Arcane: Staffel 2 ist stellenweise sehr vorhersehbar, aber das ist für mich die richtige Entscheidung

Warwicks Auftritt in Season 2 war keine Überraschung, auch seinen Hintergrund hatten Fans längst erraten. Steffi ist dankbar, dass die Story nicht geändert wurde, um einen billigen Überraschungseffekt zu erzielen.

Mit Viktor hat der hier angesprochene Twist nichts zu tun, wir wollen einfach niemanden mit dem Teaserbild spoilern. Bild: Netflix Mit Viktor hat der hier angesprochene Twist nichts zu tun, wir wollen einfach niemanden mit dem Teaserbild spoilern. Bild: Netflix

Achtung, in diesem Artikel stecken Spoiler zu den ersten vier Episoden von Arcane Staffel 2.

Der Werwolf ist aus dem Sack: Schon am Ende von Arcane Staffel 1 war er kurz zu sehen, nun ist Warwick tatsächlich in Zhaun angekommen. Und was für eine Ankunft! Sein Massaker im Stillwater-Gefängnis dürfte die bisher blutigsten Szene der Serie gewesen sein. 

Dass der LoL-Champion auftaucht, dürfte nach all den offiziellen Teasern niemanden überrascht haben. Jetzt stellt sich heraus: Auch die beliebteste Fan-Theorie um seine Herkunft hat genau ins Schwarze getroffen. Manche Serienmacher wären angesichts dessen in Panik geraten und hätten zwanghaft versucht, die Story umzuschreiben, um nur ja einen überraschenden Twist zu präsentieren – doch Arcane pfeift drauf.

Man könnte es so ausdrücken: »Dann sind wir halt vorhersehbar, na und? Ihr werdet es trotzdem lieben!«. Recht haben sie.

Stephanie Schlottag
Stephanie Schlottag

Steffi ist von Arcane so gefesselt wie von kaum einer anderen Serie. Früher hat sie League of Legends sehr viel gespielt, inzwischen ist sie dem berüchtigten MOBA entronnen. Wobei es sie langsam schon mal wieder in den Fingern jucken würde ...

Arcane sagt einem umstrittenen Trend Lebewohl

Spätestens seit Star Wars: The Last Jedi und seinen kontroversen Story-Entscheidungen hat sich der Begriff »Expectations subverted« (Erwartungen untergraben) in Fan-Debatten etabliert. Es ist ja auch irgendwo verständlich: Filme und Serien müssen fast schon viral gehen, um ihre meist hohen Entwicklungskosten wieder reinzuholen. Und unerwartete Twists können das befeuern – denkt nur mal dran, wie lange damals über die Red-Wedding-Episode von Game of Thrones gepostet wurde.

Auch so manche Geschichte in Game of Thrones ging auf überraschende und nicht unbedingt sinnvolle Weise aus. Bild: HBO Auch so manche Geschichte in Game of Thrones ging auf überraschende und nicht unbedingt sinnvolle Weise aus. Bild: HBO

Leider führt das aber manchmal auch dazu, dass Handlungsstränge plötzlich komplett umgeworfen oder abgebrochen werden, nur um dem Publikum etwas zu präsentieren, mit dem niemand gerechnet hat. Mein »liebstes« Beispiel dafür ist Staffel 4 der BBC-Serie Sherlock. Mit der sich die Serie auch direkt selbst beerdigt hat. Statt smart eingestreuter Hinweise gab es nur noch absurde Schockmomente, auf die man beim besten Willen nicht hätte kommen können.

Was hat das nun mit Arcane zu tun? Es wäre für die Serienmacher so leicht gewesen, dieser Verlockung ebenfalls zu erliegen. Nach Season 1 verbreiteten sich überall im Netz Posts darüber, warum Warwick und Vis und Jinx’ verstorbener Ziehvater Vander die gleiche Person sein könnten. In Akt 2 wurde das nun bestätigt – und auch, wenn viele davon nicht überrascht wurden, haut der Reveal emotional unglaublich rein. 

Arcane: Im Trailer zu Staffel 2 zerbricht eine Schwesternschaft und Fans blutet jetzt schon das Herz Video starten 2:05 Arcane: Im Trailer zu Staffel 2 zerbricht eine Schwesternschaft und Fans blutet jetzt schon das Herz

Was Andere daraus lernen sollten

Ich will mir die Alternative gar nicht wirklich vorstellen. Wenn man Warwicks Hintergrund umgeschrieben hätte, er irgendeine Nebenfigur oder gar ein völlig Unbekannter gewesen wäre. Wie viele wunderbare, bittersüße Interaktionen zwischen Vi, Jinx und dem Werwolf wären uns dadurch entgangen! Es hätte einen tragenden Story-Pfeiler von Season 2 zum Einsturz gebracht. Das hätte kein »WTF?«-Moment ansatzweise wettmachen können.

Eine gute Geschichte muss nicht permanent überraschen. Manchmal entsteht Spannung auch dadurch, dass man bereits ahnt, was passieren wird und zuschauen muss, wie alles unaufhaltsam darauf hinausläuft. Gute Prequels (von denen es zugegeben wenige gibt) schaffen das. Arcane schafft das auch, mit Bravour.

Warwick aus LoL sieht noch viel animalischer aus als in Arcane. Warwick aus LoL sieht noch viel animalischer aus als in Arcane.

Außerdem fühlt es sich großartig an, jahrelang über einen Twist zu spekulieren und ihn dann tatsächlich zu erleben. Wie eine Belohnung dafür, dass wir Fans aufmerksam zuschauen, Hinweise suchen und zusammen Theorien spinnen. Das Gleiche ist ja mit der Beziehung von Vi und Caitlyn passiert.

Also, liebe Story-Autoren: Keine Panik, wenn die Fans manche Wendung vorhersehen. Ihr müsst deswegen noch lange nicht verzweifelt die ganze Geschichte umwerfen. Nehmt es stattdessen doch als Lob, dass euch gelungen ist, logische Hinweise einzustreuen!

Natürlich steckt Arcane auch voller überraschender Wendungen: Was zwischen dem Hexkern, Viktor und Jayce passiert ist, hat wohl niemand kommen sehen. Auch in Staffel 1 haben Figuren wie Silco unvorhersehbar und dennoch logisch gehandelt. Der Serie gelingt da also ein gutes Gleichgewicht. Was sie sonst noch so fantastisch macht, lest ihr in unserem verlinkten Review!

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