Man merkt Assassin's Creed Mirage schon im ersten Gameplay-Trailer an, was es sein will: Ein Jubiläum des allerersten Assassin's Creed, ein technischer Schwanengesang für die Ära Odyssey, Origins und Valhalla, bevor Ubisoft in den nächsten Jahren mit Codename Red und Hexe das nächste große Kapitel seines erfolgreichsten Franchises aufschlägt.
Kein Wunder, dass im Vorfeld gemunkelt wurde, Mirage sei eigentlich als Valhalla-Addon konzipiert worden, in dem ihr eben Nebenfigur Basim statt Hauptcharakter Eivor steuert. Aber wen interessiert das Geschwätz von gestern, im Oktober 2023 erscheint Mirage als eigenständiges Spiel: Als Assassine Basim erkunde ich das frühmittelalterliche Bagdad und meuchle mich durch Reihen von Leuten, die ihr raues Schicksal garantiert verdient haben.
Und selbst als jemand, der das rollenspiel-lastige Odyssey geliebt hat, muss ich sagen: Diese Rückkehr zu alten AC-Tugenden kann sich bisher wirklich sehen lassen. Aber gerade wegen dieser großen Zurück zu den Wurzeln
-Ansage hoffe ich, dass Ubisoft folgende drei Stunts gelingen.
1. Lasst die Akrobatik nicht nur Show sein
Im Gameplay-Trailer präsentiert sich Basim als bewegliches Wundertalent, springt wie früher über Häuserschluchten, hechtet über Hindernisse, schwingt sich an Querbalken entlang. Aber wenn ihr im Video mal genau darauf achtet: Ubisoft zeigt quasi kein echtes Parkour, sondern bloß ein paar Tricks, die selbst die akrobatischen Sandsäcke Eivor, Bayek, Alexios und Kassandra größtenteils auf dem Kasten hatten:
Und das ist wichtig, weil Parkour in Odyssey, Valhalla und Origins explizit ins Hintertreffen geriet, Ubisoft hat mir damals im Interview sogar bestätigt, dass Parkour in so weitläufigen Landschaften einfach keine Rolle spielt. Kein Wunder also, dass Akrobatik-Fans wie ich die Manöver in den letzten Assassin's Creed einfach nur lahm fanden - zumindest verglichen mit früher: AC-Parkour bot immer entweder famose Kontrolle wie in den allerersten Teilen oder butterweiche Animationen wie in Unity.
Valhalla und Co. hatten nichts davon. Oder um es mal bildlich zu illustrieren:
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Ich bin hoffnungsvoll, aber auch skeptisch, dass Assassin's Creed Mirage hier wirklich bessere Wege einschlägt, gerade weil das Ding technisch eben kein Sprung, sondern eher ein Schritt weg von Valhalla wird. Diese neue Stabhochsprung-Animation bei Minute 00:30 im Trailer sieht zwar sexy aus, ist mir allerdings zu wenig klarer Beleg dafür, dass Parkour in Mirage wirklich wieder Spaß macht. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt.
2. Das Stealth-System ist die Chance!
So sehr Fans wie ich sich die ersten Assassin's Creeds auch immer schönreden, so sehr schmerzt die bittere Wahrheit: Als Stealth-Spiel war Assassin's Creed über Jahre für die Füße. So sehr für die Füße, dass erst der achte (!) Serienteil überhaupt einen eigenen Schleichbutton bekam!
Außerdem spielten sich die Kämpfe so anspruchslos simpel, dass Leisetreterei sich bloß aus Stilgründen lohnte - und Schwierigkeitsgrade gibt's auch erst seit Assassin's Creed Origins (2017). Mirage könnte die Chance sein, mal eine richtig packende Stealth-Erfahrung zu bieten, gerade weil Ubisoft hier ja kein Rollenspiel bieten will, mir also auch keine Build-Vielfalt zwischen Rambo und Ninja vorgaukeln muss.
Natürlich darf Mirage gerne Story-Modi für all die anbieten, die bloß locker durchlaufen wollen. Aber bitte, bitte gebt mir einen knackigen Schwierigkeitsgrad und eine echte Notwendigkeit, auch mal leise sein zu müssen. Dass ich Wachen bestechen oder mich auf Sitzbänken tarnen kann, ist ja schön und gut, aber wen kümmert's, wenn Basim wie Eivor in Valhalla Horden von Feinden im Alleingang plättet?
Das letzte Spiel, das hier wirklich Risiken einging, war Assassin's Creed Syndicate. Und selbst das nur in Ansätzen. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt.
3. Findet zurück zu alter Storygröße
In zynischen Momenten bin ich davon überzeugt, dass Ubisoft längst alle guten Story Writer vergrault hat und das restliche Ensemble sich irgendwo zwischen peinlicher Hipsterquest à la Far Cry 6 und dem schlimmsten Zirkel der Story-Hölle bewegt: dem Lore-Department von Rainbow Six: Siege. Aber ich weiß, dass das nicht stimmt.
Ich weiß, dass es in jedem Ubisoft-Spiel immer wieder wirklich gut geschriebene Akzente gibt, die an die glorreiche alte Zeit erinnern, als die Ubi-Studios in Far Cry, Assassin's Creed, Prince of Persia und Co. noch richtig gute Geschichten erzählen konnten.
Und als Hommage an früher wäre Mirage doch die Chance, das mal wieder aufleben zu lassen! Mit Basim schnappen sich die Devs ja schon mal den einen Charakter aus Valhalla, der mehr als die charakterliche Tiefe einer Tütensuppe besaß. Auf der anderen Seite war er dort auch ein komplizierter Trickster, ich bin mir also unsicher, wie er als sympathische Hauptfigur funktionieren soll.
Aber genau so ein Spannungsfeld bietet ja Raum für spannendes Storytelling! Ubisoft könnte hier mal wieder eine richtig gute, fokussierte Geschichte erzählen, die sich in keiner riesigen Open World zerfasert. Und die Hoffnung stirbt schließlich zuletzt.
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