Es ist eine fremde Welt ohne Luft und normale Schwerkraft, aber voller fürchterlicher Monster. Trotzdem reicht statt des Astronautenanzugs die Badehose - und jeder Erdenbürger kann darin eintauchen: in Ozeane. Dort hausen Kreaturen, vor denen glubschäugige Außerirdische sofort Reißaus nehmen würden. In der Heimat des weißen Hais, der Mörderkraken und Teufelsrochen liegen mächtige Schluchten und Berge, gegen die selbst die Minenplaneten aus Aliens harmlos wirken. Die Tiefsee ist heute noch ein Geheimnis für uns - wir wissen weniger über sie als etwa vom Mond. Genau andersrum ist es im U-Boot-Spiel Aquanox vom Mannheimer Entwicklerteam Massive Development: Da hat die Menschheit sich schon vor Jahrhunderten ins Submarine zurückgezogen, die verstrahlte Oberfläche ist 2666 nur eine ferne Erinnerung. Im Ozean lebt eine Zivilisation, in der Sie sich als Söldner Emerald Flint (wie im Vorgänger Schleichfahrt) per Kampf-U-Boot durchschlagen.
Wunderschöne Wasserwelt
Besonders viel Zeit zum Sightseeing haben Sie nicht - denn in den Ozeanen tobt ein Krieg. In spektakulären Massenschlachten stoßen Piraten-Fregatten auf Militärkommandos. Groëampfschiffe jagen sich gegenseitig Torpedos und grell leuchtende Energiebatzen in den Bauch. Dazwischen schwirren Bomber sowie kleine U-Boote, die wunderschön animierte Wasserwirbel hinter sich herziehen. Und Sie stecken mittendrin, nehmen aus der Ich-Perspektive einen Feind nach dem anderen aufs Korn, verfolgen Angreifer, schalten Geschützstellungen aus, bewachen Frachter oder erkunden das Terrain.
Über die Grafik staunen selbst Landratten, die im maritimen Zusammenhang sonst nur Krabbencocktails mögen: Das PC-Nass wartet mit prächtigsten Szenarien auf. Sonnenstrahlen durchschneiden die Tiefe, auf Booten und Gebäuden tanzen Licht und Schatten. Kilometerweit erstrecken sich Hügel und Täler, direkt über dem Boden wogt eine Staubschicht. Immer wieder sausen Sie durch Städte mit gewaltigen Gebäuden.
Dramatik pur
Neben der Grafik sind die 31 Missionen das eigentliche Glanzstück von Aquanox. Anfangs geht es simpel zur Sache: Sie putzen per Laserkanone ein paar Trümmer weg - aber Umfang und Anspruch der Aufträge steigen schnell.
Vor allem ab der zweiten Spielhälfte gibt's jede Menge Abwechslung. Kaum freut man sich, weil eine Meeresstation erfolgreich verteidigt ist, beamt sich ein feindliches Groëampfschiff ins Geschehen. Plötzlich schwimmt eine Armada geheimnisvoller Biowesen herbei, aus dem atlantischen Boden buddeln sich Kampfpanzer hoch. Gelegentlich sind den Designern sogar hochdramatische Momente gelungen. Etwa, wenn Sie eine Sonde auf ihrem Weg gen Wasseroberfläche beschützen und überraschend eine Fregatte den Weg blockiert. Oder wenn Sie das Parlament der atlantischen Föderation vor Invasoren verteidigen.
Sally weiß alles
Die genauen Einsatzziele erklärt Ihnen Ihr Bordcomputer Sally per Sprachausgabe. Ein gelber Pfeil direkt im Cockpit-Display zeigt die Richtung oder weist auf einen Feind, den Sie besonders schnell abschießen müssen. Auf Lande- und Startmanöver haben die Designer verzichtet. Die Einsätze beginnen und enden stets etwas unvermittelt im Wasser, immerhin oft angereichert mit Kameraschwenks, bei denen Sie weitere Story-Details erfahren. Meist befinden sich ein bis drei KI-Kameraden in Ihrem Fahrtwasser, denen Sie aber keine Befehle erteilen können. Ihre Begleiter dürfen auch ruhig mal abgeschlossen werden: Nur in wenigen Missionen spielen Sie Bodyguard.
Der auch während der Kampagne verstellbare Schwierigkeitsgrad steigt selbst in der einfachsten der vier Stufen zügig an. Gelegentlich wirken die Missionen schlecht ausbalanciert. Manche haben wir auf Anhieb geschafft, andererseits sind speziell die Eskortaufträge immer ein wenig heikel. Wenn Sie die Angreifer da nicht schnell von Ihrem Ziel weglocken, müssen Sie den Einsatz sofort wiederholen. Den Spielstand dürfen Sie lediglich zwischen den Aufträgen sichern. Das ist besonders bei langen Missionen sehr ärgerlich; umso schlimmer, als es keine vernünftige Pausenfunktion gibt - am besten, Sie erzwingen eine durch Taskwechsel zum Windows-Desktop. Überhaupt wirken die Menüs wenig durchdacht: Es fehlt ein »Spielstand laden«-Button im Startmenü, außerdem funktioniert die Maus nicht.
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