xXx: Die Rückkehr des Xander Cage - Ein philosophischer Film

xXx 3: The Return of Xander Cage beweist in unserer spoilerfreien Review den Mut, ein philosophisches Kulturexperiment zu wagen. Aber klappt das auch?

xXx: Die Rückkehr des Xander Cage in der Filmkritik. xXx: Die Rückkehr des Xander Cage in der Filmkritik.

xXx: Die Rückkehr des Xander Cage ist ein waschechtes philosophisches Kulturexperiment. Der Film wagt den Blick in eine Welt, in der die 2000er-Jahre nie aufgehört haben (also die 00er-Jahre von 2000 bis 2010). Eine Welt, in der Hipster, Social Media, Sami Slimani und laktosefreier Pizza-Teig den Leuten bestenfalls ein ungläubliges Höflichkeitslächeln entlocken.

Stattdessen regiert die Ästhetik eines 50-Cent-Musikvideos (insbesondere In da Club), inklusive Macho-Workouts und halbnackter Frauen. Kein Scherz, sogar Smartphones werden im Film nur als Timer, Telefon und SMS-Gerät benutzt - alles Features, die auch in den 00er-Jahren mit einem Nokia-Backstein möglich gewesen wären! Oder anders: xXx ist ein Mix aus The Fast and the Furious und einem Twerking-Contest.

Ob man mit Der Rückkehr des Xander Cage Spaß hat, liegt komplett am Zuschauer. Haben Sie Freude an so einer übedrehten Retro-Macho-Orgie und können Ihre Ansprüche an Schauspiel, Realismus, Logik und Charakterentwicklung guten Gewissens an der Kinokasse liegen lassen? Oder finden Sie so einen Quatsch furchtbar albern?

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Pandoras Box wurde mal wieder geöffnet

Im dritten xXx wurde Pandoras Box geöffnet. Die ist im Kontext des Films aber kein göttliches Artefakt, sondern ein omnipotentes Hacking-Tool, mit dem man sogar Satelliten vom Himmel regnen lassen kann. Hacking ist schließlich die Zauberei der Postmoderne. Die NSA findet das überhaupt nicht cool und reaktiviert Xander Cage (Vin Diesel).

Letzterer ist nämlich gar nicht tot, wie im Vorgängerfilm noch behauptet - da soll einer mal sagen, man könne mit Vertragsverhandlungen keine Toten wiedererwecken. In Wahrheit versteckt sich der Kerl in der Dominikanischen Republik, vollführt noch immer als Adrenalin-Junkie halsbrecherische Stunts und staubt am Ende des Tages die hübschesten Mädels ab.

xXx: Return of Xander Cage - Action-Trailer: Vin Diesel ist zurück Video starten 1:24 xXx: Return of Xander Cage - Action-Trailer: Vin Diesel ist zurück

Gegen ein bisschen Action fürs Vaterland hat der Testosteron-Glatzkopf nichts einzuwenden, also geht's erstmal ab zum Informationshändler. Der lässt Xander allerdings erstmal auf Wanzen filzen - von sechs bildhübschen jungen Damen. Mit denen Cage dann auch Sex hat. Ich höre jetzt auf, die Handlung zusammenzufassen, weil Sie wahrscheinlich schon merken, dass es darum nicht geht. xXx ist ein Gute-Laune-Film, bei dem ein möglichst sympathischer Cast in coolen Stunts den Bösen aufs Fressbrett haut.

Das kennt man von den »Fast & Furious«-Filmen - und auch das Ensemble von xXx hat seine Glanzlichter: Donnie Yen (der blinde Chirrut Imwe aus Rogue One) versprüht seinen Martial-Arts-Charme, Ruby Rose überzeugt als knallharte lesbische Scharfschützin Adele, Rory McCann spielt den völlig verrückten Fluchtfahrer Tennyson - und wird in puncto »Durchgeknallt« nur noch von dem quietbunten Tony Jaa übertroffen. Dass viele dieser Figuren eigentlich Gegner sind, spielt beim Filmgenuss quasi keine Rolle.

Fast & Furious?

xXx wirkt ohnehin wie der kleine rebellische Bruder von Fast & Furious, allerdings ohne Autos, dafür mit mehr Geballer. Allerdings erreicht der Cast nie die charismatische Chemie des Vorbilds - was aber nicht heißen soll, dass keine Stimmung aufkommt: Die Schauspieler haben offensichtlich unheimlich Spaß gehabt, diesen albernen Action-Klamauk zu drehen, und das kommt auch rüber. Allerdings fehlt xXx ein wirklich eigener Akzent.

Keine der Action-Szenen wird den Zuschauern auf Dauer im Gedächtnis bleiben. Es gibt zwar eine ganze Menge flacher Sprüche, die erreichen aber nie den Wortwitz anderer selbstironischer Ballerbuden (beispielsweise Kingsman). Der Plot ist selbst für launige Kurzweil sehr dünn und vorhersehbar (kein Vergleich zu einem John Wick). Einzig der erstklassige Soundtrack hält sich auch im direkten Vergleich mehr als wacker.

Rein auf dem Papier kann man xXx eine ganze Menge ankreiden. Man kann ihm auch Mittelmäßigkeit vorwerfen, einen Mangel eigener Ideen - ich könnte jeden verstehen, der beim Kinobesuch 90 Minuten lang die Augen rollt (das macht NSA-Chefin Jane Marke im Film übrigens auch). Aber die Wahrheit ist: Als IGN-Kollege Valentin und ich aus der Pressevorführung kamen, waren wir trotzdem ziemlich erheitert. xXx 3 hat uns Spaß gemacht, Probleme hin oder her.

Der Film ist an keiner Stelle herausragend, und insgesamt eher ein solider als ein sehr guter Action-Streifen. Aber wer ihn sich bis zur Blu-Ray-Fassung aufspart, drei Kumpels (oder Kumpelinnen) zusammentrommelt, einen Eimer mit Buffalo Wings auf den Tisch stellt (oder die vegane Alternative dazu), der wird (zwei, drei Bier vorausgesetzt) trotzdem einen echt lockeren und launigen Filmabend erleben. Und falls nicht, gibt's ja dieses Jahr immer noch Alternativen.

xXx: Return of Xander Cage - Film-Trailer: Vin Diesel in vielen neuen spektakulären Action-Szenen Video starten 2:19 xXx: Return of Xander Cage - Film-Trailer: Vin Diesel in vielen neuen spektakulären Action-Szenen

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