Fazit: Anno 1800 im Test - Das Aufbauspiel-Eldorado

Fazit der Redaktion

Heiko Klinge
@HeikosKlinge

Ich hasse es ein bisschen, das zuzugeben, aber Ubisoft hat es mit seinem Season-Pass-Konzept tatsächlich geschafft, dass ich Anno 1800 länger und intensiver gespielt habe als jeden anderen Serienteil. Denn auch wenn ich nicht jeden DLC toll fand, neugierig war ich halt schon. Vor allem aber waren die großen Game Updates mehr als nur bloßes Bugfix-Abhaken, nämlich signifikante Spielverbesserungen und Inhaltserweiterungen. Was habe ich mich gefreut, als das Superfrachtschiff Great Eastern endlich mir gehörte! Wie mich die Statistikzentrale motiviert, auch noch das letzte bisschen Effizienz aus meinem Inselreich zu pressen!

Ja, all die Inhalte, Updates und Regionen haben Anno 1800 zu einem wahren Komplexitäts-Koloss heranwachsen lassen. Ich kann alle verstehen, die sich davon anfangs überfordert fühlen. Aber selten zuvor hatte ich so viel Freude, mich in ein Aufbauspiel so richtig hinein zu wühlen. Denn Anno 1800 mag viel abverlangen, respektiert aber stets meine investierte Zeit und belohnt mit wahrhaft königlichen Errungenschaften, auf die ich wirklich stolz bin. Mal ganz abgesehen davon, dass ich Anno 1800 auch problemlos aufs das Komplexitätsniveau eines Anno 1404 runterdrehen kann, der wirklich vorbildlichen Konfigurierbarkeit sei Dank.

In Zeiten, in denen so manche Spieleserie ihre einstige Faszination der Zugänglichkeit für ein Massenpublikum opfert, kann man meiner Meinung nach nicht dankbar genug für ein Spiel wie Anno 1800 sein, das derart kompromisslos dem Größenwahn huldigt. Da kann ich sogar das Season-Pass-Konzept verknusen. Ubisoft Mainz hat mit vorbildlicher Update- und Community-Arbeit ein Aufbauspiel-Monument errichtet, das neue Genre-Maßstäbe setzt und sich die 90 damit mehr als redlich verdient.

Martin Deppe
@GameStar_de

Irgendwann 2016, nach dem Release von Anno 2205, hat Blue Byte in der Fachpresse herumgefragt, was wir uns von einem neuen Anno wünschen. Meine Antwort: »Wieder richtige Schiffe - und Eisenbahnen! Macht doch was mit Nordamerika; an der Ostküste landen die Schiffe an, und Züge transportieren die Waren gen Westen.« Einen Namen hatte ich auch schon: Anno 1863. Da wäre die ikonische Quersumme Neun zwar etwas aufwändiger auszurechnen, dafür hätte das Setting aber noch den Bürgerkrieg und das Eisenbahn-Wettrennen nach Westen mitgenommen.

Okay, ganz so umfangreich ist das Schienensystem von Anno 1800 dann doch nicht geworden. Aber allein schon beim Zugucken finde ich das Zusammenspiel aus stolzen Segelschiffen, neumodischen Dampfern plus den Öl-Zügen, die quer über meine Inseln schnaufen, schlicht grandios. Pah, als ob ich Zeit zum Zugucken hätte! Denn spätestens mit den neun kostenlosen Game Updates (meine Lieblinge: die legendäre »Great Eastern« und die hilfreiche Item-Übersicht) ist Anno 1800 ein echtes Epos geworden, das mich monatelang auf Trab hält. Mit einer einzigen Partie, wohlgemerkt. Mein größter Kritikpunkt: Warum gibt's keinen DLC mit Acht-Tage-Woche oder 30-Stunden-Tag?

Fabiano Uslenghi
@StillAdrony

Wer weiß was ich alles geschafft hätte, wenn 2019 Anno 1800 nicht erschienen wäre. So viel Zeit bliebe übrig! Ich könnte jetzt Millionär sein, oder hätte vielleicht eine komplett neue Sprache gelernt. Die Wahrheit ist aber: Ich bereue keine der hunderten Stunden, die ich mit Anno 1800 verbracht habe. Der Titel war bereits in seiner ursprünglichen Fassung ein absolutes Muss für jeden Aufbaufan und mit jedem Update wurde das Spiel besser und besser. Dabei bin ich niemand, der Anno 1800 jedes kleine Balancing-Problem ankreidet oder jeden Winz-Bug gleich an die große Glocke hängt. Doch man merkt einfach, dass die vielen Detailverbesserungen zu einem noch runderen Ergebnis beigetragen haben.

Mit den kostenlosen Ergänzungen hat Ubisoft Mainz zusätzlich sehr viele Inhalte nachgeliefert, die ich persönlich ganz wunderbar finde. Ich mag es dabei zuzusehen, wie die Sonne hinterm Horizont verschwindet und in vielen kleinen Fenstern meiner industrialisierten Großstadt dann die Lichter aufflammen. Ich spiele auch unheimlich gern im Koop-Modus, so kann ich mich ganz akribisch auf einige wenige Bereiche konzentrieren. Die größte Offenbarung bleibt jedoch der Statistikbildschirm. Wenn ich an meine Zeit mit Anno 1800 vor dieser Ergänzung zurückdenke, fühl ich mich wie in ein Leben vor den Krieg zurückversetzt. Wir hatten ja nichts!

Auch wenn zwei der größten Kritikpunkte auch nach den Updates bestehen bleiben, ist Anno 1800 mittlerweile auf allen anderen Ebenen so gut geraten, dass sie meiner Meinung nach immer weniger ins Gewicht fallen. Und wer will kann sich inzwischen sogar auf ein paar grandiose DLCs wie Die Passage und vor allem Land der Löwen stürzen. Ich beneide jeden, der jetzt erst mit Anno 1800 loslegt und dank Season Pass oder Königsedition das alles noch vor sich hat.

7 von 8

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