Von Kommandanten und Praktikanten
Erstmals in der Serie spielt auch die Wahl der Waffe eine große Rolle. Jede Gattung richtet sich an bestimmte Spielertypen und bietet klare Vor- und Nachteile. Mit Schwert und Schild schlägt man sich als Allrounder, muss aber beim Schaden zurückstecken.
Die Doppelklinge eignet sich für extrem schnelle, ausweichende Klingentänzer, verzichtet jedoch auf die Defensive eines Schilds. Die Zweihandkeule bietet eine Konter-Parade, aber einen sperrigen schweren Hieb. Was alle Waffentypen gemeinsam haben: Das Kämpfen macht verflucht viel Spaß.
Eine Einschränkung müssen wir dabei aber machen: Auf dem PC legen wir euch tendenziell eher das Gamepad ans Herz. Die Tastaturbelegung funktioniert war durchaus, alle Tasten lassen sich frei zuweisen, die Menüs wurden für die Maus optimiert und Bogenschützen freuen sich über eine butterweiche Shooter-Steuerung beim Zielen.
Trotzdem besetzt Bayeks Arsenal an Bewegungs- und Aktionsmöglichkeiten so viele Tasten, dass man sich im Nahkampf gern mal die Finger verknotet. Wer blockend ausweicht, muss »Shift«, »Leertaste« und »WASD« bemühen. Der Controller bedient sich in den Kämpfen geschmeidiger.
Auf dem höchsten Härtegrad gibt es allerdings Situationen, in denen selbst der beste Kämpfer die Flucht ergreifen muss. Gut so, denn Assassin's Creed war bisher immer einen Ticken zu anspruchslos. Auf leichter und normaler Stufe merkt man das auch noch - hier fordern die Kämpfe bisweilen zu wenig. Aber wer beim Schwierigkeitsgrad voll aufdreht, muss tatsächlich grübeln, wie er beispielsweise eine römische Festung infiltrieren will.
Mehr wie Far Cry
Die Sichtweiten der Wachen ähneln hier nämlich eher Far Cry als Assassin's Creed. Natürlich lässt sich die KI ab und an austricksen, aber im Schnitt werden wir schneller gesehen, härter verfolgt und effizienter umgebracht. Glücklicherweise haben auch Leisetreter ein ordentliches Werkzeug-Arsenal zur Auswahl.
Mit dem Raubtier-Bogen zoomt Bayek über große Distanz und verteilt tödliche Kopfschüsse, die Munition geht aber rasch zur Neige. Aus nächster Nähe tötet er mit der guten, alten versteckten Klinge. Alternativ verseuchen wir herumliegende Leichen mit ansteckendem Gift.
Oder wir warten einfach auf den Einbruch der Nacht und überraschen den Kommandanten, während er schläft. Hätte er die Nachtschicht mal lieber nicht seinen Praktikanten überlassen.
Ein Rollenspiel?
Besonders heikel wird die ganze Strategie-Frage, wenn wir Feinde angreifen, die im Level über uns sind. Assassin's Creed: Origins setzt nämlich auf ein rollenspiel-ähnliches Stufensystem. Für diverse Aktionen im Spiel gibt's Erfahrungspunkte, Bayek steigt im Level auf, schaltet neue Skills frei und wird stärker. Das gilt allerdings auch für Gegner. Wer mit Level 20 einen Gegner auf Stufe 30 angreift, erreicht selbst mit versteckter Klinge im Schleichmodus ziemlich wenig.
Theoretisch kann man sich trotzdem in ein Level-30-Gebiet schleichen und Schätze abstauben, solange man sich nicht schnappen lässt, diese Freiheit lässt uns das Spiel. Trotz Erfahrungspunkte-System artet Origins an keiner Stelle in langatmigen Grind aus.
Die Kampagne führt uns einmal quer über die Weltkarte - wer sich ein bisschen daran orientiert und links und rechts ein paar Nebenquests mitnimmt, erreicht das empfohlene Level fürs Finale quasi automatisch.
Das Skill-System
Auch beim Verteilen von Skillpunkten muss man sich nicht wie bei vielen Rollenspielen verrückt machen, versehentlich den falschen Build zu wählen. Nach Erreichen des Maximallevels erhält man weiterhin regelmäßig Fähigkeitspunkte, mit denen man den Skilltree theoretisch komplett ausbauen kann.
Wirklich notwendig ist das allerdings nicht: Die Endgame-Inhalte (darunter einige besonders knifflige optionale Bosskämpfe) lassen sich mit dem Maximallevel von 40 und einer entsprechend hochstufigen Waffe gut schaffen.
Und wie bei den meisten Ubisoft-Open-Worlds erkennt man ohnehin auf den ersten Blick, welche Skills cool und welche ziemlich lahm sind. Wer wählt beispielsweise ein größeres Lungenvolumen beim Tauchen oder einen Rabatt bei Händlern, wenn er stattdessen Löwen zähmen oder per Schildschlag gegnerische Deckungen zerstören kann?
Die verfügbaren Skills sind zwar deutlich besser als in Assassin's Creed Syndicate, die meisten Spieler werden sich aber (in leicht abgewandelter Reihenfolge) für dieselben Fertigkeiten entscheiden, weil andere eher unspektakulär sind. Von einem waschechten Rollenspiel kann man hier also nicht reden, zumal es auch bei den Quests keinerlei Entscheidungsmöglichkeiten gibt.
Der Skilltree
Der Skilltree von Assassin's Creed: Origins fächert sich in Kampf-, Schleich- und Gadget-Fertigkeiten auf. Wer will, kann aber alle Bäume maximieren, da es auch nach Erreichen des Maximallevels von 40 für ein bestimmtes Maß an Erfahrung einen neuen Skillpunkt gibt. Am Anfang empfiehlt es sich, Bayeks Kriegerfertigkeiten auszubauen, da es immer mal wieder zu Handgreiflichkeiten kommt. Am äußersten Rand aller drei Bereiche findet sich jeweils ein Skill, der plump den Schaden mit Bogen, Schlagwaffe oder Gadget erhöht. Hier kann man beliebig viele Punkte investieren und den Schaden so theoretisch ins Unendliche treiben.
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