Seite 4: Endlich legal: Wie Spiele vom Index gestrichen werden - Das sagt der Anwalt

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Deindizierung alter Spiele

Welches Interesse haben Publisher, mit Hilfe von Anwaltskanzleien eine Aufnahme von Beschlagnahmungen für alte Spiele wie das erste Dead Rising zu erwirken? Wird ein Spiel von Liste B in Liste A umgetragen, darf es ja immer noch nicht offen verkauft werden. Was gewinnt der Hersteller bei dem Verfahren?

Tatsächlich lohnt es sich kaum, ein Spiel lediglich von Listenteil B auf Listenteil A umtragen zu lassen. Zwar dürfen Spiele, die auf Listenteil A eingetragen wurden, im Gegensatz zu B-Listen-Titeln, im digitalen Vertrieb zumindest nach Einrichtung strenger Jugendschutzmaßnahmen vertrieben werden, aufgrund der hohen Anforderungen wurden entsprechende Altersverifikationsmaßnahmen aber bislang noch von keiner der etablierten Spiele-Vertriebsplattformen implementiert.

Eine Umtragung von Teil B auf A macht daher de facto kaum einen Unterschied bzw. ist aus wirtschaftlicher Sicht uninteressant. Dieser Umstand darf aber nicht mit den Bemühungen verwechselt werden, eine Beschlagnahme aufzuheben. Hier ist die Umtragung von Listenteil B auf A lediglich ein notwendiges Zwischenziel und wird im übrigen auch von der BPjM von Amts wegen vorgenommen, sobald diese die entsprechende Gerichtsentscheidung erhalten hat.

Das eigentliche Ziel des Publishers hingegen ist es, durch die Aufhebung der Beschlagnahme den Weg für einen Listenstreichungsantrag freizumachen und das Spiel im Falle des Erfolges letztendlich wieder vollständig frei vertreiben zu können.

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Bei den entsprechenden Spielen handelt es sich allerdings fast ausschließlich um alte Spiele. Warum Jahre nach Release noch für eine Deindizierung des ersten Borderlands streiten oder die Beschlagnahme von Dead Rising aufheben?

Die Gründe dafür sind vielfältig. Zum einen ist Retrogaming in den letzten Jahren enorm beliebt geworden. Auch alte Spiele werden daher von vielen Spielern noch gerne gespielt. Durch den Siegeszug der digitalen Vertriebsplattformen können diese Spiele mittlerweile auch leicht an den Mann gebracht werden und so langfristig weiterhin Umsätze generieren.

Ein anderer Grund für eine Deindizierung kann eine remasterte Neuauflage sein, wie etwa im Falle von Dead Rising, Resident Evil, Bulletstorm, Mordern Warfare und vielen weiteren Titeln. Sofern die Originalversion noch indiziert bzw. beschlagnahmt ist, gilt die remasterte Neuauflage als wesentlich inhaltsgleich. Das heißt auch die Neuauflage erhält keine USK-Freigabe und kann in Deutschland nicht unzensiert ohne Vertriebsbeschränkungen verkauft werden. Das führt zu erheblichen finanziellen Einbußen.

Darüber hinaus kann die Veröffentlichung eines neuen Spiels aus der jeweiligen Reihe ausschlaggebend für eine Deindizierung sein, da durch ein neues Spiel oft auch die Verkäufe der alten Spiele angekurbelt werden. Ansonsten könnten zudem auch keine Bundles mit allen Titeln verkauft werden; jedenfalls nicht mit der unzensierten Version. Gerade Spiele-Bundles sind aber aufgrund des Preisvorteils und Umfangs beliebt.

Ein weiterer Grund sind Spiele, die trotz ihres Alters immer noch von etlichen Spielern gespielt werden. Vor allem beliebte Multiplayer-Titel gehören hierzu, aber auch Kultspiele, wie die ersten drei Mortal Kombat-Teile.

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Zuletzt spielt Marketing- und Franchisepflege eine wichtige Rolle. Zumindest in Deutschland sind Deindizierungen gerne gesehen, da deutsche Spieler diese häufig als Zensur empfinden. Dementsprechend berichten auch die Medien positiv darüber. So kann das Franchise am Leben erhalten werden, auch mit Blick auf zukünftige, neue Spielteile.

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