Airline Tycoon 2 im Test - Die umständliche Reise in einem humorlosen Flugzeug

Endlich wieder Airline Tycoon! Mehr als 13 Jahre nach dem Original macht uns der Nachfolger erneut zum Manager einer Fluggesellschaft. Das bewährte Spielprinzip wird dabei nur im Detail modernisiert. Leider legt die verkorkste Steuerung eine handfeste Bauchlandung hin.

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Die gute Nachricht vorneweg: Wer von Airline Tycoon 2eine entstaubte Neuauflage des 13 Jahre alten Vorgängers erwartet, der bekommt genau das, was er will. Schnörkellose Wi-Sim-Nostalgie im Stile der 90er-Jahre nämlich, nicht originell, nicht innovativ und nicht sonderlich abwechslungsreich, aber ein Fest für Genre-Puristen, die ohnehin viel lieber an der perfekten Route feilen und das letzte Effizienz-Prozentchen herauskitzeln.

Die schlechte Nachricht: Das Ganze artet nicht nur in Routine aus, sondern in handfeste Arbeit, weil Airline Tycoon 2 in unserer Testversion darauf besteht, jede noch so simple Aktion in eine wilde Mausklick-Orgie zu verwandeln.

Aber der Reihe nach. Zu Beginn entscheiden wir uns für eine von vier spielbaren Figuren mit jeweils individuellen Vorteilen. Als rassige Spanierin Tina Cortez beispielsweise genießen wir Sonderpreise bei der Bestellung der Bordverpflegung. In Gestalt von Ex-Militärpilot Mbangwe Mogambo wiederum wird das Kerosin billiger, weil uns ehemalige Armee-Kumpel günstig beliefern. Diese kleinen spielerischen Vorteile erweisen sich in der Praxis als eher unbedeutend, die unterschiedlichen Persönlichkeiten sind lediglich eine nette Dreingabe. Anschließend geht’s mit dem gewählten Charakter direkt in den Alltag eines Fluglinien-Managers - entweder in einer sechs Missionen umfassenden Kampagne oder gleich im freien Sandkasten-Endlosspiel.

Das Spielprinzip: Klassische WiSim-Routine

Besagter Alltag erweist sich schnell als Routine-Job, zumindest zu Beginn. Flugzeug kaufen, Route anmieten, Personal einstellen, Flugplan erstellen, vorspulen. Gerade in den ersten Stunden hält sich die spielerische Abwechslung in engen Grenzen. Zwar lockern Charter-Aufträge, Zufallsereignisse und Sabotage diesen Trott im weiteren Spielverlauf spürbar auf, allerdings kaschieren sie trotzdem nur leidlich, dass Airline Tycoon 2 ein ziemlich berechenbares Vergnügen ist.

Wer gerne akribisch den besten Preis und die einträglichste Uhrzeit für die Frankfurt-Bangkok-Verbindung austüftelt, kommt voll auf seine Kosten - wer überrascht oder gar in Atem gehalten werden will, ist komplett falsch. Das darf man Airline Tycoon 2 als Schwäche auslegen; allerdings können Fans dieses Spielablaufs ebenso legitim dagegen halten, dass man mit den Forderungen nach mehr Abwechslung, Spannung und Überraschungen hier von einer Katze das Bellen erwarte. Kurz und knapp: Airline Tycoon 2 ist ein klassischer Fall für nostalgische Genre-Fans.

Die Bedienung: Klicken bis der Arzt kommt

Das alles wäre eigentlich nicht weiter tragisch und beschränkt auf die reine Spielmechanik ist Airline Tycoon 2 durchaus ein solider Titel, der eine entsprechende Wertung verdient haben könnte. Wenn die Entwickler denn eine brauchbare Steuerung implementiert hätten.

Das leidlich übersichtliche Flugrouten-Menü liefert Daten über das zu erwartende Passagieraufkommen einer Verbindung. Das leidlich übersichtliche Flugrouten-Menü liefert Daten über das zu erwartende Passagieraufkommen einer Verbindung.

Blöderweise zwingt uns Airline Tycoon 2 allerdings zu buchstäblich aberwitzigen Klick-Marathons. Ein Beispiel: Haben wir einen Flieger gekauft und wollen den nun mit Piloten und Stewardessen bemannen bzw. befrauen, dann müssen wir uns zunächst per P-Taste ins Personalbüro schnellsteuern (alternativ könnten wir auch hinlaufen), dort das sächselnde Fräulein Selig anklicken, damit die ihr Standard-Sprüchlein aufsächselt, das wir per Klick zur Kenntnis nehmen, um anschließend unser Standard-Sprüchlein anzuklicken, welches wir prompt klickend bestätigen … und »schon« dürfen wir das gewünschte Personal einstellen.

Danach müssen wir die eben angeheuerte Crew bloß noch bei Herrn Hagedorn einem Flugzeug zuordnen. Also klicken wir auf Herrn Hagedorn, damit der sein Standard-Sprüchlein aufsagt, das wir per Klick zu Kenntnis nehmen … und täglich grüßt das Murmeltier. Insgesamt benötigen wir beeindruckende 17 Mausklicks, um einen 0815-Flieger mit drei Besatzungsmitgliedern startklar zu machen. Wollen wir den Vogel jetzt auch noch mit halbwegs komfortabler Innenausstattung aufmöbeln (bitte nicht, fleht leise der Zeigefinger), kommen noch mal so 20 bis 25 Mausklicks dazu.

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