Eine Reise in vertrauten Bahnen
Über die bislang verfügbaren sieben Episoden begibt sich der siebenköpfige Cast auf eine klassische Abenteuerreise, um Prinz Airk zu retten. Dabei erfährt der Zuschauer nach und nach immer mehr über Kit und ihre Begleiter. Manches davon ist faszinierend, manches anrührend, aber so richtig ans Herz wachsen einem nur die wenigsten Charaktere, obwohl die Dialoge grundsätzlich solide geschrieben sind.
»Willow« bietet hier stets gute Standardkost, kann aber nur selten die dramatischen Höhen von »House of Dragons« erreichen. Stattdessen streut die Serie ähnlich wie der damalige Film immer wieder Humor ein und an dem werden sich die Geister scheiden: Die einen dürften überraschendes Erbrechen oder die kleinen Neckereien zwischen den Gefährten witzig finden, die anderen eher mit den Augen rollen.
Auch die Sprache und Aufmachung der Show ist nichts für jeden: Wer von einer Fantasy-Show erwartet, dass sich die Charaktere gewählt ausdrücken, wird über zahlreiche moderne Ausdrücke und Verhaltensweisen stolpern. Gleichzeitig nutzt »Willow« abseits klassischer orchestraler Musik auch gerne Rock- und Pop-Songs, um das Geschehen zu begleiten.
Die Musik hat mir beim Anschauen durchweg gefallen, besonders in den sehenswerten Montagen oder am Ende der Episoden, wenn etwa vollkommen überraschend, aber seltsam passend »Good Vibrations« von den Beach Boys ertönt. Aber es ist und bleibt eine Geschmackssache; in »Willow« steht eindeutig der Spaß im Vordergrund. Auch wenn es zuweilen ernst und düster wird, bleibt die erzählte Geschichte am Ende dennoch leicht verdauliche Nachmittagsunterhaltung. Das ist nicht schlimm, aber man sollte auch nicht mehr erwarten
Kleine Fehler - und ein großes Zeitproblem
So viel Lob ich weiter oben für das Szenenbild verteilt habe, muss ich doch in einer Beziehung meckern: »Willow« folgt dem unsäglichen Trend, viele seiner Kampfszenen derart schlecht sichtbar zu machen, dass man in einem normal ausgeleuchteten Wohnzimmer die Augen schon ganz arg zusammenkneifen muss. Bereits in der ersten Folge findet der große Kampf gegen die Bösewichter im Nebel statt, später tappsen die Gefährten wortwörtlich minutenlang durch absolute Finsternis.
Dazu gibt es strukturelle Probleme. Die äußern sich zum einen in kleinen und größeren Logiklücken. So wirkt es etwa seltsam, dass die Königin ihrem entführten Sohn nur eine kleine Gruppe Abenteurer hinterherschickt, wenn sie doch kurz danach nicht zögert, Soldaten auszusenden.
Schwerer wiegt bislang (das Staffelfinale mit der Auflösung habe ich noch nicht gesehen) aber, dass der rätselhafte Plan der Bösewichter nicht viel Sinn zu ergeben scheint. Die Widersacher bedrängen die Heldengruppe zwar immer wieder mal, aber so richtig viel Enthusiasmus legen sie dabei nicht an den Tag.
Das Ganze geht so weit, dass Prinz Airk gefühlte Ewigkeiten in einer verlassenen Stadt allein und unbewacht vor sich herumgammelt, während seine Schwester eine halbe Welt weit entfernt ist. Dann werden in der vorletzten Folge plötzlich die Ereignisse mehrerer Wochen in wenige Minuten gequetscht - das fühlt sich holprig an und stärkt den Eindruck von generellen Tempo-Problemen, die »Willow« ab Episode 2 mit sich herumschleppt.
Warum ich »Willow« dennoch zumindest in den ersten sieben Folgen sehr gerne geschaut habe, verrate ich euch in meinem persönlichen Meinungskasten. Wenn ihr dagegen auf der Suche nach hochwertiger Fantasy in gedruckter Form seid, könnt ihr mal hier reinschauen:
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