Achtung, in diesem Artikel stecken Spoiler zu den ersten vier Episoden von Arcane Staffel 2.
Der Werwolf ist aus dem Sack: Schon am Ende von Arcane Staffel 1 war er kurz zu sehen, nun ist Warwick tatsächlich in Zhaun angekommen. Und was für eine Ankunft! Sein Massaker im Stillwater-Gefängnis dürfte die bisher blutigsten Szene der Serie gewesen sein.
Dass der LoL-Champion auftaucht, dürfte nach all den offiziellen Teasern niemanden überrascht haben. Jetzt stellt sich heraus: Auch die beliebteste Fan-Theorie um seine Herkunft hat genau ins Schwarze getroffen. Manche Serienmacher wären angesichts dessen in Panik geraten und hätten zwanghaft versucht, die Story umzuschreiben, um nur ja einen überraschenden Twist zu präsentieren – doch Arcane pfeift drauf.
Man könnte es so ausdrücken: »Dann sind wir halt vorhersehbar, na und? Ihr werdet es trotzdem lieben!«. Recht haben sie.
Arcane sagt einem umstrittenen Trend Lebewohl
Spätestens seit Star Wars: The Last Jedi und seinen kontroversen Story-Entscheidungen hat sich der Begriff »Expectations subverted« (Erwartungen untergraben) in Fan-Debatten etabliert. Es ist ja auch irgendwo verständlich: Filme und Serien müssen fast schon viral gehen, um ihre meist hohen Entwicklungskosten wieder reinzuholen. Und unerwartete Twists können das befeuern – denkt nur mal dran, wie lange damals über die Red-Wedding-Episode von Game of Thrones gepostet wurde.
Leider führt das aber manchmal auch dazu, dass Handlungsstränge plötzlich komplett umgeworfen oder abgebrochen werden, nur um dem Publikum etwas zu präsentieren, mit dem niemand gerechnet hat. Mein »liebstes« Beispiel dafür ist Staffel 4 der BBC-Serie Sherlock. Mit der sich die Serie auch direkt selbst beerdigt hat. Statt smart eingestreuter Hinweise gab es nur noch absurde Schockmomente, auf die man beim besten Willen nicht hätte kommen können.
Was hat das nun mit Arcane zu tun? Es wäre für die Serienmacher so leicht gewesen, dieser Verlockung ebenfalls zu erliegen. Nach Season 1 verbreiteten sich überall im Netz Posts darüber, warum Warwick und Vis und Jinx’ verstorbener Ziehvater Vander die gleiche Person sein könnten. In Akt 2 wurde das nun bestätigt – und auch, wenn viele davon nicht überrascht wurden, haut der Reveal emotional unglaublich rein.
Was Andere daraus lernen sollten
Ich will mir die Alternative gar nicht wirklich vorstellen. Wenn man Warwicks Hintergrund umgeschrieben hätte, er irgendeine Nebenfigur oder gar ein völlig Unbekannter gewesen wäre. Wie viele wunderbare, bittersüße Interaktionen zwischen Vi, Jinx und dem Werwolf wären uns dadurch entgangen! Es hätte einen tragenden Story-Pfeiler von Season 2 zum Einsturz gebracht. Das hätte kein »WTF?«-Moment ansatzweise wettmachen können.
Eine gute Geschichte muss nicht permanent überraschen. Manchmal entsteht Spannung auch dadurch, dass man bereits ahnt, was passieren wird und zuschauen muss, wie alles unaufhaltsam darauf hinausläuft. Gute Prequels (von denen es zugegeben wenige gibt) schaffen das. Arcane schafft das auch, mit Bravour.
Außerdem fühlt es sich großartig an, jahrelang über einen Twist zu spekulieren und ihn dann tatsächlich zu erleben. Wie eine Belohnung dafür, dass wir Fans aufmerksam zuschauen, Hinweise suchen und zusammen Theorien spinnen. Das Gleiche ist ja mit der Beziehung von Vi und Caitlyn passiert.
Also, liebe Story-Autoren: Keine Panik, wenn die Fans manche Wendung vorhersehen. Ihr müsst deswegen noch lange nicht verzweifelt die ganze Geschichte umwerfen. Nehmt es stattdessen doch als Lob, dass euch gelungen ist, logische Hinweise einzustreuen!
Natürlich steckt Arcane auch voller überraschender Wendungen: Was zwischen dem Hexkern, Viktor und Jayce passiert ist, hat wohl niemand kommen sehen. Auch in Staffel 1 haben Figuren wie Silco unvorhersehbar und dennoch logisch gehandelt. Der Serie gelingt da also ein gutes Gleichgewicht. Was sie sonst noch so fantastisch macht, lest ihr in unserem verlinkten Review!
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