2021 ist For Honor immer noch einzigartig

Meinung: Ich bin nach vier Jahren wieder zurück in For Honor, bekomme dort volles Pfund auf’s Maul und liebe es trotzdem!

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Ich muss zugeben, For Honor hatte ich eigentlich längst abgeschrieben. Klar, nach unserem Test damals blieb ich noch einige Monate am Ball. Ich wollte beobachten, ob Ubisoft das Service-Versprechen einlösen kann. Aber am Ende kehrte ich doch zurück in meine Shooter-Bubble, zu meinen gewohnten Battlefields, CoDs & Co.

Jetzt bin ich zurück und mit mehr Eifer und Freude dabei, als jemals zuvor. Warum es mich auf einmal in die Richtung von For Honor zurückgezogen hat, kann ich nicht wirklich sagen. Was ich jedoch mit Sicherheit weiß: Ich werde bleiben. Aber woher diese plötzliche Begeisterung für so ein altes Spiel?

Hier hat sich ja mächtig was getan!

An der Anfängerfreundlichkeit liegt's schon mal nicht, das kann ich euch sagen: Das Menü erschlägt mich erstmal mit zig Meldungen und Pop-Ups, dass hier ein neues Event startet, da ein neuer Held erscheint und dort neue Daily Quests verfügbar sind. Und kurz darauf erschlägt mich mein erster Widersacher.

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Ist ja auch klar, inzwischen machen kampfgestählte Veteranen natürlich einen großen Teil der Community aus und meine Ritterrüstung ist dagegen mehr als eingerostet. Herrje, der Einstieg läuft schon mal nicht so glänzend! Aber ich beiße mich durch, schlage Duell um Duell, Schlacht um Schlacht, finde meine alten Reflexe wieder. Das Matchmaking geht überraschend schnell, offenbar ist hier eine immer noch sehr aktive Fanbase am Werk.

Zwischen den Runden wühle ich mich durch die Menüs - hier hat sich ja mächtig was getan: Es gibt einen ganzen Kader an neuen Helden, saisonale Events, einen neuen PvE-Modus, Testserver, ein faireres Ausrüstungssystem. Logisch, 2018 bekam For Honor dafür in unserem Test-Update eine bessere Wertung. Dabei ist es gar nicht der reine Content-Nachschub, der mich nun wieder von For Honor überzeugt.

Der Aha-Moment ist zurück

For Honor überrascht mich stattdessen (wie schon vor vier Jahren) mit seinem einzigartigen Spielgefühl, das ist meinen Augen auch nach so langer Zeit einfach immer noch ungeschlagen ist. Fast alles hier fühlt sich richtig an!

Das Gewicht und die Trägheit der Figuren in ihren schweren Rüstungen. Das Klirren von Stahl auf Stahl. Die schiere Wucht der Treffer, wenn eine Zweihandaxt nach unten saust und gegen den erhobenen Schild prallt. Das Triumpf-Gefühl, wenn ich einen Hieb geschickt pariere. Und das fiese Schmatzen, wenn der Finishing-Move den Kopf vom Rumpf meines Gegners trennt.

Der Autor: Phil (@RootsTrusty) ist eigentlich ein Shooter-Purist und fühlt sich vor allem auf Wake Island, Dust2, Nuketown oder Facing Worlds so richtig wohl. Doch mit Dark Messiah of Might & Magic entdeckte er seine Schwäche für gut inszenierte Nahkämpfe und ist seitdem Anhänger von Spielen wie Shadow Warrior, Batman Arkham oder Devil May Cry. Doch während Shooter allgegenwärtig sind, fristen Melee-Titel oft ein Nischendasein. Erinnert sich noch jemand an Ryse: Son of Rome? Oder schon mal von Absolver gehört? Eben! Phil glaubt, es ist höchste Zeit für das Schwertkampf-Genre aus dem Schatten zu treten!

For Honor hat Maßstäbe gesetzt, wie sich Nahkampf in Videospielen anfühlen sollte - und die sind bis heute unerreicht. Dabei spielen nicht nur die butterweichen Animationen und der krachige Sound in der ganz oberen Liga, sondern auch die Tiefe des Kampfsystems: Spieler rennen nicht stumpf aufeinander zu und klicken sich gegenseitig tot.

Stattdessen umtänzeln sich die Kontrahenten, versuchen den nächsten Move des Gegenübers zu durchschauen. 2017 war das mein Aha-Moment. Der Nahkampf war endlich nicht mehr chaotisch und stumpf, sondern methodisch und realistisch! Heute ist genau das wieder mein Aha-Moment.

So gut war's nie wieder

Vor vier Jahren dachte ich noch, dass sicher viele Spiele dieses Konzept übernehmen, weiterentwickeln und perfektionieren werden. Dass For Honor den Weg frei macht für eine neue Generation an Multiplayer-Spielen. Aber Fehlanzeige. Bis heute ist For Honor einzigartig. Bis heute löst kein Spiel auf dem Markt dieses Gefühl aus.

Wie, wann und warum sich Kämpfe in Spielen eigentlich "gut anfühlen", erklären wir in einem Reportage-Video bei GameStar Plus:

Wann fühlt sich ein Kampf gut an? - Mit welchen Kniffen uns die Entwickler mächtig fühlen lassen Video starten PLUS 18:30 Wann fühlt sich ein Kampf gut an? - Mit welchen Kniffen uns die Entwickler mächtig fühlen lassen

Klar, es gibt andere Mittelalter-Slasher wie Mordhau oder Chivalry, die in Sachen Mittelalter-Feeling und Schlachten-Atmosphäre die Nase vorn haben. Aber sie erreichen letztlich nicht diese spielmechanische Tiefe von For Honor, die eher mit Street Fighter oder Mortal Kombat verwandt ist, als mit Ego-Shootern.

Die Tragik daran: Während gefühlt täglich neue Battle Royales das Internet überschwemmen, fristen gepflegte Schwertkämpfe auf AAA-Niveau höchstens ein Schattendasein. Wie sehr sie mir fehlen, wurde mir erst so richtig klar, als For Honor wieder den Weg auf meine Festplatte fand.

Für mich ist das Spiel deshalb die wichtigste Wiederentdeckung aus den Tiefen meiner Steam-Bibliothek seit langer Zeit. Und bis mir irgendwann ein anderes Spiel noch flüssigere und durchdachtere Nahkämpfe auftischt, ist es meine neue Insel im endlosen Multiplayer-Ozean.

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