Durchlauf also bieten?
Alan Wake 2 hat darauf eine sehr, sehr gute Antwort. Mit dem New Game Plus Modus The Final Draft (dt. »Schlussentwurf«) wurde etwas für mich bisher Einzigartiges geschaffen, das mich die Ereignisse in und um Bright Falls neu erleben und am Ball bleiben lässt. Dafür verantwortlich sind vor allem winzige Storyhäppchen, die mir die eigentlich bereits bekannte Geschichte wieder schmackhaft machen.
Just the beginning, only the ending?
Warum bildet ausgerechnet das geradlinige Alan Wake 2 hier die Ausnahme? Ich habe locker 30 Stunden ins Spiel gesteckt, jeden Hirschkopf an den Wänden getätschelt, alle Manuskriptseiten und Worte der Macht entdeckt, jedem Echo gelauscht und letztendlich auch die 100-Prozent-Platin-Trophäe geholt. Was zum Teufel gibt es hier für mich also noch zu sehen?
So einiges!
Dies ist eine Spoiler-Warnung. Diese Kolumne enthält leichte Spoiler zu Alan Wake 2 und dem »Schlussentwurf« sowie Control, inklusive Details zur Haupstory und Charakteren. Wenn ihr die Spiele selbst erleben möchtet, dann speichert euch diesen Artikel für einen späteren Zeitpunkt ab. Lest ab hier wirklich nur weiter, wenn ihr bereits gespielt habt oder garantiert nicht selbst spielen möchtet. Außerdem findet ihr hier unsere großen GameStar-Tests zu Alan Wake 2 und Control:
In der für Alan Wake typischen Loop-Manier starten wir beim New Game+ am Ende des ersten Durchgangs und erhalten ein großartiges, neues Intro, das für einen fließenden Übergang sorgt.
Wie auch bei anderen NG+-Titeln üblich, kann ich sämtliche eingesackten Waffen mit ins neue Spiel nehmen. Auch Sagas Talismane und alle freigeschalteten Worte der Macht darf ich behalten und sogar an den selben Stellen im Spiel noch einmal abkassieren. Insbesondere letzteres ist äußerst praktisch, zumal ich in einem einzelnen Durchgang nicht genug der Perks finden kann, um jede einzelne Verbesserung freizuschalten.
Die Übernahme von Gegenständen und ausgebauten Fähigkeiten erleichtert zwar einiges, ist aber nicht alleine der Grund für meine Euphorie.
Wo ist Dr. Darling?
Wer nicht nur Alan Wake 2, sondern auch Remedys Control gespielt hat, kennt ihn: Dr. Casper Darling. Der charismatische, begeisterungsfähige Forscher des FBC hat zu meiner absoluten Begeisterung ein paar Cameo-Auftritte als Dr. Darling im Spiel spendiert bekommen.
Nur im New Game+ komme ich in den Genuss weiterer kurioser Videoauftritte des schrulligen Science-Superstars, der darin – vollkommen meta – sogar erkennt, dass er und Wake sich dieselbe Stimme teilen.
Diese Filme über Darling beantworten übrigens auch, was nach den Ereignissen in Control höchstwahrscheinlich mit ihm passiert ist. Eine absurd komische Szene folgt.
Insgesamt zwei Darling-Videos sind im New Game+ versteckt. Ein drittes kann derzeit nur über die Game Files aufgerufen werden und wird vermutlich erst mit den bereits angekündigten DLCs integriert.
Beide Spots verraten skurrile Begebenheiten, die die Brücke zwischen Alan Wake und Control verstärken. Dass beide Spiele im selben Universum spielen, war ja bereits zuvor bekannt und weder Control noch Alan Wake 2 sparen mit Referenzen. Darlings neue Auftritte liefern noch einmal zusätzliche Infos zur Verknüpfung – und das ist einfach nur herrlich!
Some say that it loops forever this road, road, road
»Wozu? Kann man sich alles doch im Internet ansehen!«, wird sich manch einer nun vielleicht denken. Ja, sicher, kann man. Ich finde aber, das ist bei einem Videospiel nicht unbedingt die richtige Einstellung. Zumindest nicht für mich. Argumentiert man nämlich so, könnte man sich auch direkt das komplette Spiel als Let‘s Play ansehen, was viele auch tun und das ist natürlich legitim, aber das fühlt sich für mich persönlich unbefriedigend an.
Außerdem passt der Alan Wake 2 Schlussentwurf perfekt zum Wiederholungsprinzip der Story. Es ist großartig, insbesondere zusammen mit den übernommenen Gegenständen und Fähigkeiten. Denn sowohl Alan als auch Saga lernen ja aus jedem Loop.
Zudem sind die kryptischen Phrasen von »Hausmeister« Ahti besser zu verstehen. Beim zweiten Durchgang war ich überrascht, wie eindeutig seine Aussagen eigentlich sind – und wie beunruhigend!
Mit Saga am Dunklen Ort treffen wir außerdem auf die Old Gods of Asgard. Richtig gelesen. Wer den Schlussentwurf spielt, darf sich noch einmal mit Tor und Odin Anderson unterhalten. Im Gespräch offenbaren sie unter anderem Ahtis Fähigkeiten und unterstreichen den Verdacht, wer Sagas Vater ist.
Spannend, spannend! Doch (fast) das Beste: Wir erfahren im neuen Ende sowohl, was aus Sagas Tochter Logan, als auch aus Alan wird. Wo das Hauptspiel eigentlich endete, geht es hier noch weiter.
I'm getting off this time
Schon zu wissen, was es mit der Hauptstory auf sich hat, den Twist zu kennen, lässt mich bekannte Eindrücke vollkommen neu erleben. Mit den weiteren Manuskripten, Szenen und Filmen im NG+ bekomme ich genau die kleinen Inhaltshäppchen, die mich weiterspielen lassen, um ein fantastisches Gesamtkunstwerk abzuschließen, bis die DLCs erscheinen.
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