Nachdem der erste DLC für Anno 1800 uns in ein neues Gebiet mit einer gewaltigen Kontinental-Insel führte, will die zweite Erweiterung den Schöngeist in uns wecken. Mithilfe des neuen Botanischen Gartens, zahlreicher Ornamente und einem charmanten Musikpavillion soll Botanika unsere Städte in einem neuen, farbenfrohen Glanz erstrahlen lassen. Der Weg dahin ist allerdings holprig und erfordert weniger Kreativität als vor allem ganz viel Geduld.
Eine Endgame-Erweiterung
Anders noch als bei Gesunkene Schätze wartet in Botanika kein neues Gebiet und auch keine eigene Story-Kampagne auf uns. Die Erweiterung macht dafür nach Installation ab der Ingenieurs-Stufe neue Bauoptionen verfügbar, die natürlich darauf abzielen, unsere Städte schöner zu machen.
Das gilt aber nicht nur für die Optik, sondern eben auch für die Attraktivität unserer Inseln. Mit Botanika können wir also sehr viel variantenreicher dafür sorgen, dass spendierfreudige Touristen ein Ticket für ein Dampfschiff buchen, um unser Inselreich zu besuchen und so unsere Kassen füllen.
Wie gut war der erste DLC? Wir haben Gesunkene Schätze für euch getestet
Die hilfreichste Neuerung dafür ist der Botanische Garten. Dabei handelt es sich um ein zusätzliches Kultur-Gebäude wie das Museum oder der Zoo. Nur werden hier anstelle alter Antiquitäten oder exotischer Tieren eben ausgesprochen kunstvolle Blumen und Pflanzen ausgestellt.
Wirklich spannend wird die Erweiterung zudem erst mit der Weltausstellung. Die bekommt eine neue Botanik-Ausstellung spendiert, womit uns jetzt insgesamt vier mögliche Veranstaltungen offen stehen. Eine erfolgreiche Ausstellung belohnt uns wie gewohnt mit neuen Ornamenten und jetzt auch besonderen Pflanzen.
Dasselbe in grün, blau, rot oder lila
Bei den Ornamente tritt allerdings schon die erste Ernüchterung zutage. So handelt es sich bei den neuen Alleen, Wegen und Hecken ausschließlich um Ornament-Module für die Kulturgebäude. Ihr könnt sie also nicht frei in eurer Stadt platzieren, sondern müsst zwingend damit den Garten, beziehungsweise das Museum oder den Zoo verschönern. Dabei sollte der DLC doch eigentlich etwas mehr Kreativität beflügeln! Stattdessen fühlen wir uns als Schönbauer unnötig eingeschränkt.
Es ist außerdem nicht möglich, gleich von Anfang an alle unsere Kulturplätze mit den neuen Blumenbeeten zu vergrößern. Jedes Ornament ist limitiert und kann nur so oft gebaut werden, wie wir Baugenehmigungen besitzen. Die Baugenehmigungen wiederum erhalten wir durch abgeschlossene Botanik-Ausstellungen, auf den neuen botanischen Expeditionen oder kaufen sie bei Sir Archibald oder Madame Kahina.
Es reicht auch nicht aus, nur eine Baugenehmigung zu erhalten. Wir müssen für jedes Ornament, für jedes Beet, in jeder Farbe eine eigene Genehmigung ergattern. Das wäre selbst dann nervig, wenn wir unsere nächste Blumenbeute präzise planen könnten. Stattdessen müssen wir uns auch beim Garten mit dem zufallsbasierten Item-System von Anno 1800 arrangieren.
Dabei wollen wir doch einfach nur ein paar hübsche Beete pflanzen! Zumindest die Händler haben immer ein paar Genehmigungen parat und im Notfall können wir für etwas Geld einfach neu würfeln lassen.
Und so wird das Pflanzensammeln zur mühsahmen Mischung aus Gedulds- und Glücksspiel. Zumindest das Ergebnis unserer Plackerei kann sich wirklich sehen lassen, denn ein voll ausgestatteter Botanischer Garten zählt definitiv zu den eindrucksvollsten Bauten in Anno 1800.
Ein Paradies für Sammler
Beim Spielen von Botanika drängte sich uns mehrmals die Frage auf, für wen die Erweiterung eigentlich gedacht ist. Denn die limitierte Verfügbarkeit der Ornamente bietet nicht den spielerischen Freiraum, den echte Schöngeister gerne hätten. Da konnten wir ohne DLC mit den vorherigen Ornamente schneller und größere Parkanlagen errichten, die uns lediglich Geld gekostet haben.
Botanika ist viel mehr ein DLC, der einen zusätzlichen Antrieb für passionierte Item-Hamsterer bietet. Wer sein Endgame hauptsächlich der Jagd nach allen Tieren und Ausstellungsstücken für seinen Zoo und das Museum verschrieben hat, bekommt mit Botanika noch viele, viele sammelgetriebene Stunden obendrauf. Die meisten »normalen« Anno-Spieler werden dagegen nach etwa zwei Stunden jede Neuerung gesehen haben, Sammler beschäftigt der DLC (auch wegen des Zufallfaktors) deutlich länger.
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59 neue Pflanzen gilt es zu entdecken, die sich zu neun weiteren Sets zusammenfügen lassen. Die Sets haben zudem den angenehmen Nebeneffekt, dass sie unserer Insel einen bestimmten Bonus verleihen. So können wir einer ganzen Insel etwa eine Fruchtbarkeit verleihen, die sie vorher nicht hatte. Das klingt ganz nett und hat auch seinen Nutzen, lässt sich in der Praxis aber nur bedingt strategisch einsetzen. Wir erfahren erst mit der ersten Pflanze eines Sets, welchen Bonus es uns bietet und sind ja zudem immer noch vom Zufall abhängig, weshalb wir nicht gezielt danach suchen können.
Mit dem neuen Musikpavillon lassen sich ebenfalls nur unsere Kulturgebäude erweitern. Bevor das Orchester darin aber aktiv werden kann, müssen wir die richtigen Notenblätter finden. Darauf finden sich Musikstücke aus Anno 1701, 1404, 2070, 2205 und natürlich 1800. Die Notenblätter liegen allerdings nicht einfach auf der Straße, sondern werden als Questbelohnung ausgeteilt. Zufällig. Natürlich.
Ob sich Botanika für euch lohnt, hängt sehr stark von euren Erwartungen ab. Wer den DLC einzeln kauft, zahlt immerhin noch acht Euro dafür. Zählt ihr euch zu den Sammlern mit einer künstlerischen Ader, dann findet ihr hier euer Eldorado. Wer einfach ein paar neue Ornamente will, um seine Stadt aufzuhübschen, sollte sich den Kauf hingegen gut überlegen. Und wer sich vor allem auf neue spielerische Herausforderungen für das prinzipiell so hochklassige Aufbaustrategie-Meisterwerk gefreut hat, sollte definitiv die Finger von Botanika lassen.
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