Seite 2: Artifact - Valves Kampfansage an das Hearthstone-Prinzip

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Von Helden und Creeps

Haben wir alle drei Lanes durch, ist die Runde vorbei. Es folgt die Shopping-Phase, in der wir mit dem Gold unserer getöteten Feinde neue Items kaufen. Danach platzieren wir unsere Helden. Jedes Deck enthält fünf Recken, die Runde um Runde schrittweise das Spiel betreten. Wir bestimmen dabei, in welche Lane wir sie entsenden wollen. Und schon wieder stehen wir einer Wahl, die enorm clever bedacht werden will. Denn Zauber und Diener der vier Farben von Artifact können wir immer nur in Lanes mit einem Held der gleichen Farbe einsetzen. Wer etwa auf die starken grünen Kreaturen und Buffs Zugriff haben will, braucht auch einen grünen Helden. Der Verlust eines Recken ist dafür ein umso schwererer Schlag, selbst wenn sie nach einer Weile respawnen.

Jedes Deck enthält fünf Helden. Jedes Deck enthält fünf Helden.

Neben den Helden werden jede neue Runde auch noch zufällig zwei schwache Creep-Kreaturen über die Lanes verteilt. Das ist der eine Aspekt des Spiels, der uns noch nicht so recht gefallen wollte: So strategisch, wie sich der ganze Rest von Artifact spielt, wirken diese Zufallselemente fehl am Platz. Mehr noch, die Angriffswege unserer Diener werden ebenfalls zu Beginn der Runde ausgewürfelt. In der Regel stürmen sie nach vorne, manchmal greifen sie aber auch einen Gegner diagonal an, statt ungeblockt zum Turm durchzurennen. All das können wir mit Karten beeinflussen, hier wäre uns vorhersehbare Sicherheit aber lieber gewesen.

Karten für Helden

Der Deckbau in Artifact bringt einige interessante Kniffe mit. Die Helden zum Beispiel. Die bestimmen nicht nur die Farbe unseres Decks und durch ihre Fähigkeiten seine Strategie, sie mischen außerdem immer eigene Spezialkarten mit rein. Dazu legen wir noch ein eigenes Item-Deck an und bestimmen so, welche Gegenstände der Shop anbieten kann. Zumindest zum Teil: Jede Runde erhalten wir die Auswahl aus einer Karte unseres Itemdecks (die wir kaufen können, um die nächste aufzudecken), einer zufälligen aus dem Secret Shop und einem Verbrauchsgegenstand wie Kartenziehtränken. Gekaufte Ausrüstungsgegenstände drücken wir dann während der Partie unseren Helden in die Hand, um ihre Werte hochzuschrauben.

Der Deck-Editor von Artifact bietet zahlreiche Komfort- und Analysefunktionen, um einen Überblick über unser Werk zu erhalten. Der Deck-Editor von Artifact bietet zahlreiche Komfort- und Analysefunktionen, um einen Überblick über unser Werk zu erhalten.

Neben klassischem Deckbau bietet Artifact auch noch einen Draft-Modus. Der erinnert viel stärker an echten Boosterdraft als die Arena von Hearthstone. Nacheinander öffnen wir fünf Kartenpakete und picken uns daraus Karten, um das bestmögliche Deck zu basteln. Anders als in Hearthstone verschwinden die nicht gewählten Karten aber nicht ins Nirvana: Es handelt sich tatsächlich um digital simulierte Pakete, die nach unserem Pick an andere Spieler wandern.

Wir kriegen dann wiederum ein Paket, aus dem ein anderer Spieler bereits die ersten Karten entnommen hat und dadurch wird die Auswahl schwächer und schwieriger - eben wie in einem echten Draft, wo der Booster am Tisch herumgereicht wird. Uns hat der Deckbau enorm viel Spaß gemacht - und unser Deck mit einem Fokus auf Horden von Creeps war ein Draft-Meisterstück! Und nicht nur beim Draft bemüht sich Artifact, näher an gedruckte Kartenspiele heranzurücken.

Beim Draft müssen wir ständig abwägen, in welche Richtung wir unser Deck basierend auf der Kartenauswahl entwickeln wollen: Welche Farben, welche Helden, welche Strategien? Beim Draft müssen wir ständig abwägen, in welche Richtung wir unser Deck basierend auf der Kartenauswahl entwickeln wollen: Welche Farben, welche Helden, welche Strategien?

Eins der wenigen echten PC-Sammelkartenspiele

Eine der größten Besonderheiten von Artifact haben wir uns bis zum Schluss aufgehoben - und wir vermuten, dass es die kontroverseste sein wird. Denn Artifact ist kein Free2Play-Spiel - es funktioniert ganz genau wie ein echtes Sammelkartenspiel. Booster gibt's ausschließlich gegen Echtgeld, dafür können wir jede Karte auf dem Steam-Marktplatz kaufen oder verkaufen. "Das war einer der Gründe, warum ich dieses Spiel Valve vorgeschlagen habe", erzählt Garfield. Tauschen und Handeln sind aus Spielen wie Magic oder Yu-Gi-Oh kaum wegzudenken, aber Online-Kartenspiele sperrten sich bislang meistens dagegen.

Valve wagt also ein interessantes Experiment, mit Vor- und Nachteilen für den Spieler. Einerseits hat unsere Sammlung damit echten Wert und schlaue Händler könnten das in Artifact gesteckte Geld sogar durch lukrative Verkäufe zurückkriegen - je nachdem, wie sich die Preise entwickeln.

Artifact: The Dota Card Game - Screenshots ansehen

Andererseits macht das das Spiel aber auch anfälliger für Pay2Win. Schließlich gibt es schlichtweg keine Möglichkeit, ohne Geld sein Deck zu verbessern. Garfield verspricht aber, dass die seltenen Karten im Spiel längst nicht die besten sein sollen. Starke Commons, die "Pennys" wert sind und trotzdem ordentlich reinhauen, soll es in Hülle und Fülle geben. Ein nobles Ziel, und tatsächlich pickten wir uns im Draft längst nicht immer automatisch die seltenste Karte raus. Aber wir haben noch nicht genug gesehen, um die Gesamtheit von Artifact zu beurteilen. Werden sich vielleicht sogar Karten herauskristallisieren, für die wir hunderte Euro hinlegen müssen wie für die seltensten Magic-Karten oder Counter-Strike-Waffenskins?

Der Einstiegspreis beträgt immerhin nur 20 Dollar und wir kriegen dafür zwei Starterdecks und 10 Booster mit jeweils 12 Karten. Viel wird für Artifact davon abhängen, wie sich von diesem Sprungbrett aus die Wirtschaft des Spiels entwickelt. Aber so viel sei gesagt: Das ist eigentlich die einzige Frage, über die wir uns noch Sorgen machen. Denn das reine Gameplay macht einen fantastischen Eindruck.

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